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S t a u f e n<br />
K U R I E R<br />
F E S T E<br />
Kneipen SS 12: Interessantes<br />
und Nachdenkliches<br />
Dass bei unseren Kneipen nicht nur gesungen, getrunken, geklönt und immer viel gelacht wird, sondern auch oft sehr interessante,<br />
zum Nachdenken anregende Beiträge geliefert werden, weiß natürlich jeder, der unsere Kneipen besucht. Vielleicht regen<br />
diese beiden beispielhaften Auszüge ja dazu an, auch diese Veranstaltungen zu denen zu rechnen, bei denen man im Anschluss<br />
hin und wieder über solche Gedankenspiele angeregt diskutieren kann.<br />
Worte zum Nachdenken an der Antrittskneipe am 16.03.12<br />
Hohe Corona,<br />
neulich habe ich im Radio in einer Sendung namens „SWR 1<br />
Anstöße“ etwas gehört, das mich sehr beindruckt hat. Ich habe<br />
mir den Text besorgt, er ist von einer Frau Elisabeth Schmitter<br />
aus Rottenburg am Neckar. Ich habe den Text, der also nicht<br />
von mir ist, um ein paar eigene Gedanken ergänzt und ich<br />
möchte ihn heute hier vortragen, es ist mir wichtig.<br />
Die Welt ist ein Dorf!<br />
Die Welt, sagt man, ist ein Dorf. Gut, dann nehmen wir diese<br />
Redensart doch einfach mal beim Wort: Stellt Euch vor, die<br />
ganze Welt wäre tatsächlich ein Dorf mit, sagen wir mal, 100<br />
Einwohnern. Wenn man jetzt noch berücksichtigt, welches<br />
Volk und welche Gruppe von Menschen wie groß ist, dann<br />
kommt man auf folgende Verteilung:<br />
In unserem Dorf mit 100 Seelen leben 57 Asiaten, 21 Europäer,<br />
14 Amerikaner und 8 Afrikaner. 52 sind Frauen und 48 Männer.<br />
30 sind weiß, 70 haben eine andere Hautfarbe. Gleich viele,<br />
nämlich 70 sind Nicht-Christen und 30 Christen. 80 von den 100<br />
Einwohnern leben in ungeeigneten oder viel zu kleinen Unterkünften.<br />
Ganze 6 Personen besitzen 59% des gesamten Reichtums.<br />
Von den hundert Dorfbewohnern sind 70 Analphabeten.<br />
Und 50 leiden an Unterernährung, also genau die Hälfte. Einer<br />
wird heute geboren und einer liegt im Sterben.<br />
Einer besitzt einen Computer und einer hat einen Hochschulabschluss.<br />
Und ich, wo gehöre ich hin? Wo ist mein Platz in diesem<br />
Welt-Dorf?<br />
Ich bin ein weißer europäischer Christ, mußte noch nie hungern,<br />
lebe in einer ordentlichen Wohnung, kann lesen und<br />
schreiben. Ich habe einen Computer und einen Hochschulabschluss.<br />
Und noch einiges andere, das von dieser Statistik nicht<br />
erfasst wird. Dabei denke ich an sauberes Wasser, an Frieden<br />
(Freiheit von Krieg, Bürgerkrig, Terror). Ich denke an Gesundheitsversorgung,<br />
Freiheit von Sklaverei und Unterdrückung<br />
(z.B. auch der Frauen). Ich denke an Meinungsfreiheit und<br />
ganz allgemein an Menschenrechte. Wenn wir kurz nachdenken,<br />
fällt uns noch viel, viel mehr ein. Damit bin ich ganz schön<br />
priviligiert. Das wusste ich natürlich schon lange, aber mit dem<br />
Modell vom Hundert-Seelen-Dorf rückt mir dieses theoretische<br />
Wissen ganz anders auf die Pelle.<br />
Für mich ist dieses Modell wie ein Dolmetscher: Es übersetzt<br />
Statistiken in Schicksale, Zahlen in Menschen, in Menschen mit<br />
Gesichtern. Fremde werden so auf einmal zu Nachbarn, weil sie<br />
letzlich doch alle im selben Dorf leben. Und ich mittendrin, in<br />
diesem Dorf mit Namen „Welt“.<br />
Eigentlich hätte ich Lust, sozusagen mal rüberzugehen zu diesen<br />
„Welt-Nachbarn“. Ich würde sie gern kennen lernen und<br />
mich vorstellen. Ich würde ihnen gern sagen, dass hier im Dorf<br />
alle einander aushelfen und daß sie immer kommen können,<br />
wenn sie mal Hilfe brauchen, auch zu mir. Nein, ich tu's natürlich<br />
nicht, weil es nicht stimmt, weil es das Dorf so nicht gibt.<br />
Aber es muss ja nicht für immer so bleiben. Gefühlt wird die<br />
Welt heute schon immer kleiner; denken wir nur an die Verkehrs-,<br />
Waren-, Kommunikations- und Informationsströme.<br />
Und ich, was sage ich jetzt hier an diesem<br />
Rednerplatz und zu dieser Stunde dazu?<br />
Ich will bescheiden und hilfsbereit<br />
sein/werden/blei-<br />
ben und ich will<br />
dankbar sein für<br />
unser gutes Leben.<br />
Rund 60 S<strong>taufen</strong> und Besucher waren im Kneipsaal bei<br />
der Abschlusskneipe am 22.06.12 auf dem S<strong>taufen</strong>haus<br />
zugegen. Aber die Semesterabschluss kneipe war an<br />
diesem Abend nicht so wichtig. Alle Anwesendem fieberten<br />
dem EM-Fußballspiel Deutschland–Griechenland entgegen.<br />
Somit wurde ein gekürztes Offi cium durchgeführt. Chargen -<br />
einmarsch, Begrüßung, Rede des X der Aktivitas Jonas Jörg v.<br />
Bro, persönliche Vorstellung zweier OECONOMEN, die nun<br />
auch zusätzlich das S<strong>taufen</strong>-Band tragen, Aufnahme von fünf<br />
Füxen in den Burschensalon, Aufnahme eines Gastes in den<br />
Fuxenstall, Bundescantus, Chargenausmarsch, Abendessen<br />
(zweierlei Fleischkäse mit Salaten, Gurken, Senf, Zwiebeln<br />
und Brot). Anschließend Leinwand runter, Beamer an. Das<br />
EM-Spiel konnte beginnen. Die sonst so disziplinierten S<strong>taufen</strong><br />
entwickelten sich zu "fast" wilden Fußballfans. Anstelle<br />
von Studentencanti Fußball-Schlachtgesänge auf dem S<strong>taufen</strong>haus.<br />
Super! 4:2 Deutschland gegen Griechenland. Das<br />
wurde gefeiert.<br />
Auf der nächsten Seite<br />
folgt noch ein prägnanter<br />
Auszug der X-Rede unseres<br />
BB Jonas Jörg v. Bro.<br />
Autor:<br />
Joachim<br />
Schwithal-Grimm<br />
v. Sprint<br />
Autor:<br />
Rolf-Dieter<br />
Lembeck<br />
v. Famulus<br />
<strong>Staufia</strong> – 2012 73