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Die Fernrakete V 2 und ihre Starträume in den Kreisen Borken ...

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In der Rückschau auf das Jahr 1944 liegt die Bedeutung der V2 für Metelen dar<strong>in</strong>, dass unmittelbar an se<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>degrenze im<br />

Wacholderbrook (Bahnhof Metelen-Land) <strong>und</strong> <strong>in</strong> Schöpp<strong>in</strong>gen an der Grenze zu Metelen 186 die <strong>Fernrakete</strong> V2 stand <strong>und</strong> von hier<br />

gestartet wurde, die die Kriegstechnik revolutionierte. Geschossen wurde damals nach dem Pr<strong>in</strong>zip, das noch heute die militärische<br />

<strong>und</strong> zivile Raketentechnik bestimmt. Metelen war für e<strong>in</strong>en Augenblick der Weltgeschichte e<strong>in</strong> gefährlicher militärischer <strong>und</strong> e<strong>in</strong><br />

gefährdeter ziviler Punkt im Weltkriegsgeschehen, der e<strong>in</strong>erseits über H<strong>und</strong>erte von Kilometern h<strong>in</strong>weg <strong>den</strong> Aufmarsch der<br />

Alliierten im Raum Antwerpen beh<strong>in</strong>derte, andererseits von <strong>den</strong> Alliierten durch Luftaufklärung gesucht wurde, um zum<br />

Schweigen gebracht zu wer<strong>den</strong>.<br />

In diesem Zusammenhang waren Metelen <strong>und</strong> Umgebung <strong>in</strong> höchstem Maße bedroht <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Gefahr, <strong>in</strong> die Vernichtung der V<br />

2-Abschußstelle verwickelt zu wer<strong>den</strong>. Das zeigt die Bombardierung der Geme<strong>in</strong>de Alstätte 187 .<br />

<strong>Die</strong> <strong>in</strong> Metelen bzw. Leer/Haltern stationierte SS-Werfer Batterie 500 bestand aus drei Zügen,<br />

die alle im Raum Metelen-Leer-Schöpp<strong>in</strong>gen stationiert waren. Sie waren dem Gefechtsstand<br />

auf dem Hofe Hanhues <strong>in</strong> der Bauerschaft Haltern (Leer) zugeordnet. <strong>Die</strong> Schreibstube der<br />

E<strong>in</strong>heit befand sich auf dem benachbarten Hof Haverkock, wo auf der <strong>Die</strong>le der große<br />

Kartentisch aufgestellt war. Für die Angst vor Entdeckung durch die alliierte Luftaufklärung<br />

ist der folgende Vorfall beispielhaft. Um <strong>den</strong> fe<strong>in</strong>dlichen Fliegerverbän<strong>den</strong> ke<strong>in</strong>e<br />

Angriffsziele zu bieten, mussten alle Lichtaustrittsöffnungen seit Kriegsbeg<strong>in</strong>n bei<br />

Dunkelheit abgeschirmt wer<strong>den</strong>. Als e<strong>in</strong>es Abends e<strong>in</strong>e schwere Detonation zu hören war 188 ,<br />

befürchtete der Truppführer, die Geräusche wären das Anzeichen für e<strong>in</strong>en alliierten<br />

Fliegerangriff. Er vermutete, dies könne mit e<strong>in</strong>em zufällig nicht abgedunkelten Lichtschacht<br />

im Hause Haverkock <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung stehen <strong>und</strong> machte dem Bauern schwerste Vorwürfe. <strong>Die</strong><br />

Konsequenz war, daß die Schreibstube augenblicklich <strong>ihre</strong>n Standort im Hause Haverkock<br />

aufgab. Das Detonationsgeräusch soll allerd<strong>in</strong>gs mit dem Absturz e<strong>in</strong>er V2<br />

zusammengehangen haben, die bei Stücker an Metelen-Land am 2.11.1944 gegen 19.00 Uhr<br />

als "Ausbrenner" niedergegangen war.<br />

Im Gefechtsstand Hanhues 189 liefen die Fä<strong>den</strong> von <strong>den</strong> drei Zügen<br />

zusammen, die die E<strong>in</strong>heit 500 unter dem E<strong>in</strong>heitsführer Miesel 190<br />

bildeten. Das Quartier des dritten Zuges befand sich <strong>in</strong> Metelen-<br />

