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Der Archivar, Heft 4, Nov. 2005 - Archive in Nordrhein-Westfalen

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Schutzfristen sowie mit dem Austausch von Archivalien<br />

und Kopien. Damit war der Rahmen abgesteckt, <strong>in</strong>nerhalb<br />

dessen sich grenzüberschreitende Kooperationen zwischen<br />

e<strong>in</strong>zelnen f<strong>in</strong>nischen und russischen <strong>Archive</strong>n entwickeln<br />

konnten. Inzwischen hat sich die Nutzung der<br />

<strong>Archive</strong> des Grenzbereichs durch Forscher aus beiden<br />

Ländern erheblich <strong>in</strong>tensiviert.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus galt es, die wissenschaftlichen Kontakte<br />

zwischen F<strong>in</strong>nland und Russland zu verbessern und<br />

geme<strong>in</strong>same historische Bezüge herauszuarbeiten. Jüngstes<br />

Beispiel hierfür war e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>schaftsausstellung<br />

der zentralen Archivverwaltungen beider Länder (2000-<br />

2002), die „Kulturkontakte zwischen Russland und F<strong>in</strong>nland<br />

im 19. und 20. Jahrhundert“ zum Thema hatte. Mittlerweile<br />

werden auch, teilweise unter Beteiligung anderer<br />

nordischer Länder, geme<strong>in</strong>same historisch-archivische<br />

Fachtagungen durchgeführt.<br />

Staatliche Archivverwaltung<br />

Die staatliche Archivverwaltung F<strong>in</strong>nlands ist seit jeher<br />

durch e<strong>in</strong> enges Zusammenwirken zwischen dem Nationalarchiv<br />

und den gegenwärtig sieben Prov<strong>in</strong>zarchiven<br />

gekennzeichnet. Durch das am 1. Oktober 1994 <strong>in</strong> Kraft<br />

getretene neue Archivgesetz wurde die zentralistische<br />

Komponente erneut verstärkt. Innerhalb der nunmehr als<br />

„Nationaler Archivdienst“ (NAD) bezeichneten Organisation<br />

unterstehen die Prov<strong>in</strong>zarchive direkt dem Nationalarchiv,<br />

verfügen aber immer noch über e<strong>in</strong>e relativ große<br />

Eigenständigkeit. <strong>Der</strong> NAD wird von e<strong>in</strong>em Verwaltungsrat<br />

geleitet, dem der Generaldirektor des Nationalarchivs<br />

als Vorsitzender sowie Vertreter von M<strong>in</strong>isterien, <strong>Archive</strong>n<br />

und Universitäten angehören. Auf diese Weise s<strong>in</strong>d<br />

die staatlichen <strong>Archive</strong> <strong>in</strong> Verwaltung und Wissenschaft<br />

e<strong>in</strong>gebunden.<br />

Dem NAD nicht zugehörig ist das Prov<strong>in</strong>zarchiv für die<br />

Åland-Inseln, die e<strong>in</strong>en Autonomie-Status genießen.<br />

Eigenständige <strong>Archive</strong> unterhalten nach wie vor das<br />

Außenm<strong>in</strong>isterium, der Staatsrat und das Verteidigungsm<strong>in</strong>isterium.<br />

Die Funktionsfähigkeit der im NAD zusammengeschlossenen<br />

Institutionen hat <strong>in</strong> den zurückliegenden 15<br />

Jahren e<strong>in</strong>e beträchtliche Steigerung erfahren, so dass die<br />

Archivverwaltung sowohl vermehrten Ablieferungen der<br />

Verwaltung als auch wachsenden Benutzerzahlen und<br />

veränderten Nutzungsansprüchen gerecht werden<br />

konnte. Dies sah nicht immer so aus, aber die zeitweise<br />

befürchteten E<strong>in</strong>schränkungen f<strong>in</strong>anzieller und personeller<br />

Art s<strong>in</strong>d letztlich nicht e<strong>in</strong>getreten.<br />

Grundlage dieser Aufwärtsentwicklung war e<strong>in</strong><br />

umfangreiches Neu- und Ausbauprogramm. Von ihm profitierte<br />

zunächst das Nationalarchiv, dessen 100-jähriges,<br />

<strong>in</strong> den Formen des französischen Klassizismus gestaltetes<br />

imposantes Domizil 1990 e<strong>in</strong>er umfangreichen Erweiterung<br />

und Restaurierung unterzogen wurde und das 2000<br />

e<strong>in</strong>en weiteren, dislozierten Annex erhielt. Im Gegensatz<br />

zu dem Trend, moderne Archivzweckbauten an die Peripherie<br />

der Städte zu legen, ist es also <strong>in</strong> Hels<strong>in</strong>ki gelungen,<br />

das Nationalarchiv an se<strong>in</strong>em angestammten Platz im<br />

Stadtzentrum zu halten. Darüber h<strong>in</strong>aus wurden drei der<br />

Prov<strong>in</strong>zarchive durch Neubau bzw. durch Erweiterung<br />

und Modernisierung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en zeitgemäßen Zustand ver-<br />

