alpine gesellschaft bergler - Alpenverein Südtirol
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Mitteilungen September 2009 32<br />
Nach dem kniffligen Abstieg kann die Aussicht richtig genossen werden<br />
Beide Fotos: Walter Rass<br />
Peter, der schweren Herzens<br />
umgekehrt war, um mit dem<br />
Rest der Gruppe abzusteigen,<br />
erwartete uns am Fuße des<br />
Bergaufschwunges, und im<br />
Scheine der untergehenden<br />
Sonne sah ich die Enttäuschung<br />
und das Gefühl des<br />
Scheiterns in Sabines Gesicht.<br />
Es war aber kein Scheitern,<br />
sondern es siegte die Vernunft,<br />
bei diesen Verhältnissen<br />
und bei dieser Zeitknappheit<br />
umzukehren.<br />
Mit Sabine kam ich im folgenden<br />
Jahr wieder. Es war wieder<br />
spät im Jahr, und Tage<br />
zuvor hatte es leicht geschneit.<br />
Wieder gingen wir<br />
von Süden, vom Mühlbachtal<br />
aus, den Berg an. Auf den<br />
steilen Bändern im unteren<br />
Bereich lag mehr Eis und<br />
Schnee als im Jahr zuvor.<br />
Trotzdem war ich guter Dinge,<br />
denn diesmal waren wir gut<br />
ausgerüstet und hatten Seil<br />
und Kletterausrüstung mit dabei.<br />
Dies brauchten wir auch<br />
dringend. Den senkrechten<br />
Aufschwung, der uns im Jahr<br />
vorher einige Schwierigkeiten<br />
bereitet hatte, umgingen wir<br />
südlich, einen Schlupf hinaufkletternd.<br />
Dort war kein<br />
Schnee, und die gefährliche<br />
hinterschattige Querung, die<br />
letztes Jahr zur Aufgabe<br />
zwang, ließen wir zwar nicht<br />
ganz unbeachtet, aber buchstäblich<br />
links liegen. Oberhalb<br />
des steilen Felsens war nun<br />
der Weg bis zum Grat frei. Die<br />
Schneedecke wurde höher,<br />
und am Grat erwartete uns eine<br />
dicke Schicht Pulverschnee,<br />
der den Felsen extrem<br />
rutschig machte. Sichernd<br />
kletterten wir Seillänge<br />
um Seillänge die steile Gipfelpyramide<br />
hinauf. Ganz wohl<br />
fühlte ich mich aber dennoch<br />
nicht, weil ich an vielen Stellen<br />
den Schnee zuerst wegräumen<br />
musste, um dann einigermaßen<br />
sicher aufsteigen<br />
zu können. Sabine kletterte,<br />
als ob die äußeren widrigen<br />
Umstände für sie keine Behinderung<br />
darstellten, und so<br />
standen wir recht bald auf<br />
dem höchsten Punkt.<br />
Angesichts des bevorstehenden<br />
Abstieges machte sich<br />
aber Unruhe breit und, entgegen<br />
ihrer Gewohnheit, drängte<br />
Sabine recht bald zum Aufbruch.<br />
Während des Abseilens<br />
der ersten Seillängen wichen<br />
dann die Sorgen, und der<br />
Spaß an unserem Tun kehrte<br />
zurück. Die Wegfindung bereitete<br />
uns im oberen Bereich<br />
keine größeren Probleme,<br />
konnten wir doch unserer Aufstiegsspur<br />
im Schnee folgen,<br />
weiter unten allerdings war sie<br />
nicht mehr immer ersichtlich.<br />
Auch die spärlich vorhandene<br />
für den Aufstieg gedachte Markierung<br />
half uns nicht wirklich,<br />
sodass äußerste Konzentration<br />
gefordert war. Die kleinen mit<br />
Schnee bedeckten Bänder bereiteten<br />
uns beträchtlichen<br />
Kummer und verlangten äußerste<br />
Vorsicht beim Auftreten.<br />
So kletterten wir am kurzen<br />
Seil, von dem wir uns erst am<br />
Geröllkegel am Fuße des Felsaufschwunges<br />
befreiten.<br />
Jetzt konnten wir die untergehende<br />
Sonne mit den verschiedenen<br />
Farbtönen im<br />
herbstlichen Licht in vollen Zügen<br />
genießen. Als es am<br />
Forstweg eindunkelte, fühlten<br />
wir, dass wir den Tag gut genutzt<br />
hatten, und ein wohliges<br />
Gefühl der Zufriedenheit<br />
machte sich breit. Eines aber<br />
wurde uns besonders bewusst:<br />
Eine Umkehr am Berg<br />
muss nicht als Schande angesehen<br />
werden, sondern als<br />
Chance für eine Wiederkehr.<br />
Walter Rass<br />
Ratschlag für Trekker<br />
Mache beim Zusammenstellen<br />
der Ausrüstung<br />
3 Haufen.<br />
In den ersten kommt alles,<br />
was du sicher brauchst. In<br />
den zweiten das, was du<br />
vielleicht brauchst, und in<br />
den dritten das, was du eigentlich<br />
nicht brauchst.<br />
Die Sachen aus dem ersten<br />
Haufen nimm mit, den zweiten<br />
Haufen lass daheim,<br />
und aus dem dritten Haufen<br />
nimm nur die Luxusartikel<br />
mit.