thüringen 01-05
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Seit nunmehr<br />
drei Jahren wirbt<br />
der Freistaat mit<br />
diesem Slogan<br />
für sich. Nicht<br />
ganz ohne Erfolg,<br />
wie die Entschei-<br />
4 WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
THÜRINGEN MÄRZ 20<strong>05</strong><br />
Thüringen kann auf eine lange<br />
Liste von Denkern und Forschern<br />
zurückblicken. Zu nennen<br />
ist gewiss das Jenaer Dreigestirn<br />
von Carl Zeiss, Ernst Abbe<br />
und Otto Schott, deren Firmen bis<br />
heute Weltruf genießen.<br />
Der Mechaniker und Unternehmer<br />
Carl Zeiss (1816-1888) gründete<br />
1846 eine feinmechanisch-optische<br />
Werkstatt, in der Mikroskope gefer-<br />
tigt wurden, zunächst in Handarbeit.<br />
Er beauftragte seinen Freund<br />
Ernst Abbe (1840-19<strong>05</strong>), den<br />
Grundstein für die industrielle Fertigung<br />
von optischen Systemen zu legen.<br />
Auf ihn geht unter anderem die<br />
noch heute in der Augenoptik gebräuchliche<br />
Dioptrien-Zahl zurück.<br />
Abbe und Zeiss arbeiteten in Jena<br />
auch unternehmerisch zusammen.<br />
Otto Schott (1851-1935) beschäftigte<br />
sich wie schon sein Vater mit<br />
der Glasfabrikation. 1881 kam er<br />
nach Jena und lernte dort Abbe und<br />
Zeiss kennen.<br />
In der Saalestadt richtete er eine<br />
Schmelz- und Forschungsstätte ein,<br />
entwickelte das weltberühmte Jenaer<br />
Glas und leitet bis 1919 das<br />
TITELTHEMA<br />
Schott Glaswerk. Doch auch auf anderen<br />
Gebieten haben sich Thüringer<br />
hervorgetan. Zu ihnen gehört<br />
der Pädagoge Friedrich Fröbel<br />
(1782-1852).<br />
Er lernte als Hauslehrer die Ideen<br />
Pestalozzis kennen und vertrat die<br />
Ansicht, dass auch Kindern aus ärmeren<br />
Familien eine gute Ausbildung<br />
zuteil werden sollte.<br />
So gründete er Kindererziehungs-<br />
heime und wurde zum Initiator der<br />
Kindergartenbewegung. Der Beruf<br />
der Kindergärtnerin geht auf die<br />
von ihm initiierten Kurse für Kinderpfleger<br />
zurück. Noch heute<br />
großer Beliebtheit erfreut sich das<br />
von Fröbel entwickelte Spielzeug -<br />
die Fröbel-Bausteine - mit dem er<br />
über das Spielen die kindliche<br />
Selbstständigkeit fördern wollte.<br />
Mit Thüringen eng verbunden ist<br />
auch das Wirken des großen Reformators<br />
Martin Luther. Der vom Kaiser<br />
geächtete und vom Papst gebannte<br />
Martin Luther verbarg sich<br />
1521 in der Vogtei der Wartburg. In<br />
nur zehn Wochen übersetzte er hier<br />
die Bibel ins Deutsche und machte<br />
sie damit auch den einfachen Leu-<br />
ten zugänglich, die des Lateins<br />
nicht mächtig waren. All diese Traditionslinien<br />
reichen bis in die Gegenwart.<br />
Das lässt sich an der gut<br />
strukturierten Hochschullandschaft<br />
ablesen. Immerhin gibt es im Freistaat,<br />
der flächenmäßig eher zu den<br />
kleineren gehört, fünf Universitäten<br />
und Hochschulen sowie vier Fachhochschulen,<br />
von den zahlreichen<br />
außeruniversitären Forschungsein-<br />
Willkommen in der<br />
„Denkfabrik“ Thüringen !<br />
dung von Deutscher<br />
Lufthansa<br />
AG und Rolls Royce<br />
zum Bau einer<br />
Wartungsfabrik<br />
für Flugzeugtriebwerke<br />
in<br />
Arnstadt zeigt. In<br />
dieser Ansiedlung<br />
tritt der ganze<br />
