thüringen 01-05
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Priv.Doz. Dr.<br />
Jan-Wolfhard Kellmann<br />
Forschungskoordinator<br />
Max Planck Institut für<br />
Chemische Ökologie Jena<br />
„Dem Beutenberg-Campus eilt der<br />
Ruf voraus, einer der besten Forschungsstandorte<br />
Europas zu<br />
sein. Mich erreichte dieser Ruf bereits<br />
während meiner Zeit am Kölner<br />
Max Planck Institut für Züchtungsforschung,<br />
und ein Besuch<br />
während einer Tagung bestätigte<br />
dies. Deshalb habe ich nicht gezögert,<br />
als die Stelle des Forschungskoordinators<br />
ausgeschrieben war.<br />
In dem einen Jahr, das ich mit<br />
meiner Familie nun in Jena bin,<br />
haben wir uns sehr gut eingelebt.<br />
Wir wohnen mitten im Zentrum einer<br />
Stadt, die jeden mit offenen<br />
Armen empfängt. Sie hat vieles zu<br />
bieten - von der reizvollen Landschaft<br />
bis zu kulturellen Angeboten.<br />
Ich glaube meine beiden Töchter<br />
würden laut protestieren,<br />
wenn wir wieder wegziehen würden<br />
- die Schulen in Jena sind, einfach<br />
gesagt, richtig toll.“<br />
Auf dem Jenaer Beutenberg-Campus<br />
herrscht selbst bei einbrechender<br />
Dunkelheit emsiges Treiben. Im grellen<br />
Licht von Scheinwerfern dreht<br />
sich der Kran, wächst das „Abbe-<br />
Zentrum“ zusehends. Das neue Zentralgebäude,<br />
in das die Jenaer Ernst-<br />
Abbe-Stiftung rund 8,5 Millionen Euro<br />
investiert, soll schon im ersten<br />
Quartal 2006 bezugsfertig sein und<br />
dem Wissenschaftscampus sein endgültiges<br />
Gepräge geben. In dem mul-<br />
42 WIRTSCHAFTSSPIEGEL<br />
THÜRINGEN MÄRZ 20<strong>05</strong><br />
Jena (UL) Pflanzen können sich vor<br />
ihren Feinden nicht verstecken oder<br />
flüchten. Dafür verfügen sie über<br />
raffinierte chemische Abwehrstrategien.<br />
Die pflanzenfressenden Insekten<br />
ihrerseits wissen sich dagegen<br />
zu wehren, indem sie die Abwehrgifte<br />
der Pflanzen entschärfen<br />
oder gar verwerten.<br />
Dieses ständige Ringen beider Seiten<br />
in der „Arena der Chemie“<br />
bringt immer neue Arten hervor.<br />
Rolle, Vielfalt und Eigenschaften<br />
der chemischen Signale, die die Interaktionen<br />
zwischen Organismen<br />
und ihrer Umwelt steuern, erforschen<br />
Wissenschaftler aus den Bereichen<br />
Ökologie, Biochemie, Populationsgenetik,<br />
Insektenkunde sowie<br />
der organischen Chemie am<br />
Jenaer Max-Planck-Institut für Chemische<br />
Ökologie (MPICÖ).<br />
Das Institut ist eines von dreien der<br />
Max-Planck-Gesellschaft in Jena<br />
TITELTHEMA<br />
Den Signalen auf der Spur<br />
MPI für Chemische Ökologie erforscht Interaktion zwischen Organismen und Umwelt<br />
tifunktionalen Gebäude finden ein<br />
Hörsaal und die Campus-Bibliothek<br />
sowie Konferenz-Räume Platz, die<br />
von den dort ansässigen wissenschaftlichen<br />
Instituten und Forschungseinrichtungen<br />
künftig gemeinsam<br />
genutzt werden. Seit 1990<br />
wird das Areal, das nur den berühmten<br />
Katzensprung von der Autobahn<br />
A4 und der Bundesstraße B88 entfernt<br />
liegt, ausgebaut. Inzwischen<br />
schlägt auf dem Beutenberg-Cam-<br />
und eines von zweien auf dem Beutenberg-Campus.<br />
Gegründet wurde<br />
es im März 1996 und gerade Jena<br />
als Standort sei gewählt worden,<br />
„weil hier mit der Universität und<br />
vielen außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />
bereits ein<br />