Land. <strong>Die</strong> e<strong>in</strong>zelnen Arbeitstrupps waren auf verschie<strong>den</strong>e<br />

Quartiere verteilt. Auf dem Anwesen der Baumschule Rose lag der<br />

Wagentrupp. Der Feuerleitoffizier Theo H<strong>in</strong>kel 191 , me<strong>in</strong><br />

Informant, war hier ebenfalls untergebracht. Der Elektrotrupp<br />

hatte bei Böhmer Quartier bezogen. Am Bahnhof Metelen-Land <strong>in</strong><br />

der Gastwirtschaft Böw<strong>in</strong>g- Stoermann hatte sich der<br />

Triebwerkszug e<strong>in</strong>gerichtet. <strong>Die</strong> Schreibstube befand sich <strong>in</strong> der Gaststätte Pöpp<strong>in</strong>g. Hier gab<br />

es e<strong>in</strong>en Telefonanschluß, weil Pöpp<strong>in</strong>gs die Postnebenstelle an Metelen-Land führten. <strong>Die</strong><br />

übrigen bei<strong>den</strong> Züge waren <strong>in</strong> Schöpp<strong>in</strong>gen untergebracht. Aus verschie<strong>den</strong>en Anmerkungen<br />

Theo H<strong>in</strong>kels <strong>und</strong> der Tatsache, dass am 10.10.1944 der erste oder zweite Zug der SS-Werfer<br />

Batterie 500 aus dem von Oerschen Wald <strong>in</strong> Schöpp<strong>in</strong>gen <strong>ihre</strong> erste Rakete startete, ist<br />

anzunehmen, dass beide im Bereich Haverbeck <strong>in</strong> Quartier gelegen haben.<br />

Der <strong>Die</strong>nstablauf e<strong>in</strong>es Zuges wurde von dem Zeitpunkt des Abschusses der Rakete<br />

bestimmt, d.h., der Zug war Tag <strong>und</strong> Nacht im E<strong>in</strong>satz. Es konnte nämlich passieren, dass<br />

z.B. flüssiger Sauerstoff nicht angeliefert wer<strong>den</strong> konnte. <strong>Die</strong> Folge war, dass die<br />

186<br />

Verschie<strong>den</strong>tlich wird von Leuten behauptet, aus der "Wirre" auf Metelener Gebiet seien V2 gestartet<br />

wor<strong>den</strong>. Sie können aber ke<strong>in</strong>en Beweis dafür antreten.<br />

187<br />

Rod<strong>in</strong>, S. Er schränkt aber e<strong>in</strong>, dass es auch andere Gründe für die Bombardierung gegeben haben könnte.<br />

188<br />

Frau Tertelmann, me<strong>in</strong>e Informant<strong>in</strong> für diesen Vorfall, geborene Haverkock, lebte damals dort auf dem Hof.<br />

Ihrer Me<strong>in</strong>ung nach habe es sich bei der Detonation um <strong>den</strong> Niedergang der V2 bei Stücker an Metelen-Land<br />

gehandelt. (Niedergang am 02.11.1944 gegen 19.00 Uhr)<br />

189<br />

Südhoff, S. 341, gibt fälschlicher Weise das F<strong>in</strong>anzamt Burgste<strong>in</strong>furt als Sitz des Stabes der SS-Werfer<br />

Batterie 500, bzw. der schießen<strong>den</strong> Züge dieser E<strong>in</strong>heit an. Im F<strong>in</strong>anzamt lag der Stab der Art .Abt. 485. Vgl.<br />

hierzu me<strong>in</strong> Gespräch mit He<strong>in</strong>z Redmann.<br />

190<br />

Vgl. Anm. 20.<br />

191<br />

Südhoff nennt fälschlicher Weise die Gaststätte Böw<strong>in</strong>g-Störmann als Quartier, H<strong>in</strong>kel hat ausdrücklich<br />

betont, bei Rose gewohnt zu haben.<br />

Foto: Platzhalter für H<strong>in</strong>kel<br />

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