Sicherheit und Risiko
St.Gallen Business Review Winter 2012
St.Gallen Business Review
Winter 2012
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ESPRIT St.Gallen Business Review<br />
Abbildung 1: Die Ursachen des demografischen Wandels in der Schweiz – eine<br />
höhere Lebenserwartung <strong>und</strong> eine geringere Geburtenrate<br />
Datenquelle: B<strong>und</strong>esamt für Statistik<br />
Der demografische Wandel<br />
in der Schweiz<br />
Der demografische Wandel ist bereits seit Jahren<br />
fester Bestandteil der politischen Debatte 1 . Die zunehmende<br />
Lebenserwartung <strong>und</strong> die relativ geringe Geburtenrate<br />
sind die beiden Ursachen dafür, dass der Anteil<br />
der Älteren an der Gesamtbevölkerung stetig zunimmt.<br />
Die Zunahme der Lebenserwartung ist insbesondere<br />
mit dem medizinisch-technischen Fortschritt, einer<br />
verbesserten hygienischen Situation <strong>und</strong> dem gesünderen<br />
Lebenswandel zu erklären. All diese Aspekte ermöglichen<br />
heute in vielen Fällen ein leistungsfähiges Leben<br />
bei guter Ges<strong>und</strong>heit bis ins hohe Alter. Beim Erreichen<br />
des Alters 65 leben Männer heute im Durchschnitt weitere<br />
18 Jahre, Frauen sogar 23 Jahre. Gegenüber 1980<br />
entspricht dies einer Zunahme um mehr als 3 Jahre, d.h.<br />
in etwa eine jährliche Zunahme um einen Monat (Vgl.<br />
linke Seite der Abbildung 1). Im Jahr 2050 erwartet das<br />
B<strong>und</strong>esamt für Statistik eine Rest-Lebenserwartung im<br />
Alter von 65 von 23 Jahren für Männer <strong>und</strong> 26 Jahren<br />
für Frauen 2 .<br />
Zudem ist eine relativ geringe Geburtenrate von<br />
1.5 Kindern pro Frau seit dem „Pillenknick“ ab der zweiten<br />
Hälfte der 1960er Jahre zu beobachten (Vgl. rechte<br />
Seite der Abbildung 1). Eine Änderung dieses Trends ist<br />
gemäss dem B<strong>und</strong>esamt für Statistik derzeit nicht in<br />
Sicht. In den kommenden Jahrzehnten wird dementsprechend<br />
weiter mit einer Geburtenrate von durchschnittlich<br />
etwa 1.5 Kindern pro Frau gerechnet.<br />
Die Konsequenz des demographischen Wandels ist<br />
eine enorme Alterung der Gesellschaft, wie sie in Abbildung<br />
2 dargestellt ist. Die Abbildung illustriert dabei,<br />
dass der wesentliche „Buckel“ des demographischen<br />
Wandels in den kommenden 20 Jahren bevorsteht. Dies<br />
wird durch die hohe Steigung der Kurve in Abbildung<br />
2 in den Jahren 2010 bis 2030 angezeigt. Hintergr<strong>und</strong><br />
ist, dass die sogenannte Baby-Boomer-Generation (Geburtsjahrgänge<br />
1946 bis 1964) in den kommenden Jahren<br />
in Rente geht. Dies ist wichtig zu betonen, da über<br />
das Thema demographischer Wandel bereits seit einigen<br />
Jahrzehnten diskutiert wird, aber die Entwicklung jetzt<br />
eine noch höhere Dynamik <strong>und</strong> Brisanz erhalten wird.<br />
Dementsprechend kann zum Beispiel auch Migration<br />
keine Lösung für die Herausforderungen des demographischen<br />
Wandels bieten 3 .<br />
Der Anteil der Personen über 65 Jahre wird sich<br />
von 2010 bis 2030 in etwa verdoppeln. Diese schnelle<br />
Entwicklung hat gr<strong>und</strong>legende Veränderungen in nahezu<br />
allen gesellschaftlichen Bereichen zur Folge. Stark<br />
1 Gemäss World Economic Forum (2008) stellt die Überalterung<br />
der Weltbevölkerung eine der grössten Herausforderungen für<br />
die Sozialversicherungssysteme in entwickelten <strong>und</strong> weniger entwickelten<br />
Ländern dar. Der Bericht veranschaulicht speziell anhand<br />
von China <strong>und</strong> Italien wichtige Faktoren auf der Makro- <strong>und</strong><br />
Mikroebene, welche die Finanzierung <strong>und</strong> Nachhaltigkeit dieser<br />
Systeme beeinflussen.<br />
2 Dies entspricht dem mittleren Szenario des B<strong>und</strong>esamts für Statistik.<br />
Bei der Betrachtung alternativer Szenarien des B<strong>und</strong>esamts<br />
für Statistik zeigt sich, dass die Variation des Altersquotienten<br />
relativ gering ist, d.h. der demographische Wandel tritt in<br />
sehr ähnlicher Form auf.<br />
3 Migration wird in den Analysen mit berücksichtigt, da entsprechende<br />
Annahmen in den Prognosen des B<strong>und</strong>esamt für Statistik<br />
integriert sind. Im mittleren Szenario des BFS wird ein Wanderungssaldo<br />
von langfristig 22500 pro Jahr angenommen, was in<br />
etwa dem Durchschnitt der vergangenen 50 Jahre entspricht. Die<br />
Veränderungen der Demographie sind beispielsweise so massiv,<br />
dass die Schweiz im Jahr 2040 17 Millionen Einwohner benötigen<br />
würde, um einen konstanten Altersquotienten aufzuweisen,<br />
was in etwa einer Verdopplung der derzeitigen Bevölkerung<br />
gleich käme. Dementsprechend kann Migration keinen echten<br />
Beitrag zur Lösung der anstehenden Herausforderungen bieten.<br />
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