270<br />

setzt: Joensuu (1991), Mikkeli (1990, 1998) und Jyväskylä<br />

(2000). Als Desiderat steht noch die Modernisierung des<br />

Prov<strong>in</strong>zarchivs Hämeenl<strong>in</strong>na aus.<br />

Was die Größenverhältnisse anbelangt, so beanspruchen<br />

das Nationalarchiv (NA) e<strong>in</strong>erseits und die Prov<strong>in</strong>zarchive<br />

andererseits <strong>in</strong> nahezu allen Bereichen jeweils<br />

etwa die Hälfte der Kapazitäten des NAD. E<strong>in</strong>ige Zahlen<br />

mögen dies verdeutlichen. Während die Regalkapazität<br />

von (1990) 132.695 lfd. m (NA 49.536) auf (2002) 187.292<br />

lfd. m (NA 76.840) gesteigert werden konnte, wuchs der<br />

Umfang der Bestände von 86.092 lfd. m (NA 38.380) auf<br />

105.098 (NA 42.537), so dass für die nächsten Jahre reichliche<br />

Raumreserven vorhanden s<strong>in</strong>d. Die Zahl der Archivbenutzungen<br />

(Benutzertage) stieg im gleichen Zeitraum<br />

von 55.104 (NA 27.152) auf 77.935 (NA 34.811), die der<br />

Benutzerarbeitsplätze von 306 (NA 112) auf 411 (NA 161).<br />

Dem NAD ist es ebenfalls gelungen, trotz knapper<br />

öffentlicher Kassen den Personalbestand auszuweiten,<br />

nämlich von (1990) 256 (NA 80) auf (2002) 323 (NA 100)<br />

Vollzeitstellen. Wenngleich zu berücksichtigen ist, dass e<strong>in</strong><br />

Teil dieser Stellenvermehrung auf der Umwandlung von<br />

temporären (ABM-Stellen) <strong>in</strong> feste Arbeitsverhältnisse<br />

basierte, so ist doch unübersehbar, dass sich die enge<br />

Zusammenarbeit mit der öffentlichen Verwaltung und die<br />

E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung hochrangiger Ressorts, namentlich des<br />

F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>isteriums, <strong>in</strong> den Verwaltungsrat des NAD<br />

offensichtlich ausgezahlt hat.<br />

Besonders h<strong>in</strong>gewiesen sei auf die <strong>in</strong> Skand<strong>in</strong>avien<br />

starke Nutzung archivischer Mikrofilme. Diese beruht<br />

darauf, dass dort wegen der ausgeprägten Familienforschung<br />

sehr viele serielle Quellen wie Kirchen- und<br />

Grundbücher genutzt werden, die sich für e<strong>in</strong>e Verfilmung<br />

von vornhere<strong>in</strong> eignen. Inzwischen hat sich der<br />

Bestand von Lesefilmen im Bereich des NAD fast verdoppelt<br />

(1990: 35.932, 2002: 62.341) und der von Fiches nahezu<br />

verzehnfacht (1990: 103.054, 2002: 975.477). Die <strong>Archive</strong><br />

tragen dieser Entwicklung mit e<strong>in</strong>er entsprechenden Ausgestaltung<br />

ihres jeweiligen Lesebereichs seit Jahren Rechnung.<br />

Von den 411 Benutzerplätzen (2002) s<strong>in</strong>d 173 mit<br />

Lesegeräten ausgestattet; fast alle staatlichen <strong>Archive</strong> verfügen<br />

<strong>in</strong>zwischen über separate Mikrofilmlesesäle.<br />

E<strong>in</strong>e besondere Fachaufgabe nimmt das Archiv <strong>in</strong> Mikkeli<br />

wahr, seit es 1990 zum zentralen Mikrofilmdepot ausgebaut<br />

wurde. Es betreut nicht nur die Sicherungsfilme<br />

des NAD, sondern bedient auch landesweit und grenzüberschreitend<br />

den Großteil der Mikrofilmausleihen des<br />

NAD. E<strong>in</strong> weiteres Charakteristikum ist, dass dort das<br />

Zentralarchiv der aufgelösten Kirchengeme<strong>in</strong>den des 1947<br />

von Russland annektierten Ostkarelien verwahrt wird,<br />

was seit 1990 zusätzliche familienkundliche Nutzungen,<br />

vor allem aber auch häufige Anfragen aus dem In- und<br />

Ausland zur Folge hatte. Diese Entwicklungen haben<br />

dazu geführt, dass Mikkeli alle<strong>in</strong> nicht nur etwa 50 Prozent<br />

sämtlicher Anfragen beantwortet, die an den NAD gerichtet<br />

werden (2002: 8.779 von 17.161), sondern dass sich auch<br />

die Archivbenutzer zu mehr als 90 Prozent aus Familienforschern<br />

rekrutieren.<br />

Nichtstaatliche <strong>Archive</strong><br />

Unter den gesellschaftlichen Gruppen, die <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland<br />

eigene <strong>Archive</strong> unterhalten, gibt es mehrere, deren Rele-<br />

<strong>Der</strong> <strong>Archivar</strong>, Jg. 58, <strong>2005</strong>, H. 4

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