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m - Wirtschaftspolitisches Seminar - Prof. Dr. Ralph Anderegg

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Vorlesung „Advanced Monetary Theory and Policy” (Geldtheorie und –politik) im WS 2012/13<br />

Im frühen Mittelalter wurde in den Germanenreichen noch stets der Solidus geprägt<br />

(auch als Besant bezeichnet). Der Goldgehalt nahm immer mehr ab und es<br />

entstand vorübergehend der <strong>Dr</strong>ittelsolidus. Karl der Große lieβ mit einer großen<br />

Münzreform das Prägen von Goldmünzen einstellen und führte mit dem Silberdenar<br />

eine Silberwährung ein. Dessen Silbergehalt verkleinerte sich bis ins 13.<br />

Jh. auf rund ein Viertel.<br />

Im Orient gab es durch den Handel mit Indien und China erhebliche Goldvorräte,<br />

wobei die orientalischen Städte das Gold horteten und Silber als Währung in<br />

Umlauf brachten. Im späteren Mittelalter kam es erneut zur Prägung von Goldmünzen;<br />

zu den bedeutendsten zählt der seit 1294 in Florenz geprägte Florin,<br />

welcher den Besant bzw. Gold-Denar verdrängte. Die italienischen Münzen fanden<br />

in Europa Anwendung und wurden auch nachgeprägt. In Frankreich und<br />

England kam es zur Prägung eigener Goldmünzen. Bis 1664 hatte England eine<br />

Doppelwährung aus Gold- und Silbermünzen. Die Probleme der Doppelwährung<br />

(der sog. Bimetallismus) waren vorerst insofern gering, als das Werteverhältnis<br />

nur geringen Schwankungen unterworfen war. 7<br />

In der Neuzeit begann vorerst das Gold-, später gegen Ende des 16. Jh. das Silberzeitalter.<br />

Die Spanier brachten Gold und anschlieβend immer mehr Silber nach<br />

Europa. Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts entstanden in Deutschland zahlreiche<br />

Münzverordnungen. Mit der Reichsmünzordnung von 1559 wurde eine Vereinheitlichung<br />

angestrebt (72 Kreuzer je Taler). 8 Bereits vor und in den Wirren des<br />

<strong>Dr</strong>eiβigjährigen Krieges (1618-1648) wurde der Münzwert durch vielfältige Manipulationen<br />

verschlechtert, um Münzgewinne und dadurch Staatseinnahmen als<br />

Beitrag zur Deckung des hohen Finanzbedarfs zu erzielen (Zeitalter der „Kipper<br />

und Wipper“). Es wurden minderwertige Münzen geprägt, die Münzränder abgefeilt<br />

und die Münzen falsch gewogen. Der reale Wert der Münzen wurde gegenüber<br />

dem nominellen Wert immer tiefer.<br />

Nach dem Ende des <strong>Dr</strong>eißigjährigen Krieges verbesserte sich die Prägung. War<br />

der Florin bisher nur eine Verrechnungswährung, so wurde er 1691 in groβen Teilen<br />

Europas Kurantgeld. Ende des 17. Jh. gab England seine Doppelwährung<br />

(Gold und Silber) auf und beschränkte sich auf eine reine Silberwährung. Bereits<br />

im 18. Jh. kam es zu groβen Goldfunden in Brasilien (mit einer Förderung von<br />

rund 900 Tonnen Gold) und viele Länder führten erneut die Doppelwährung ein.<br />

1717 kehrte auch England wieder zur Doppelwährung zurück und regelte 1773<br />

durch Gesetz das Wertverhältnis zwischen Gold und Silber. Man passte nunmehr<br />

den Nennwert der Münzen deren Materialwert (innerer Wert) ständig an. Diese<br />

7 Vgl. Hartlandt H., Geldevolution, 1989, S. 28.<br />

8 Vgl. Hartlandt H., Geldevolution, 1989, S. 32.<br />

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