unserbesteSeit’n

Das zweite
Wohnzimmer.
Ein guter Wirt erspart drei Psychiater – das hat Josef Ratzenböck
gern gesagt, damals, als er noch oberösterreichischer Landeshauptmann
war. Und es hat ihm niemand widersprochen.
Wir stellen Ihnen hier Stammgäste von ein paar KultiWirten vor.
Manche von denen sind auch gute Seelsorger.
Unser Pfarrer hat amal g’sagt
– a Wirt is a Seelsorger“ –
Martina Ellmauer, die
Aichingerwirtin in Mondsee, ist
da ganz seiner Meinung. Und
in so einer wirtlichen Seelsorge
spielen die Stammgäste eine
wichtige Rolle: Die können auch
dem Wirt oder der Wirtin wieder
etwas an verbrauchter Energie
zurückgeben.
„A Stammgast, das is oana, da
weiß ich, was der trinkt, der hat
auch oft sein eigenes Glasl.“
Der Gernot Palten ist so ein
Stammgast beim Aichingerwirt.
Einer für den das Bier gezapft
wird, wenn er sich dem Haus
nähert. Einer, der aber auch
mitreden darf, wenns um die
Gestaltung seines zweiten Wohn-
zimmers geht: „Dass unser Stubm
net wegga ham beim Umbauen –
da ham mir mitgredt.“
Gernot ist selbstständiger Zahntechniker.
In seiner Arbeit hat
er mit vielen Menschen zu tun –
aber mit denen kann er nicht
einfach gemütlich plaudern.
Im Wirtshaus ist das anders –
„a Gaudi ’allweil“, denn zwei, drei,
vier andere Stammgäste sind
Aichingerwirt
Martina & Michael Ellmauer
Eich 5, 5310 Mondsee
T 0 62 32 / 21 30 F DW 5
office@aichingerwirt.at
www.aichingerwirt.at
RT Di + Mi (Wintersaison
Oktober – Mai)
immer da. Wie lang er schon zum
Aichingerwirt kommt ? „Seit ich
denken kann – da is der Michi-
Wirt no a Kind gwesen.“ Ins
Wirtshaus sind die jungen
Burschen und Mädchen auch
dann gegangen, wie sie im Disco-
Alter gewesen sind. Dieses zwanglose
Einandertreffenkönnen, das
ist Gernot Palten wichtig. Etwas,
das typisch war für den Aichingerwirt
und einige wenige andere
Wirtshäuser: Damals, Mitte der
Siebziger Jahre, als der Tourismus
boomt im Salzkammergut, da
haben andere Wirte die Jungen
„vergrauselt“ – die bringen kein
Geld – hat es geheißen.
Zusammen mit dem Gernot
sind immer wieder zwei, drei
andere Gäste zum Aichingerwirt
gekommen – und sie sind zu
Stammgästen geworden – ein
ganzer Stammtisch würd da wohl
zusammenkommen.
Denn der Aichingerwirt passt
für viele unterschiedliche Menschen
– „da brauchst
nur aus dem Fenster
schauen“ – für die
Radfahrer, die
Bergsteiger, die
Tourengeher.
Und für die,
die mit ihren
kleinen Kindern
kommen wollen,
passts genauso:
„De Wirtsleut
und die Kellnerinnen
sagen a
nix, wenns amal
über de Kinder
kugeln.“ Abgesehen
davon,
dass die Kinder
ein eigenes Spielzimmer
haben beim
Aichingerwirt. Und
das hat schon so
mancher Vater und
so manche Mutter sehr
genossen.
Wirts
& i
Stamm
Stammtische im doppelten Dutzend
Im Mühlviertler Hof von Anita und Christian Geirhofer in
Schwertberg gibt es schon über Jahrzehnte einige gemütliche
Stammtischrunden.
Christian Geirhofer hat sie
zusammengefasst: Viele
Vereine treffen sich nach
der Probe oder dem Sport in
unserer Wirtsstube. Der Seniorwirt
war als Jäger und Musiker
aktiv und ich bin im Fußball- und
im Tennisverein.
Trotz unseres Restaurantbetriebs
liegt uns die Wirtshauskultur
sehr am Herzen und natürlich
auch unsere Stammtischrunden.
Bei uns trifft sich eine Tennis-
Mädelsrunde wöchentlich, es gibt
eine Kartenrunde sowie viele
Stammtische, wie der FC Sand-
Herrenstammtisch und die
FC Sand-Damenrunde, der
Nussensatz, der Kust-Stammtisch
und viele Vereine wie die Fischer,
die Jäger, der Musikverein, die
Liedertafel, Fußballer, Tennisspieler
und der Vespaclub. Auch
zwei Sparvereine treffen sich
regelmäßig im Wirtshaus bei
ihren Einzahlungen.
Mühlviertler Hof
Christian Geirhofer
Hauptstraße 10, 4311 Schwertberg
T 0 72 62 / 612 62-0 F DW 7
info@gasthof-geirhofer.at
www.gasthof-geirhofer.at
RT Mo + Di
Am Stammtisch daheim
Stammtische können ganz
unterschiedlich sein –
familiär, freundlich, sozial
aber auch so, wie es immer
wieder heißt – reaktionär. Ernst
Gansinger, seit 1981 Redakteur
der Linzer Kirchenzeitung,
hat eine reiche Stammtisch-
Erfahrung. Die verarbeitet er
auch in seinen Kommentaren
und Glossen in der Zeitung.
Eine Auswahl aus den Jahren
1992 bis 2005 finden Sie im
Buch „Und: Kommentare
und Glossen“, erschienen im
Resistenz-Verlag, 114 Seiten,
ISBN 3-85285-265-2.
Im Buchhandel und zu bestellen
im Kirchenzeitung-Webshop:
www.kirchenzeitung.at/
service/webshop.
4 März 2015