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m - Wirtschaftspolitisches Seminar - Prof. Dr. Ralph Anderegg

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Vorlesung „Advanced Monetary Theory and Policy” (Geldtheorie und –politik) im WS 2012/13<br />

wie viel Geld ein Wirtschaftssubjekt als Transaktionsmittel halten muss, sondern<br />

wie viel es zu halten wünscht.<br />

Der Cambridge Cash-Balance Approach<br />

Formalanalytisch betrachtet sind die aus der Fisherschen Verkehrsgleichung und<br />

der Cambridge-Gleichung abgeleiteten Geldnachfragefunktionen zwar identisch,<br />

die beiden Ansätze gehen jedoch von zwei verschiedenen Betrachtungsweisen<br />

aus. Während bei der Fischerschen Verkehrsgleichung meist ein fester Koeffizient<br />

für die Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes unterstellt wird, betrachtet der<br />

Cambridge Cash Balance Approach das Cambridge k als variabel und fundiert<br />

diesen Ansatz mikroökonomisch. 72 Die grundlegende Frage bei der Cambridge<br />

Gleichung ist nicht, wie viel Geld ein Wirtschaftssubjekt aus institutionellen und<br />

technischen Gegebenheiten halten muss, sondern wie viel es an Kasse zu halten<br />

wünscht. 73 Es wird soviel Geld nachgefragt, bis die Grenzkosten dem Grenznutzen<br />

der letzten, als Kasse gehaltenen Geldeinheit entsprechen, was das Wesen<br />

des zweiten Gossenschen Gesetzes widerspiegelt. Diese Überlegungen führen zu<br />

einer Kassenhaltungstheorie, dem Cambridge Cash Balance Approach, welcher<br />

die Geldnachfrage verhaltenslogisch erklären möchte.<br />

Der Unterschied ist damit mehr als lediglich eine mathematische Umformung der<br />

Fisherschen Verkehrsgleichung, indem die Kassenhaltung verhaltenstheoretisch<br />

erklärt wird. 74 Nachdem das Geld aus der Sicht der Cambridge Schule nicht nur<br />

aus dem Transaktionsmotiv, sondern auch aus dem Vermögensmotiv heraus gehalten<br />

wird, ergibt sich ein Wandel in der geldnachfragetheoretischen Betrachtung.<br />

Marshall und Pigou haben den Wahlhandlungscharakter der Geldnachfrage,<br />

symbolisiert durch das Cambridge k, ausdrücklich betont und verschiedene<br />

Bestimmungsgründe dazu untersucht: 75<br />

- Die Kassenhaltung bzw. die Geldnachfrage werden – bei einer durch die Zentralbank<br />

exogen vorgegebenen Geldmenge – unter anderem die Kassenhaltungspräferenzen<br />

(k) beeinflusst.<br />

- Nach Auffassung der Cambridge Schule entfaltet das Geld einen Nutzen, welcher<br />

über den reinen und unmittelbaren Transaktionsnutzen hinausgeht, indem<br />

das Geld nicht nur als dem Transaktionsmotiv, sondern auch aus dem Vermögensmotiv<br />

gehalten wird. Im Gegensatz zur Auffassung von Fisher hat das Geld<br />

72 Zur Cambridge Schule zählen Arthur C. Pigou (1917), Alfred Marshall (1923) und D. H. Robertson (1922) und<br />

John Maynard Keynes (1923), <strong>Ralph</strong> G. Hawtrey und Frederick Lavington (1921, 1922).<br />

73 Vgl. Bechler E. a.a.O., S. 112.<br />

74 Vgl. zum Unterschied vgl. auch Felkel, S. 130, sowie Felderer/Homburg, Makroökonomik, 1994, S. 80 ff.<br />

75 Vgl. Pigou A.C., The Value of Money. In: Quarterly Journal of Economics, Vol. 32 (1917/18) und Marshall A. Credit<br />

and Commerce, 1923.<br />

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