Der Archivar, Heft 4, Nov. 2005 - Archive in Nordrhein-Westfalen
Der Archivar, Heft 4, Nov. 2005 - Archive in Nordrhein-Westfalen
Der Archivar, Heft 4, Nov. 2005 - Archive in Nordrhein-Westfalen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Archivtheorie und -praxis<br />
278<br />
„Notfall-Register <strong>Archive</strong>“ (NORA) schützt Archivgut <strong>in</strong> Gefährdungslagen<br />
Die Flutkatastrophen vergangener Jahre im Bereich der Oder, Elbe und Mulde, bei denen auch unersetzbares Archivgut<br />
vernichtet oder schwerwiegend beschädigt wurde, s<strong>in</strong>d noch <strong>in</strong> guter Er<strong>in</strong>nerung. Verheerende Überflutungen <strong>in</strong><br />
letzter Zeit nicht nur im fernen Ausland, sondern auch <strong>in</strong> Süddeutschland zeigen uns, dass auch Archivgebäude,<br />
zumal solche <strong>in</strong> exponierter Lage, nicht vor Gefährdungen, <strong>in</strong>sbesondere durch Wassere<strong>in</strong>bruch sicher s<strong>in</strong>d.<br />
Zur Verbesserung von Notfallvorsorge und Katastrophenmanagement <strong>in</strong>sbesondere bei Flutkatastrophen konnte<br />
das Bundesarchiv beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe erreichen, dass die <strong>Archive</strong> mit<br />
ihren Grunddaten <strong>in</strong> die Datenbank deNIS II aufgenommen werden. Diese aus Sicherheitsgründen öffentlich nicht<br />
zugängliche Datenbank stellt den Planungsstäben und E<strong>in</strong>satzkräften <strong>in</strong> Bund und Ländern bei großflächigen Gefahrenlagen<br />
die Informationen zur Verfügung, die bei der Steuerung und Durchführung von E<strong>in</strong>sätzen zur Vermeidung<br />
und Begrenzung von Schäden notwendig s<strong>in</strong>d. Die Informationen dazu muss jedes Archiv allerd<strong>in</strong>gs selbst bereit<br />
stellen.<br />
Um die <strong>Archive</strong> <strong>in</strong> Deutschland mit ihren Angaben zum Standort und den jeweiligen Besonderheiten <strong>in</strong> diesem wichtigen<br />
Informationssystem zu verankern, stellt das Bundesarchiv allen deutschen <strong>Archive</strong>n die Internet-gestützte<br />
Anwendung „Notfall-Register <strong>Archive</strong>“ (NORA) zur Verfügung. In dieser Datenbank sollen die <strong>Archive</strong> ihre Daten zum<br />
Archivprofil, zur Gebäudesituation, zu ihren Beständen, zu den im Notfall Verantwortlichen und zu den vorhandenen<br />
Notfallressourcen erfassen und laufend aktuell halten. <strong>Der</strong> wenige Elemente umfassende Datensatz wurde mit dem<br />
Ausschuss für Bestandserhaltung der Archivreferentenkonferenz (ARK) abgestimmt. Die im Notfall relevanten Daten,<br />
zu denen nur das jeweilige Archiv selbst Zugang hat, werden vom Bundesarchiv <strong>in</strong> regelmäßigen Abständen an deNIS<br />
II übermittelt, so dass das Katastrophenmanagement bei Bedarf über die jeweils aktuellen Sach- und Geodaten der beteiligten<br />
<strong>Archive</strong> verfügt.<br />
Die an dieser Katastrophenvorsorge <strong>in</strong>teressierten <strong>Archive</strong> erhalten zu NORA <strong>in</strong> ähnlicher Weise Zugang, wie<br />
dieser bei der ebenfalls im Bundesarchiv gepflegten Zentralen Datenbank Nachlässe (www.nachlassdatenbank.de)<br />
von <strong>in</strong>zwischen über 350 <strong>Archive</strong>n wahrgenommen wird. Zu NORA erfolgt die Anmeldung über die E-Mail-<br />
Adresse nora@barch.bund.de. Die Anwendung, die seit 1. Oktober <strong>2005</strong> im Internet unter www.bundesarchiv.de<br />
bereit steht, wird für die <strong>in</strong>teressierten <strong>Archive</strong> nach Anmeldung über die genannte E-Mail-Adresse durch Übermittlung<br />
der Zugangsdaten freigeschaltet. Von diesem Zeitpunkt ab können die Daten durch jedes angemeldete<br />
Archiv erfasst oder geändert werden. Jedes Archiv hat auch die Möglichkeit, die eigenen Daten aus der Datenbank<br />
NORA zu exportieren.<br />
E<strong>in</strong> Missbrauch der Daten ist ausgeschlossen, da nur die Kräfte des Katastrophenmanagements auf die Datenbank<br />
