thüringen 01-05
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Wirtschaftsspiegel: Thüringen<br />
mit seiner mittelständisch geprägten<br />
Wirtschaft ist auf gute<br />
Forschungseinrichtungen in der<br />
Nähe angewiesen. Wie gut funktioniert<br />
deren Zusammenarbeit<br />
mit den Unternehmen in der<br />
„Denkfabrik“?<br />
Goebel: „In der Tat ist die Thüringer<br />
18 WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
THÜRINGEN MÄRZ 20<strong>05</strong><br />
Wirtschaft in hohem Maße auf die<br />
Kooperation mit öffentlichen Forschungseinrichtungen<br />
angewiesen.<br />
So sind gegenwärtig in Thüringen etwa<br />
4400 Personen im Bereich der<br />
gewerblichen Wirtschaft in Forschung<br />
und Entwicklung beschäftigt,<br />
das entspricht 4,1 FuE-Tätige je<br />
1000 Beschäftigte. Der Durchschnitt<br />
in den alten Ländern ist mehr als<br />
doppelt so groß. Während in den<br />
westdeutschen Ländern rund 70<br />
Prozent des FuE-Personals in der<br />
privaten Wirtschaft tätig ist, beträgt<br />
dieser Anteil in Thüringen nur rund<br />
50 Prozent. Hier müssen deshalb die<br />
Hochschulen und Forschungseinrichtungen<br />
einspringen. Während sie<br />
in den Jahren 1996-1999 insgesamt<br />
rund 85 Millionen Euro so genannte<br />
Drittmitteleinnahmen aus der Wirtschaft<br />
für sich verbuchen konnten,<br />
waren es in den Jahren 2000 - 2004<br />
insgesamt mehr als 120 Millionen<br />
Euro. Eine besonders starke Rolle<br />
spielen dabei die der Forschung verpflichteten<br />
außeruniversitären Forschungseinrichtungen,<br />
die eine Steigerung<br />
von rund 58 Prozent verzeichnen<br />
können.“<br />
TITELTHEMA<br />
Patente und kein Ende?<br />
Wirtschaftsspiegel Thüringen im Gespräch mit Kultusminister Prof. Dr. Jens Goebel zum Technologiestandort Thüringen<br />
Prof. Dr. Jens Goebel<br />
Kultusminister<br />
Freistaat Thüringen<br />
Neue Trasse<br />
Die Qual durch Geras Talkessel hat ein absehbares Ende<br />
Gera (ul) Gleich für drei Straßenbauprojekte<br />
im Großraum Gera wurden<br />
mit dem symbolischen Spatenstich<br />
Anfang März offiziell gestartet.<br />
Dabei handelt es sich um den sechsspurigen<br />
Ausbau der Autobahn A4<br />
zwischen den Anschlußstellen Gera-<br />
Nord und Gera-Leumnitz, den Neubau<br />
der Osttangente sowie die Nordanbindung.<br />
Pünktlich zur Eröffnung der Bundesgartenschau<br />
im April 2007 in Gera<br />
und Ronneburg soll über die neuen<br />
Trassen, in die Bund und Land<br />
Thüringen insgesamt 77,2 Millionen<br />
Euro investieren, der Verkehr rollen.<br />
Im Zuge des Baugeschehens werden<br />
insgesamt 14 Brücken und zwei<br />
Überführungen errichtet. Außerdem<br />
müssen 1,5 Millionen Kubikmeter<br />
Erdreich bewegt werden.<br />
Das Planfeststellungsverfahren für<br />
den Ausbau der A4 auf rund fünf Kilometern<br />
Länge wurde bereits im<br />
März 1998 eingeleitet. Parallel dazu<br />
wurden der Neubau der Osttangente<br />
und der Nordanbindung mit dem<br />
Ziel geplant, die Landesstraße mit<br />
der Autobahn zu verknüpfen. Die<br />
2,65 Kilometer lange Osttangente<br />
führt die bereits 2000 fertiggestellte,<br />
70 Millionen Euro teure Südost-Tangente<br />
fort, die die Bundesstraßen<br />
B92 und B7 miteinander verknüpft.<br />
Die 5,7 Kilometer lange Nordanbindung<br />
schließt die Lücke von der A4<br />
in Richtung Zeitz.<br />
Als „ein wahrhaftiges Großprojekt“<br />
bezeichnete die Parlamentarische<br />
Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium,<br />
Iris Gleicke, die<br />
Bündelung der Baumaßnahmen von<br />
Bund und Land Thüringen. Sie verband<br />
damit die Hoffnung auf „mehr<br />
Beschäftigung für die Region”. Die<br />
soll bereits das an der Nordtangente<br />
gestartete Pilotprojekt bringen. Gefördert<br />
mit einer Million Euro von<br />
der Bundesagentur für Arbeit, finden<br />
dort 15 Fachkräfte eine den Tarifverträgen<br />
entsprechende Beschäftigung<br />
im ersten Arbeitsmarkt.<br />
Im Freistaat beobachtet<br />
FOTO: WWW.BILDERBOX.BIZ<br />
Wirtschaftsspiegel: Nach der<br />
Wende ist im Grunde eine neue<br />
Wissenschafts- und Forschungslandschaft<br />
entstanden. Wo steht<br />
der Freistaat heute? Hat die<br />
„Denkfabrik“ genügend Erfinder?<br />
Goebel: „Erfinder kann man nie genug<br />
haben. Aber eine sehr positive<br />
Bilanz haben wir schon aufzuweisen.<br />
So gab es 1995 aus Thüringen 488<br />
Patentanmeldungen. Im vergangenen<br />
Jahr waren es schon 831. Bezogen<br />
auf die Einwohnerzahl liegt<br />
Thüringen mit deutlichem Abstand<br />
an der Spitze aller neuen Länder und<br />
inzwischen sogar vor drei alten Bundesländern.<br />
Bemerkenswert ist,<br />
dass der Anteil der aus den Wissenschaftseinrichtungen<br />
und von freien<br />
Erfindern stammenden Patente in<br />
Thüringen besonders hoch ist. Ingesamt<br />
gesehen ist die Wissenschaftsund<br />
Forschungslandschaft in Thüringen,<br />
wie man heute sagt,<br />
‘gut aufgestellt’. Wir haben in den<br />
vergangenen Jahren große Fortschritte<br />
gemacht, auch wenn uns die<br />
Finanznot der öffentlichen Haushalte<br />
zunehmend Probleme bereitet.“<br />
Bühne mit Besucherrekord<br />
Rudolstadt (su) Aus immer größerer<br />
Entfernung kommen Besucher<br />
ins Theater Rudolstadt und bescherten<br />
der Spielstätte im vergangenen<br />
Jahr einen Besucherrekord.<br />
Mehr als 50 000 Menschen besuchten<br />
im Jahre 2004 die Vorstellungen<br />
der drei Spielstätten. Im Vergleich<br />
zum Vorjahr war das ein Zu-<br />
Wirtschaftsspiegel: Die mittelständische<br />
Wirtschaft beklagt<br />
zunehmend einen Mangel an<br />
Fachkräften. Zugleich wandern<br />
immer mehr Absolventen Thüringer<br />
Hochschulen in andere Länder<br />
ab. Fehlt es der Ausbildung<br />
an Praxisnähe?<br />
Goebel: „Die Frage kann ich mit einem<br />
klaren NEIN beantworten. Vor<br />
allem an den Fachhochschulen des<br />
Landes, aber auch an den Universitäten<br />
wird ein reger Kontakt mit<br />
der Praxis gepflegt. So betrachten<br />
etwa die Studenten der TU Ilmenau<br />
die in nahezu allen Studiengängen<br />
zu belegenden Praktika geradezu als<br />
ein ‘Markenzeichen’ der Universität.<br />
Als besonderes Beispiel der "Praxisnähe"<br />
kann ich auch den neuartigen<br />
Studiengang ‘Optronic’ im Verbund<br />
der Friedrich-Schiller-Universität Jena<br />
und der TU Ilmenau nennen. Der<br />
Studiengang ist nachfrageorientiert<br />
entstanden, denn die optische Industrie<br />
braucht bis 2<strong>01</strong>0 etwa 6000<br />
Fachkräfte.“<br />
DAS INTERVIEW FÜHRTE REDAKTUER UWE FROST<br />
wachs von rund 20 Prozent. Gleichzeitig<br />
erhöhte sich auch die Zahl<br />
der Vorstellungen von 290 auf 380<br />
jährliche Aufführungen. Nach der<br />
Fusion mit dem Theater Eisenach<br />
trennten sich die Rudolstädter<br />
2003, nach siebenjähriger Zusammenarbeit,<br />
aus dem Spielstätten-<br />
Verbund.