attraktives wissenschaftliches Umfeld<br />
vorhanden war“, sagt Forschungskoordinator<br />
Dr. Jan-Wolfhard<br />
Kellmann.<br />
Der Beutenberg-Campus, wo das<br />
Institut Ende 20<strong>01</strong> einen architektonisch<br />
imposanten Neubau bezog,<br />
schaffe mit der räumlichen Nähe zu<br />
anderen biologisch-chemischen und<br />
biologisch-physikalischen Instituten<br />
das Potential für wissenschaftliche<br />
Kooperationen und den Aufbau von<br />
Netzwerken. Daraus resultiere eine<br />
„gegenseitige Befruchtung“, so<br />
dass letztlich „das Ganze mehr ist<br />
als die Summe seiner Teile“. Als<br />
„Paradebeispiel“ nannte Dr. Kell-<br />
pus, der als einer der besten seiner<br />
Art in Europa gilt und rund 1 500<br />
Menschen Arbeit bietet, das Herz der<br />
biotechnologischen Forschung<br />
Thüringens. Sie knüpft zum einen an<br />
die feinmechanisch-optische Tradition<br />
Jenas an, zum anderen an die enge<br />
Verbindung der Naturwissenschaften<br />
Biologie, Physik und Medizin.<br />
Und sie setzt auf die enge Verknüpfung<br />
von Forschung, Entwicklung,<br />
Produktion und Anwendung in<br />
enger Kooperation mit den in der Region<br />
ansässigen Unternehmen.<br />
Vor dem Hintergrund der historischen<br />
Wurzeln entstand auf dem<br />
Campus ein kaum vergleichbares<br />
Netzwerk von außeruniversitären<br />
Forschungseinrichtungen - darunter<br />
die Institute für Physikalische Hochtechnologie<br />
und für Molekulare Biotechnologie<br />
-, von Instituten der Friedrich-Schiller-Universität,<br />
zweier<br />
Max-Planck-Institute und eines<br />
mann ein zu Jahresbeginn eingeweihtes<br />
Labor zur Proteinanalyse,<br />
in das beide MPI's und das dort ansässige<br />
Hans-Knöll-Institut eine<br />
Million Euro investierten.<br />
Rund 280 Mitarbeiter - je zur Hälfte<br />
Wissenschaftler und technisches<br />
Personal - sind derzeit im Institut<br />
beschäftigt. Sie kommen aus 24<br />
Ländern, allein vier der fünf Direktoren<br />
aus den USA. Ihnen steht für<br />
ihre Forschungsarbeit ein jährliches<br />
Budget von 10,5 Millionen Euro zur<br />
Verfügung, über zehn Prozent davon<br />
sind zusätzlich eingeworbene<br />
Drittmittel. Eine wichtige Aufgabe<br />
des Instituts ist die Ausbildung von<br />
jungen Wissenschaftlern in modernen<br />
Methoden der chemischen Ökologie.<br />
Dazu wurde eigens das Graduiertenprogramm<br />
einer International<br />
Max Planck Research School<br />
ins Leben gerufen.<br />
Top-Standort mit Synergieeffekten<br />
Der Beutenberg-Campus in der Saalestadt Jena ist Zentrum modernster biotechnologischer Forschung<br />
Fraunhofer-Instituts. Doch dieser<br />
Wissenschaftsstandort, dessen Forscher<br />
bislang mehr als die Hälfte aller<br />
Thüringer Forschungspreise einheimsten<br />
und der unter Ägide des<br />
Beutenberg Campus e.V. arbeitet, hat<br />
als interdisziplinäre Basis für innovative<br />
Wissenschaftsfelder sehr viel<br />
mehr zu bieten. Das BioInstrumente-<br />
Zentrum sowie der Technologie- und<br />
Innovationspark bieten Existenzgründern<br />
und jungen, innovativen<br />
Firmen auf dem Gebiet der Biotechnologie<br />
beste Bedingungen in Gestalt<br />
von Büros, Labors und Reinräumen.<br />
Kontakt:<br />
Beutenberg Campus e.V.<br />
Albert-Einstein-Straße 9<br />
07745 Jena<br />
Tel.: +49 (0)3641 2061-<strong>01</strong><br />
Fax: +49 (0)3641 2061-99<br />
E-Mail: hoenig@ipht-jena.de<br />
Internet: www.beutenberg.de