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Der Archivar, Heft 4, Nov. 2005 - Archive in Nordrhein-Westfalen

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und größtes Stadtteilfest) – bis h<strong>in</strong> zu Bildern über die Jahrhundertflut<br />

2002. E<strong>in</strong>geordnet werden die Fotodokumentationen<br />

<strong>in</strong> den Bereich der Sammlungen des Stadtarchivs.<br />

Dresden Thomas Kübler<br />

Historisches Archiv Haus der Kunst<br />

Zum Bestand<br />

E<strong>in</strong> Typoskript aus dem Jahre 1940, auf dem Hitlers<br />

Anweisungen zur Gestaltung der für die „Große Deutsche<br />

Kunstausstellung“ bestimmten Gemälde und Plastiken<br />

akribisch vermerkt wurden. Bilder aus Holz und<br />

Lackfarbe mit den Wappen der amerikanischen E<strong>in</strong>heiten.<br />

Plakate von <strong>in</strong>ternational renommierten Ausstellungen<br />

aus den sechziger Jahren. Dies s<strong>in</strong>d nur e<strong>in</strong>ige Dokumente,<br />

die zum Bestand des Archivs des Hauses der<br />

Kunst gehören. Materialien, die von der wechselvollen<br />

Geschichte dieses Gebäudes erzählen. Nicht alles, was<br />

dort seit 1937 angelegt, verwaltet und aufbewahrt wurde,<br />

hat sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Vollständigkeit erhalten. Schon <strong>in</strong> den<br />

ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg und dem<br />

Zusammenbruch des Dritten Reiches wurden zahlreiche<br />

Unterlagen an verschiedene <strong>Archive</strong> abgegeben und vorweg<br />

aussortiert. So erzählt Peter A. Ade, von 1947 bis<br />

1983 Direktor des Hauses der Kunst, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Memoiren,<br />

dass er – da <strong>in</strong> den Nachkriegsjahren Schreibpapier nur<br />

gegen Altpapier zu bekommen war – Archivalien aus<br />

dem Müll geholt habe und deshalb von den Amerikanern<br />

verdächtigt wurde, Akten beiseite schaffen zu wollen.<br />

Dennoch liefert der Bestand des Archivs des Hauses<br />

der Kunst wichtige Informationen für die kunst- und zeitgeschichtliche<br />

Forschung. Die Dokumente beschreiben<br />

die historische Entwicklung des Gebäudes und Ausstellungsbetriebes<br />

von 1933 bis <strong>in</strong> die 70er Jahre. Den größten<br />

Teil des Bestandes bilden die Dokumente und Materialien<br />

aus den Jahren 1933 bis 1945 – aus jener Zeit, <strong>in</strong> der das<br />

Gebäude als „Haus der Deutschen Kunst“ als (verme<strong>in</strong>tlicher)<br />

Nachfolgebau des Münchner Glaspalastes errichtet<br />

wurde und dem nationalsozialistischen Regime als e<strong>in</strong><br />

wesentliches Propaganda<strong>in</strong>strument diente. Dazu gehören<br />

u. a. Unterlagen zu Bauprojekt und Gebäude sowie<br />

Dokumente, die über die wirtschaftlichen Belange und<br />

die Organisation der „Großen Deutschen Kunstausstellungen“<br />

Auskunft geben, so z. B. e<strong>in</strong>e vollständige Künstlerkartei,<br />

die Aufschluss gibt, welche Künstler sich für die<br />

„Großen Deutschen Kunstausstellungen“ beworben bzw.<br />

daran teilgenommen haben, sowie Kontenblätter, die<br />

genaue Erkenntnisse über die Käuferklientel (und Preise)<br />

dieser Propagandaschauen liefern. Kle<strong>in</strong>ere Konvolute<br />

bilden die Unterlagen der amerikanischen Militärregierung,<br />

der Direktion des Hauses der Kunst sowie der<br />

„Gesellschaft der Freunde des Hauses der Kunst“ und der<br />

„Ausstellungsleitung e. V.“, Dokumente, die v. a. die Diskussion<br />

über den Umgang mit e<strong>in</strong>em historisch belasteten<br />

Gebäude sowie die Aufbruchsstimmung <strong>in</strong> den Nachkriegsjahren<br />

widerspiegeln. Zum Bestand des Archivs<br />

gehören außerdem e<strong>in</strong>e umfangreiche Plansammlung aus<br />

den Jahren 1933–1971, Plakate der von der Ausstellungsleitung<br />

e. V. organisierten Ausstellungen und Fasch<strong>in</strong>gsfeste<br />

sowie diverse Objekte, wie z. B. Büromasch<strong>in</strong>en und<br />

Ausstattungsdekor.<br />

Die Dokumente und Materialien wurden 2004 von der<br />

Münchner Historiker<strong>in</strong> Sab<strong>in</strong>e Brantl gesichtet und<br />

durch e<strong>in</strong> F<strong>in</strong>dbuch erschlossen. <strong>Der</strong> Bestand steht Wis-<br />