Sinn des Slogans<br />
zu Tage.<br />
Kommentiert<br />
Alte Traditionen<br />
Thüringen ist drauf und dran, sich<br />
erstmals in der Luftfahrtbranche einen<br />
Namen zu machen. Das wäre<br />
nicht möglich, wenn es hier nicht<br />
kreatives, gut ausgebildetes Personal<br />
gäbe.<br />
Thüringen setzt damit aber auch industrielle<br />
Traditionen fort, die die<br />
Entwicklung der Industrie in ganz<br />
Deutschland und darüber hinaus bis<br />
heute geprägt haben. So knüpft die<br />
optische Industrie im Raum Jena an<br />
Entwicklungen an, die Carl Zeiss,<br />
Ernst Abbe und Otto Schott in der<br />
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />
begründeten.<br />
Zu den Traditionslinien gehört auch<br />
der Autobau in Eisenach, der mit der<br />
Wende schon sein Ende gefunden zu<br />
haben schien. Doch das dort gewachsene<br />
Wissen und die Fertigkeiten der<br />
Fahrzeugbauer waren der Garant<br />
dafür, dass mit Opel ein renommier-<br />
ter Fahrzeughersteller nach Eisenach<br />
kam und sich um das Werk herum ein<br />
ganzes Bündel von Automobilzulieferern<br />
ansiedelte. Aus diesen Traditionen<br />
heraus hat Thüringen auch ein<br />
beachtliches wissenschaftliches Potenzial<br />
entwickelt. Fünf Universitäten<br />
und vier Fachhochschulen mit zusammen<br />
46 000 Studenten gibt es im<br />
Freistaat, der flächen- und bevölkerungsmäßig<br />
nicht gerade zu den Riesen<br />
gehört. Hinzu kommen zahlreiche<br />
Forschungseinrichtungen im Umfeld<br />
innovativer Unternehmen. Zu<br />
nennen wären der Wissenschaftscampus<br />
auf dem Jenaer Beutenberg<br />
ebenso wie die zahlreichen innovativen<br />
Firmen etwa im Umfeld der Technischen<br />
Universität Ilmenau.<br />
Und nebenbei: In dieser Denkfabrik<br />
lässt es sich auch ganz gut leben…<br />
AUTOR: UWE FROST<br />
FOTO: WWW.BILDERBOX.BIZ<br />
„Thüringen hat viel erreicht. Doch<br />
in meinem Job als Personalberaterin<br />
sehe ich immer wieder: Oft fehlt<br />
es an Optimismus in Wort und Tat.<br />
Meckereien auf hohem Niveau bringen<br />
uns nicht weiter. Unternehmer<br />
brauchen Freiräume und vielfach<br />
auch etwas Unterstützung. Banken<br />
zum Beispiel sollten mehr Mut aufbringen,<br />
Investitionen zu fördern.<br />
Und die Politiker des Landes müs-<br />
richtungen rund um Erfurt, Jena<br />
und Ilmenau ganz zu schweigen.<br />
Wie viel kreatives Potenzial es hier<br />
gibt, hat das Ilmenauer Fraunhofer-<br />
Institut für Digitale Medientechnologie<br />
unter Beweis gestellt. Dort<br />
wurde ein völlig neues Soundsystem<br />
entwickelt, das die berühmte<br />
Dolby-Technik in den Schatten<br />
stellt.<br />
Das IOSONO genannte System ermöglicht<br />
beispielsweise in einem<br />
Kinosaal auf jedem Platz einen<br />
gleich perfekten Raumklang. Der<br />
Chef des Instituts, Professor Karlheinz<br />
Brandenburger hatte sich<br />
schon zuvor mit einer anderen Entwicklung<br />
einen Namen gemacht:<br />
dem MP3-Standard.<br />
sen dafür sorgen, dass Unternehmer<br />
auch wirklich etwas unternehmen<br />
können. Die "Schalthebeler"<br />
müssen der Bürokratie energischer<br />
den Kampf ansagen und in der<br />
Wirtschaftsförderung manches gerade<br />
rücken. Dann geht es auch mit<br />
der Wirtschaft weiter voran.“<br />
Carsta Maria Fleischmann<br />
Jobs in time<br />
Thüringen GmbH