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Sicherheit und Risiko

St.Gallen Business Review Winter 2012

St.Gallen Business Review
Winter 2012

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ESPRIT St.Gallen Business Review<br />

Versicherung: Status<br />

quo <strong>und</strong> aktuelle<br />

Herausforderungen<br />

Versicherung: Ein Glücksspiel?<br />

Prof. Dr Hato Schmeiser<br />

Professor für <strong>Risiko</strong>management <strong>und</strong> Versicherungswirtschaft, Universität St. Gallen (HSG)<br />

Versicherung ist ein <strong>Risiko</strong>transfer gegen<br />

Entgelt. Gegen eine fixe Prämienzahlung<br />

übernimmt der Versicherer – teilweise oder<br />

vollständig – ein stochastisches <strong>Risiko</strong> des<br />

K<strong>und</strong>en. Durch die Übernahme zahlreicher Einzelrisiken<br />

erzielt der Versicherer <strong>Risiko</strong>ausgleichseffekte,<br />

die für den Versicherungsnehmer auf individueller<br />

Ebene nicht in gleicher Weise herstellbar sind. Dabei<br />

trägt der Versicherer auch nach Kollektivbildung <strong>und</strong><br />

weiteren <strong>Risiko</strong>managementmassnahmen (z. B. Rückversicherung)<br />

ein Restrisiko: Entweder entspricht die<br />

angenommene Zufallsgesetzmässigkeit, die das Versicherungsunternehmen<br />

als Kalkulationsgr<strong>und</strong>lage zur<br />

Prämienbemessung verwendet (sog. Irrtumsrisiko),<br />

nicht den tatsächlichen Gegebenheiten, oder die Schäden<br />

überschreiten „zufällig“ die eingenommenen Prämien<br />

(sog. Zufallsrisiko). In praxi lässt sich weder das<br />

Irrtums- noch das Zufallsrisiko vollständig eliminieren.<br />

Von daher müssen weitere Ressourcen (insbesondere<br />

Eigenkapital) vorgehalten werden, um mit sehr grosser<br />

Wahrscheinlichkeit die Gesamtschäden der Periode begleichen<br />

zu können.<br />

Häufig werden Parallelen zwischen Versicherung<br />

<strong>und</strong> dem Glücksspiel hergestellt. Tatsächlich existieren<br />

aber zentrale Unterschiede: Der Teilnehmer eines<br />

Glücksspiels geht ein <strong>Risiko</strong> ein, indem er einen fixen<br />

Spieleinsatz gegen eine zufällige Auszahlung tauscht.<br />

Eine Parallele zur Versicherung ergibt sich erst dann,<br />

wenn ein Individuum einen Betrag zu bezahlen bereit<br />

ist, um an einem Glücksspiel nicht teilnehmen zu müssen.<br />

An dieser Stelle zeigen sich Unterschiede in der <strong>Risiko</strong>einstellung:<br />

Während Versicherungsnehmer gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

risikoavers sind, da sie (wie in praxi üblich) eine<br />

Prämie akzeptieren, die über dem Erwartungsschaden<br />

liegt, sind Glücksspielteilnehmer regelmässig bereit,<br />

einen Wetteinsatz zu entrichten, der den erwarteten<br />

Rückzahlungsbetrag übersteigt. Zudem tritt das oben<br />

beschriebene Irrtumsrisiko beim Glücksspiel nicht auf<br />

(mit Vorteilen für den Spielbetreiber), da die Zufallsgesetzmässigkeiten<br />

leicht zu bestimmen sind <strong>und</strong> sich im<br />

Zeitablauf nicht verändern. Die den Versicherungsrisiken<br />

zugr<strong>und</strong>liegenden Zufallsgesetzmässigkeiten (z. B.<br />

Elementarschäden oder Sterbewahrscheinlichkeiten)<br />

sind hingegen zeitsensitiv.<br />

«Häufig werden<br />

Parallelen zwischen<br />

Versicherung <strong>und</strong><br />

dem Glücksspiel<br />

hergestellt. Tatsächlich<br />

existieren aber<br />

zentrale<br />

Unterschiede.»<br />

Nutzen von Versicherung<br />

für den K<strong>und</strong>en<br />

<strong>Risiko</strong>averse K<strong>und</strong>en können ihre Nutzenposition<br />

auch dann verbessern, wenn die Marktprämie für Versicherungsschutz<br />

über ihrem erwarteten Schaden liegt.<br />

Ein positiver Effekt für den Versicherungsnehmer ergibt<br />

sich vor allem dann, wenn Versicherungsunternehmen<br />

via Portfoliobildung Diversifikationsvorteile erzeugen<br />

Winter 2012 47

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