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Sicherheit und Risiko

St.Gallen Business Review Winter 2012

St.Gallen Business Review
Winter 2012

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ESPRIT St.Gallen Business Review<br />

Bei solchen Internet-Geschäften werden zunehmend<br />

auch anderweitig illegal erlangte Kreditkartendaten<br />

für das Lastschriftverfahren ohne PIN verwendet.<br />

Bei dem als „Carding“ bekannten Phänomen<br />

werden zunächst die Kreditkartendaten mittels einer<br />

Schadsoftware beim Opfer oder durch den unbefugten<br />

Zugriff auf unzureichend verschlüsselte <strong>und</strong> gesicherte<br />

Datenbanken abgegriffen. Anschließend veräußern<br />

die Täter diese Daten über Webportale <strong>und</strong> Foren der<br />

Undergro<strong>und</strong> Economy an Dritte. Diese nutzen die „gekauften“<br />

Daten sodann beim Online-Kauf von Waren<br />

jeglicher Art, die sie wiederum über eigene Webshops<br />

weiterverkaufen. Insofern erfolgen beim „Carding“ in<br />

der Regel keine direkten Vermögensverfügungen anhand<br />

der erlangten Kreditkartendaten. Der monetäre<br />

Vorteil der Täter erwächst vielmehr aus dem Weiterverkauf<br />

der erlangten Waren. Auch hier gilt: ein sorgsamer<br />

Umgang mit Kreditkartendaten im Internet <strong>und</strong><br />

die Nutzung von Antivirenprogrammen <strong>und</strong> Firewalls<br />

sowie deren regelmäßiges Update sind ein wichtiger<br />

Bestandteil des Selbstschutzes vor solchen Taten.<br />

ESGBR: Welche Bedeutung hat<br />

die Zusammenarbeit mit der<br />

Wirtschaft bei der Bekämpfung<br />

der Wirtschaftskriminalität?<br />

In einer globalisierten Welt bedarf es eines ganzheitlichen<br />

Ansatzes, um Kriminalität nachhaltig bekämpfen<br />

zu können. Neben der nationalen <strong>und</strong> internationalen<br />

Kooperation der <strong>Sicherheit</strong>sbehörden<br />

hat daher auch der partnerschaftliche Austausch mit<br />

Wirtschaftsunternehmen mittlerweile eine elementare<br />

Bedeutung bei der Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität.<br />

Daher hat sich das BKA erstmalig am 23. März<br />

2006 mit 18 international aufgestellten deutschen Unternehmen,<br />

sogenannte Global Player, zum gegenseitigen<br />

Know-how-Austausch getroffen. Zwischenzeitlich<br />

hat diese Initiative eine derart große Akzeptanz erfahren,<br />

dass ich mittlerweile 54 Unternehmen in unserem<br />

Kreis begrüßen kann. Auch die mittelständische Wirtschaft<br />

wird nicht vergessen.<br />

Mit dem über die Jahre gewachsenen gegenseitigen<br />

Vertrauen hat sich der Informationsaustausch<br />

in <strong>Sicherheit</strong>sfragen zwischen den Beteiligten intensiviert.<br />

Unsere gemeinsamen Veranstaltungen finden<br />

inzwischen in halbjährlichem Rhythmus statt. Auf<br />

Basis der Anfragen aus Unternehmen haben wir Lageberichte<br />

zu verschiedensten Staaten zur Verfügung<br />

gestellt, Kontakte zu unseren weltweit eingesetzten<br />

Verbindungsbeamten vermittelt <strong>und</strong> Kontakte zu den<br />

verschiedenen Fachabteilungen des BKA hergestellt.<br />

Der beim BKA eingerichtete Single Point of Contact hat<br />

sich, ebenso wie die festen Ansprechpartner auf Unternehmensseite,<br />

bewährt.<br />

Weitere Zusammenarbeitsfelder, bei denen die<br />

Kontakte zu den Unternehmen von Bedeutung sind:<br />

<strong>Sicherheit</strong>sforschung, strategische Früherkennung<br />

<strong>und</strong> die auf Krisenbewältigung ausgerichtete Schulung<br />

von Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern international<br />

tätiger Unternehmen durch unsere Verhandlungs-<br />

<strong>und</strong> Beratergruppe im Phänomenbereich<br />

Entführungen <strong>und</strong> Geiselnahmen.<br />

Lebenslauf<br />

Das Interview führten Nikolas Noetzel <strong>und</strong><br />

Julian von Fischer<br />

Jörg Ziercke, geboren am<br />

18. Juli 1947 in Lübeck,<br />

1967 in den Polizeidienst<br />

des Landes Schleswig-<br />

Holstein eingetreten <strong>und</strong><br />

in verschiedenen Funktionen<br />

des gehobenen <strong>und</strong><br />

höheren Kriminaldienstes<br />

tätig. Am 26.02.2004 wurde er zum Präsidenten<br />

des B<strong>und</strong>eskriminalamtes berufen.<br />

Das B<strong>und</strong>eskriminalamt (BKA) ist ein Eckpfeiler<br />

eines ganzheitlichen Systems der Kriminalitätsbekämpfung,<br />

denn gr<strong>und</strong>sätzlich liegt nach der<br />

Verfassung die Polizeihoheit in Deutschland bei den<br />

B<strong>und</strong>esländern. Um die Kriminalitätsbekämpfung<br />

auf nationaler <strong>und</strong> internationaler Ebene koordinieren<br />

zu können, unterstützt das BKA als Zentralstelle<br />

die Polizeien des B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> der Länder<br />

bei der Verhütung <strong>und</strong> Verfolgung von Straftaten<br />

mit länderübergreifender, internationaler oder<br />

sonst erheblicher Bedeutung. In bestimmten Fällen,<br />

beispielsweise aus dem Bereich international<br />

organisierter Straftaten, ist das BKA unmittelbar<br />

für die Ermittlungen zuständig. Über das BKA läuft<br />

zudem der Dienstverkehr der deutschen Polizei<br />

mit dem Ausland. Hier liegen an zentraler Stelle<br />

Informationen über Straftaten <strong>und</strong> Straftäter. So<br />

werden wichtige Informationen gebündelt <strong>und</strong> eine<br />

einheitliche rechtliche Handhabung gewährleistet.<br />

Für Interpol, Europol <strong>und</strong> das Schengener Informationssystem<br />

ist das BKA die nationale Zentralstelle.<br />

Seit dem 01.01.2009 ist das BKA darüber hinaus<br />

zuständig für die Abwehr von Gefahren des internationalen<br />

Terrorismus in Fällen, in denen eine<br />

länderübergreifende Gefahr vorliegt, die Zuständigkeit<br />

einer Landespolizeibehörde nicht erkennbar<br />

ist oder die oberste Landesbehörde um eine<br />

Übernahme ersucht.<br />

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