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Annual Report 2012 - Departement Bau, Umwelt und Geomatik ...

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EUROPA VERMESSEN<br />

SURVEY OF EUROPE<br />

Karte 6: Rohdaten für das Zentrum<br />

von Prag, wie sie in der<br />

Datenbank abgelegt sind<br />

(77 Erzähltexte, erschienen<br />

zwischen 1861 <strong>und</strong> 1918).<br />

Map 6: Raw data for the city centre<br />

of Prague as they are stored<br />

in the database (77 works of fiction,<br />

published between 1861<br />

and 1918).<br />

friesland dagegen erweist sich als in sich geschlossener<br />

Mikrokosmos.<br />

Ein weiteres Phänomen, das sich anhand von Karten<br />

zeigen lässt, sind sogenannte „blockierte Räume“. Gezeigt<br />

wurde dies anhand eines Vergleichs von Schauplätzen aus den<br />

Werken Theodor Storms, des berühmtesten friesischen Schriftstellers<br />

(von ihm stammt die Novelle „Der Schimmelreiter“) <strong>und</strong><br />

seinen Zeitgenossen. Auf den statistischen Karten (siehe auch<br />

Karten 6+7) des Projektmitarbeiters Hans Rudolf Bär, ist klar<br />

zu sehen, dass sich Storms Werk stark auf die Stadt Husum<br />

konzentriert (grün eingefärbt). Zeitgenossen <strong>und</strong> spätere Autoren<br />

siedeln ihre Geschichten tendenziell anderswo an<br />

(rot/orange eingefärbt) <strong>und</strong> versuchen gar nicht erst, in Storms<br />

„Territorium“ einzudringen (Karte 8).<br />

Ähnliche Phänomene finden sich auch für die Region<br />

um den Vierwaldstättersee. So hat Friedrich Schillers „Wilhelm<br />

Tell“ einzelne Orte (Rütli, Hohle Gasse etc.) geradezu annektiert,<br />

neben ihm bzw. neben den vielen Nacherzählungen <strong>und</strong><br />

Umdeutungen des Mythos kann dort praktisch nichts anderes<br />

bestehen.<br />

Diese plausiblen <strong>und</strong> interessanten Thesen stossen<br />

im Fach der Literaturwissenschaft allerdings immer wieder auf<br />

Widerstand. „Es sind stets die gleichen Vorwürfe, die man uns<br />

macht“, sagt Piatti. Abgesehen von denjenigen, die jeglichen<br />

Similar phenomena are fo<strong>und</strong> for the region aro<strong>und</strong> Lake Lucerne.<br />

Friedrich Schiller’s “William Tell“”, for example, has more or less<br />

taken over certain places (Rütli, Hohle Gasse, etc.), with the result<br />

that practically nothing other than this story or its many retellings<br />

and reinterpretations could possible exist there.<br />

However, these plausible, interesting hypotheses frequently<br />

meet with resistance in the field of literary scholarship.<br />

“It is always the same criticisms that are levelled against us,”<br />

says Piatti. In addition to those who doubt any connection between<br />

fictional space and geospace, there are many reservations<br />

with regard to working with maps. One of the most<br />

frequently-expressed doubts is that a map limits the literary text<br />

to geographical aspects, thus reducing it. To this, Barbara Piatti<br />

replies: “I constantly have to stress that the map is not the answer,<br />

but an instrument, just like many other methods. With a little<br />

imagination and reflection, many new aspects can be made<br />

visible. However, that which is made visible must then be clarified<br />

and explained using further literary scholarship methods.”<br />

Despite these criticisms, literary geography is increasingly<br />

becoming established as an innovative direction, as<br />

shown by numerous research projects related to the “Literary<br />

Atlas of Europe”.<br />

The “Literary Atlas of Europe” not only represents a<br />

new branch of literary scholarship and cartography, but also in-<br />

104 D-BAUG Jahresbericht <strong>2012</strong>

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