280<br />

senschaftlern, Publizisten, Historikern und Studenten<br />

nach vorheriger Anmeldung für Forschungszwecke zur<br />

Verfügung.<br />

Kontakt: Haus der Kunst München<br />

Dr. León Krempel, Tel: 089 21127-172<br />

Sab<strong>in</strong>e Brantl M. A., Tel: 0173 5782607<br />

E-Mail: archiv@hausderkunst.de<br />

München Sab<strong>in</strong>e Brantl<br />

Archiv und Dokumentationszentrum zur Geschichte<br />

und Kultur der Roma und S<strong>in</strong>ti <strong>in</strong> Köln<br />

Das Archiv und Dokumentationszentrum des Vere<strong>in</strong>s Rom<br />

e. V. wurde im Februar 1999 von Bundestagspräsident<br />

Wolfgang Thierse eröffnet. Es dokumentiert und archiviert<br />

Materialien, die über Leben, Geschichte und Kultur<br />

der Roma und S<strong>in</strong>ti sowie über die M<strong>in</strong>derheit der Jenischen<br />

Auskunft geben können – bundesweit mit Schwerpunkt<br />

Rhe<strong>in</strong>land.<br />

Das Archiv ist e<strong>in</strong>e Abteilung des Vere<strong>in</strong>s Rom e. V., der<br />

sich seit 1986 für die Interessen von deutschen und ausländischen<br />

Roma und S<strong>in</strong>ti e<strong>in</strong>setzt. <strong>Der</strong> Vere<strong>in</strong> versteht sich<br />

als <strong>in</strong>terkulturelle Vere<strong>in</strong>igung, <strong>in</strong> der Roma und Nicht-<br />

Roma zusammenarbeiten. Er unterhält neben se<strong>in</strong>em Beratungsbüro<br />

mehrere pädagogische Projekte, darunter e<strong>in</strong>e<br />

Schule für Romak<strong>in</strong>der.<br />

Das Zentrum wurde mit Stiftungsmitteln aufgebaut. Es<br />

umfasst folgende Abteilungen:<br />

– Bibliothek mit e<strong>in</strong>schlägiger Literatur aus 25 Ländern: historische,<br />

soziologische, l<strong>in</strong>guistische und ethnologische Untersuchungen<br />

sowie Publikationen von Roma-Autoren (über 3000<br />

Bände)<br />

– Aufsatzsammlung <strong>in</strong> Kopien (über 3000 Exemplare)<br />

– Zeitschriftenabos (15)<br />

– historische Orig<strong>in</strong>altexte vor 1800: Abhandlungen, Dissertationen<br />

und Edikte (50 Exemplare)<br />

– umfangreiche Behördenakten, <strong>in</strong>sbesondere zu Ausländer-,<br />

Sozial- und Strafsachen seit 1980<br />

– Akten zur Roma-Bürgerrechtsbewegung seit 1980<br />

– Behördenakten <strong>in</strong> Kopien seit 1880<br />

– Zeitungs-, Zeitschriftenartikel seit 1975 (ca. 9000)<br />

– eigene Publikationen (25)<br />

– historische Grafiksammlung mit Motiven von „Zigeunern“<br />

(über 2500 E<strong>in</strong>zelstücke, seit ca. 1500)<br />

– Gemäldesammlung mit Motiven von „Zigeunern“ seit 1440:<br />

Orig<strong>in</strong>ale und Repros<br />

– Bildpostkarten seit 1903, <strong>in</strong>sbesondere mit dokumentarischen<br />

Aufnahmen aus dem Ersten Weltkrieg, vorwiegend vom Balkan<br />

(ca. 2800)<br />

– Fotoarchiv (ca. 8000 Aufnahmen)<br />

– Plakate (96 Motive)<br />

– Filme/Videos/DVD/TV-Mitschnitte (ca. 500 Exemplare)<br />

– Musik aus 34 Ländern: Platten, CDs, Kassetten (ca. 800 Exemplare)<br />

Das Archiv beherbergt <strong>in</strong>zwischen die größten Bestände<br />

und Sammlungen zum Thema <strong>in</strong> Europa. Es arbeitet<br />

zusammen mit den Dokumentationszentren bzw. <strong>Archive</strong>n<br />

der Roma-Organisationen <strong>in</strong> Madrid, Paris, Rom, Belgrad,<br />

Budapest und Brünn. Se<strong>in</strong>e Intention ist es, an e<strong>in</strong>em öffentlich<br />

zugänglichen Ort die Möglichkeit zu bieten, sich über<br />

Leben, Geschichte und Probleme e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>derheit zu <strong>in</strong>formieren<br />

und damit dem großen Defizit an seriösen Informationen<br />

abzuhelfen. Dabei soll vor allem zum Abbau diskrim<strong>in</strong>ierender<br />

Vorurteile beigetragen werden.<br />

Das Zentrum sammelt <strong>in</strong>sbesondere auch Texte, Dokumente<br />

und künstlerische Arbeiten, die von Vertretern der<br />

M<strong>in</strong>derheit selbst stammen. Es berät Roma und S<strong>in</strong>ti bei der<br />

<strong>Der</strong> <strong>Archivar</strong>, Jg. 58, <strong>2005</strong>, H. 4

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