Die Fernrakete V 2 und ihre Starträume in den Kreisen Borken ...
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Bahnhofsgebäude vorbei <strong>in</strong> nördlicher Richtung dicht neben <strong>den</strong> Gleisen- nur durch e<strong>in</strong>e<br />
Gebüschreihe von der Bahnstrecke getrennt- entlang. Nach ca. 200 Metern bog vom<br />
Fahrweg rechtw<strong>in</strong>klig e<strong>in</strong> Weg <strong>in</strong> <strong>den</strong> Wald ab, der nach etwa h<strong>und</strong>ert Metern e<strong>in</strong>en<br />
Waldweg kreuzte. Folgte man diesem Querweg, der <strong>in</strong>nerhalb des Waldgeländes parallel zur<br />
Bahn nach Sü<strong>den</strong> ca. 200 Meter zurückführte, so gelangte man nach etwa 100 m zur<br />
Abschussstelle der V2. Der heutige Besucher staunt über der Kargheit des Ortes: ke<strong>in</strong><br />
Betonwerk, ke<strong>in</strong> Eisenschrott. Alle<strong>in</strong> zwei Vertiefungen 195 im Waldbo<strong>den</strong> neben dem<br />
Fahrweg s<strong>in</strong>d die verbliebenen Spuren der Feuerstellung des A 4 (Aggregat 4), im<br />
Kriegse<strong>in</strong>satz V2 genannt.<br />
Der eiserne Raketenabschusstisch wurde <strong>in</strong> der Mitte des Fahrweges aufgestellt. Für das<br />
Stromaggregat <strong>und</strong> <strong>den</strong> Feuerleitpanzer waren die zwei genannten Vertiefungen etwa 20 m<br />
vom Weg <strong>in</strong> westlicher Richtung zwischen <strong>den</strong> Bäumen ausgeworfen wor<strong>den</strong>. Der<br />
Raketenwagen fuhr <strong>in</strong> das Waldgelände bis zum zweiten Knick h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Von hier aus drückte<br />
der Motorwagen <strong>den</strong> Transportwagen mit der Rakete rückwärts <strong>den</strong> Waldweg h<strong>in</strong>unter bis<br />
vor <strong>den</strong> Starttisch, wo er vom Raketenzug <strong>in</strong> Empfang genommen wurde. Mit Hilfe des<br />
Hebearms auf dem Transportfahrzeug wurde die Rakete auf dem Starttisch senkrecht<br />
aufgerichtet. <strong>Die</strong> Tankfahrzeuge blieben derweil <strong>in</strong> der Bereitstellung stehen. Sie wur<strong>den</strong> erst<br />
dann an <strong>den</strong> Starttisch herangebracht, wenn die Prüfphase, die Generaldurchschaltung, das<br />
Betriebsbereitmachen der Rakete, abgeschlossen war. <strong>Die</strong> Rakete war e<strong>in</strong> zyl<strong>in</strong>drischer<br />
Körper, vorn spitz, nach h<strong>in</strong>ten verjüngt. Sie hatte e<strong>in</strong>e Länge von 14,02 m. Der Durchmesser<br />
des Rumpfes betrug an der stärksten Stelle etwa 1,65 m, an <strong>den</strong> Heckflossen 3,56 m. <strong>Die</strong><br />
Außenhaut bestand aus Stahlblech <strong>und</strong> war mit e<strong>in</strong>em Tarnanstrich versehen. <strong>Die</strong> Rakete<br />
bestand aus der Spitze, dem Geräteraum, dem Mittelteil, dem Antriebsblock <strong>und</strong> dem Heck.<br />
<strong>Die</strong> Spitze enthielt <strong>den</strong> Druckzünder <strong>und</strong> <strong>den</strong> Sprengstoff. Im Geräteraum waren die<br />
Steuerungsgeräte untergebracht, wie Zeitschaltwerk, Steuerungskreisel, Leitstrahlgerät,<br />
Zündernetzteil, Batterien usw. <strong>Die</strong> bei<strong>den</strong> Leichtmetalltanks für <strong>den</strong> flüssigen Sauerstoff <strong>und</strong><br />
<strong>den</strong> Methylalkohol befan<strong>den</strong> sich im Mittelteil. Der Antriebsofen, verschie<strong>den</strong>e Pumpen usw.<br />
waren im Antriebsblock untergebracht. Wesentliche Elemente des Hecks waren die 4,50 m<br />
hohen Flossen mit <strong>den</strong> Luftrudern an <strong>den</strong> Außenecken <strong>und</strong> die vier Graphitruder. Der etwa<br />
e<strong>in</strong>en Meter lange Zünder an der Raketenspitze war von Plexiglas umhüllt. Er war, nach<br />
Me<strong>in</strong>ung der Bedienungsmannschaft so e<strong>in</strong>gestellt, daß die <strong>in</strong>s Ziel stürzende Rakete durch<br />
<strong>den</strong> Druck noch vor dem Aufprall auf dem Bo<strong>den</strong> explodieren <strong>und</strong> die dabei freigesetzten<br />
Druckwellen große Zerstörungen herbeiführen sollten. In der Praxis gelang das wohl nicht.<br />
Der Sprengstoff, fast e<strong>in</strong>e Tonne (976 kg), bestand aus Nitroglyzer<strong>in</strong> <strong>in</strong> fester Form. <strong>Die</strong><br />
Rakete hatte e<strong>in</strong>e Reichweite von 320 km, nach Weiterentwicklung kam sie auf 380 km.<br />
Mit dem Beg<strong>in</strong>n der Startvorbereitungen nahm der Feuerleitoffizier mit se<strong>in</strong>en bei<strong>den</strong> Helfern<br />
im Feuerleitpanzer Platz. Er verließ <strong>den</strong> Panzer erst dann wieder, wenn die Rakete <strong>den</strong><br />
Abschusstisch verlassen hatte oder wenn Fehler auftraten <strong>und</strong> der Count-down unterbrochen<br />
wer<strong>den</strong> mußte. In solchen Fällen beteiligte sich der Feuerleitoffizier (FLO) an der<br />
Fehlersuche.<br />
195 <strong>Die</strong> noch vorhan<strong>den</strong>en Vertiefungen entsprechen Lage <strong>und</strong> Größe der damaligen Erdlöcher.<br />
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