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Der Archivar, Heft 4, Nov. 2005 - Archive in Nordrhein-Westfalen

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Lesung am Ende der Mitternachtsführung: Ulrich Holle, Dozent<br />

an der Musikhochschule Detmold<br />

Festgesellschaft langsam aber sicher auf den Höhepunkt<br />

zu: die Mitternachtsführung. Um 23.30 Uhr versammelten<br />

sich die rund 80 verbliebenen Gäste, umr<strong>in</strong>gt von dem<br />

grau bekittelten und mit Taschenlampen ausgerüsteten<br />

Ordner-Personal, und folgten Dr. Wolfgang Bender <strong>in</strong> die<br />

dunklen Magaz<strong>in</strong>e. Zunächst g<strong>in</strong>g es <strong>in</strong> das „Reich der<br />

Toten“ – zwischen den Registern des Personenstandsarchivs<br />

–, wo Dr. Hermann Niebuhr mit monotoner Amtsstimme<br />

Todesfälle aus e<strong>in</strong>em Sterberegister vorlas. Kaum<br />

hatten sich die mutigen Besucher erholt, standen sie vor<br />

e<strong>in</strong>em schwach beleuchteten Skelett. Im Treppenhaus<br />

angekommen g<strong>in</strong>g es immer weiter nach unten und wieder<br />

zwischen Regalen durch an grausamen, an die Magaz<strong>in</strong>wände<br />

projizierten Schandbildern vorbei. Das vorgetragene<br />

H<strong>in</strong>richtungsprotokoll ließ im Schatten der Rollregale<br />

die letzten Zweifel darüber fallen, dass <strong>Archive</strong> nicht<br />

staubig und langweilig wären. Im dritten Untergeschoss<br />

angekommen lag Ulrich Holle vorne übergebeugt auf<br />

e<strong>in</strong>em Tisch, auf dem e<strong>in</strong> Giftgefäß stand – das konnte<br />

nichts Gutes verheißen. Als alle saßen und der D<strong>in</strong>ge harrten,<br />

schepperten die Bleche der Regale, und Herr Holle las<br />

aus „Tod im Staatsarchiv“ von François Dormont, <strong>in</strong>szeniert<br />

mit Geräuschen und Schreien aus dem dunklen Off.<br />

Endlich wieder im Archiv<strong>in</strong>nenhof angelangt, nach e<strong>in</strong>em<br />

letzten Glas Sekt g<strong>in</strong>gen die letzten Gäste allmählich – weit<br />

nach Mitternacht – bei lauen Temperaturen nach Hause.<br />

Das Spiel mit den Klischees <strong>in</strong> Kabarett und Lesungen,<br />

bei der Mitternachtsführung und auch schon bei den<br />

Glückwünschen am Nachmittag war mehr als e<strong>in</strong>e selbstironische<br />

Bespiegelung, mehr als nur Klamauk. Es war e<strong>in</strong><br />

außergewöhnliches Fest mit professionellen Künstler<strong>in</strong>nen<br />

und Künstlern, das viel Arbeit und viel Spaß brachte,<br />

das v. a. das Archiv e<strong>in</strong>em breiten Publikum und <strong>in</strong> der<br />

Kulturszene bekannter machte und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em neuen Licht<br />

ersche<strong>in</strong>en ließ. Anlässlich des Jubiläumsfestes konnte das<br />

Staats- und Personenstandsarchiv e<strong>in</strong>e siebenteilige Artikelserie<br />

zu archivfachlichen Themen <strong>in</strong> der hiesigen<br />

290<br />

Festtagsrede: Ltd. Staatsarchivdirektor<strong>in</strong> Dr. Jutta Prieur-Pohl<br />

Regionalzeitung, e<strong>in</strong>e Veranstaltungsankündigung im<br />

WDR-2-Hörfunk und e<strong>in</strong>en Fernsehbeitrag <strong>in</strong> der „Aktuellen<br />

Stunde“ des WDR über Familienforschung platzieren.<br />

Das Archiv positionierte sich wieder e<strong>in</strong>mal klar als<br />

wichtiger Kooperationspartner für Kulture<strong>in</strong>richtungen<br />

und Behörden.<br />

Detmold Bett<strong>in</strong>a Joergens<br />

„Lernort Landeskirchliches Archiv Kassel“<br />

Diese Handreichung will Konfirmanden und Konfirmand<strong>in</strong>nen,<br />

Pfarrern und Pfarrer<strong>in</strong>nen, Schülern und Schüler<strong>in</strong>nen,<br />

Lehrern und Lehrer<strong>in</strong>nen, Studenten und Student<strong>in</strong>nen<br />

und allen Interessierten den Zugang zur Arbeit im<br />

Landeskirchlichen Archiv Kassel erleichtern und vorhandene<br />

Berührungs- und Schwellenängste überw<strong>in</strong>den. In<br />

Zeiten schw<strong>in</strong>dender Er<strong>in</strong>nerungskultur soll sie Mut<br />

machen, die „Erlebniswelt Archiv“ kennen zu lernen und<br />

zu nutzen. Die Fasz<strong>in</strong>ation der Orig<strong>in</strong>almaterialien, die<br />

Menge der zur Verfügung stehenden Hilfsmittel, die<br />

Atmosphäre und die besonderen Arbeitsmethoden<br />

machen das Landeskirchliche Archiv zu e<strong>in</strong>em Lernort, an<br />

dem die Schlagworte von vernetztem Forschen, handlungsorientiertem<br />

Lernen und praxis- und lebensnaher<br />

Ausbildung ideal verwirklicht werden können.<br />

Das Landeskirchliche Archiv Kassel wirkt an der Erforschung<br />

und Vermittlung der von ihm verwahrten historischen<br />

Quellen mit. Als Haus der Geschichte ist es bemüht,<br />

<strong>Der</strong> <strong>Archivar</strong>, Jg. 58, <strong>2005</strong>, H. 4

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