Beilage 200 Jahre Sudenburg - Volksstimme
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6 | <strong>200</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Sudenburg</strong><br />
Kirchhofstraße: Leichenhaus und Schulstube unter einem Dach<br />
Der alte <strong>Sudenburg</strong>er Friedhof und seine wechselvolle Geschichte als Begräbnisstätte<br />
Friedhofseingang mit Blick auf die Kapelle um 1910. Foto: Archiv Feuerwache<br />
Ausschneiden & vorbeikommen!<br />
3,– d Rabatt je Dienstleistung<br />
MD, Halberstädter Str. 129, � 03 91-2 86 64 51<br />
Von Nadja Gröschner<br />
<strong>Sudenburg</strong> ● Der <strong>Sudenburg</strong>er<br />
Friedhof wurde 1813, kurz nach<br />
Neugründung <strong>Sudenburg</strong>s, angelegt,<br />
er ist einer der ältesten Magdeburgs.<br />
Erst 1897 fi ndet sich die Bezeichnung<br />
Alter <strong>Sudenburg</strong>er<br />
Friedhof, nachdem ein zweiter<br />
Friedhof für <strong>Sudenburg</strong> geschaffen<br />
wurde, der Neue <strong>Sudenburg</strong>er<br />
Friedhof, Ecke Braunschweiger/<br />
Ecke heutige Otto-Richer-Straße.<br />
In den Anfangsjahren war der<br />
Friedhof noch nicht eingezäunt,<br />
so kam es, dass Vieh zwischen<br />
den Gräbern weidete oder Personen<br />
sich unbefugt zwischen den<br />
Grabsteinen bewegten.<br />
Untrennbar mit der Entwicklung<br />
des Begräbniswesens in <strong>Sudenburg</strong><br />
ist ein Name verbunden<br />
- Johann Georg Peter Zincke.<br />
Zincke, als Sohn eines Schäfers<br />
am 3. September 1775 geboren,<br />
hatte sich als Abgeordneter und<br />
Kirchenrat von <strong>Sudenburg</strong> einen<br />
Namen gemacht. Er setzte sich für<br />
den Bau eines Leichenhauses ein.<br />
Bis dahin fanden die Beerdigungen<br />
fast immer von den Sterbehäusern<br />
aus statt. Neben räumlicher<br />
Beengtheit waren damit auch hygienische<br />
Probleme verbunden.<br />
In einem Schreiben an den<br />
Magistrat von Magdeburg äußerte<br />
Zincke den Wunsch zum Bau<br />
eines Leichenhauses direkt am<br />
Friedhof. Gleichzeitig wollte er in<br />
dem neuen Gebäude eine Schulstu-<br />
be einrichten. Unterteilt werden<br />
sollte das Gebäude wie folgt: Eine<br />
Stube nebst Kammer und Küche<br />
für den Leichenwärter, dahinter<br />
die Leichenstube, in der Mitte eine<br />
Durchfahrt zum Kirchhof, rechts<br />
vom Hausfl ur die Schulstube. Im<br />
oberen Teil ein Versammlungsraum<br />
für den Magistrat von <strong>Sudenburg</strong>,<br />
sowie eine Gefängnisstube.<br />
Am 28. April 1836 wurde das<br />
Haus unter großer Anteilnahme<br />
der <strong>Sudenburg</strong>er Bevölkerung eröff<br />
net.<br />
Als 1855 die Bevölkerung auf<br />
über 5000 angestiegen war, erwarb<br />
die Gemeinde von Privatpersonen<br />
Ackerland, um den Friedhof zu erweitern.<br />
In dieser Zeit wurde ein<br />
Friedhofsverein gegründet, aus<br />
den Beiträgen der Vereinsmitglieder<br />
konnte die Einstellung eines<br />
Friedhofsgärtners fi nanziert werden.<br />
Nach der Eingemeindung<br />
<strong>Sudenburg</strong>s 1867 wurde das<br />
bisherige Leichenhaus in ein<br />
Polizeigefängnis umgenutzt.<br />
Dadurch musste der bisherige<br />
Durchgang zum Friedhof von<br />
der Kirchhofstraße gesperrt und<br />
ein neuer Haupteingang von<br />
der Friedenstraße geschaff en<br />
werden. Gleichzeitig wurde in<br />
Abstimmung mit der St.-Ambrosii-Gemeinde<br />
eine neue Polizeiverordnung<br />
für den evangelischen<br />
<strong>Sudenburg</strong>er Friedhof<br />
erlassen. Darin wurde u.a. festgelegt:<br />
„Kinder unter 14 <strong>Jahre</strong>n<br />
dürfen nur unter Aufsicht Erwachsener<br />
oder mit Genehmigung<br />
der Friedhofsaufseher diese<br />
Stätte betreten. Das unbefugte<br />
Gehen außerhalb der Friedhofswege,<br />
das Befahren der Wege mit<br />
Kinderwagen oder Fahrrädern,<br />
das Mitbringen von Hunden, das<br />
Hinwerfen von Papier, Unkraut,<br />
trockenen Kränzen und Pfl anzenteilen<br />
auf Wegen oder auf und<br />
neben den Gräbern, sowie jede<br />
Verunreinigung des Friedhofgebietes<br />
ist verboten. Nicht minder<br />
das Tabakrauchen, alles ungebührliche<br />
Schreien, Lärmen, Singen,<br />
Laufen über Gräberhügel ...“<br />
1888 beschlossen die Stadtverordneten<br />
mit Geldern aus der Zinckeschen-Grabgewölbe-Stiftung<br />
den Bau einer Grabkapelle zu genehmigen.<br />
Erbauer der neogotischen<br />
Kapelle war der damalige<br />
Stadtbaurat Otto Peters. Die Kapelle<br />
wurde direkt über das Grabgewölbe<br />
der Familie Zincke gebaut<br />
und 1891 feierlich eingeweiht.<br />
Anstelle des ehemaligen Leichenhauses<br />
wurde nach 1905<br />
ein Portal aus Muschelkalk und<br />
somit ein neuer, repräsentativer<br />
Eingang von der Kirchhofstraße<br />
aus geschaff en.<br />
Auf dem Friedhof sind so bekannte<br />
<strong>Sudenburg</strong>er Persönlichkeiten<br />
wie Pfarrer Spennemann,<br />
der Fabrikbesitzer Georg Becker<br />
oder der „Magdeburger Semmelweis“<br />
Johannes Brennecke beerdigt.