deNIS II zugreifen können und über NORA nur die jeweiligen <strong>Archive</strong> selbst Zugang zu ihren Daten haben.<br />
Je früher sich e<strong>in</strong> Archiv <strong>in</strong> das Notfall-Register <strong>Archive</strong> (NORA) mit se<strong>in</strong>en Daten e<strong>in</strong>trägt, desto sicherer können<br />
die für das Archiv Verantwortlichen se<strong>in</strong>, bei großflächigen Gefahrenlagen wie Flutkatastrophen von den Lagezentren<br />
und den E<strong>in</strong>satzkräften nicht übersehen zu werden.<br />
Koblenz Marc Straßenburg<br />
<strong>Archive</strong> und Bestände<br />
Vgl. auch den Beitrag „Lernort Landeskirchliches Archiv Kassel“<br />
unten unter der Rubrik „Benutzung, Öffentlichkeitsarbeit und<br />
Forschung“.<br />
Neubau des Bundesarchivs <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Lichterfelde<br />
Mit e<strong>in</strong>em groß angelegten Neubauvorhaben wird das Bundesarchiv<br />
<strong>in</strong> den nächsten Jahren die Benutzungsbed<strong>in</strong>gungen<br />
am Standort Berl<strong>in</strong>-Lichterfelde entscheidend verbessern.<br />
Zudem wird durch e<strong>in</strong>en Magaz<strong>in</strong>neubau die langfristige<br />
Erhaltung des Archivguts gesichert. Startschuss für<br />
die Bauaktivitäten wird der Abriss des Hauses 904 auf der<br />
Liegenschaft im <strong>Nov</strong>ember <strong>2005</strong> und der dafür notwendige<br />
Umzug der Archivalien aus diesem Gebäude se<strong>in</strong>.<br />
Von Anfang August an wurden <strong>in</strong>sgesamt rd. 23.000 lfm<br />
an Archivalien <strong>in</strong> drei Ausweichquartiere verbracht. E<strong>in</strong><br />
kle<strong>in</strong>er Teil ist jetzt noch auf der Liegenschaft vorhanden,<br />
e<strong>in</strong> größerer Teil ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e neue Liegenschaft im Bezirk Tiergarten<br />
und <strong>in</strong> die Räumlichkeiten des Zwischenarchivs <strong>in</strong><br />
Dahlwitz-Hoppegarten verbracht worden. Die Benutzung<br />
aller Archivalien wird weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Lichterfelde statt-<br />
f<strong>in</strong>den. E<strong>in</strong> täglicher Shuttle-Dienst zwischen den Liegenschaften<br />
wird die zeitnahe Bereitstellung der Archivalien<br />
garantieren. Lediglich für die Phase des Umzugs von<br />
Anfang August bis Ende Oktober <strong>2005</strong> musste <strong>in</strong> begrenztem<br />
Umfang mit Benutzungse<strong>in</strong>schränkungen gerechnet<br />
werden. Wenn e<strong>in</strong>zelne Bestände transportiert wurden,<br />
konnten diese nicht e<strong>in</strong>gesehen werden. Sobald die<br />
Bestände an ihrem neuen Ort e<strong>in</strong>gelagert waren, wurde die<br />
Benutzung wieder ermöglicht.<br />
Im Jahr 2006 wird dann die eigentliche Bautätigkeit starten.<br />
Zunächst wird e<strong>in</strong> Magaz<strong>in</strong>gebäude mit e<strong>in</strong>er Kapazität<br />
von rd. 110.000 lfm Archivalien und Büchern errichtet, <strong>in</strong><br />
welchem sich auch der zukünftige Haupte<strong>in</strong>gang und<br />
e<strong>in</strong>ige öffentliche Bereiche bef<strong>in</strong>den werden. <strong>Der</strong> Magaz<strong>in</strong>neubau<br />
wird die Lagerungsbed<strong>in</strong>gungen der Archivalien<br />
entscheidend verbessern, die z. T. momentan noch <strong>in</strong> provisorischen<br />
Magaz<strong>in</strong>gebäuden untergebracht s<strong>in</strong>d.<br />
Nach Fertigstellung des Magaz<strong>in</strong>neubaus und E<strong>in</strong>lagerung<br />
der im Großraum Berl<strong>in</strong> bef<strong>in</strong>dlichen Bestände des<br />
Bundesarchivs wird der Umbau zweier denkmalgeschützter<br />
Gebäude zum Arbeits- und Verwaltungszentrum e<strong>in</strong>erseits<br />
und zum öffentlichen Bereich mit den Lesesälen ander-<br />
<strong>Der</strong> <strong>Archivar</strong>, Jg. 58, <strong>2005</strong>, H. 4