Lehrerbetriebspraktikum - Innenansichten: Wirtschaft erleben 2009
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Erfahrungsbericht einer Lehrkraft zur Fortbildung „<strong>Innenansichten</strong>: <strong>Wirtschaft</strong> <strong>erleben</strong>“<br />
Lehrer gehen in der Ferienzeit in ein Unternehmen der Region – warum? Es bestehet kein Zwang, keine Verpflichtung –<br />
sondern ganz freiwillig. Denn mit der „Brille“ des Pädagogen sehen wir nur die Theorie, die wir vermitteln. Aber wie sieht<br />
es in der Praxis der Unternehmen aus? Als Berufsschullehrerin für <strong>Wirtschaft</strong>s- und Sozialkunde am Beruflichen Schulzentrum<br />
7 der Stadt Leipzig – Elektrotechnik war ich gespannt und aufgeregt zugleich, was in der einen Woche, die ich bei<br />
der Siemens AG Professional Education, Ausbildungsstätte Leipzig <strong>erleben</strong> werde. Was kommt da auf mich zu?<br />
Nach Besichtigung und Einweisung in die örtlichen Gegebenheiten, durfte ich gleich am ersten Praktikumstag an einem<br />
Eignungstest für neue Azubis teilnehmen. Auch ich wurde getestet – natürlich unter Zeitdruck und die Aufregung war groß.<br />
Bei der anschließenden Auswertung war ich gespannt über die Ergebnisse. Ehrlich gesagt, war ich froh, dass mein Zettel<br />
im Aktenvernichter verschwand. Ich gebe zu, keinen Teil des Testes in der vorgegebenen Zeit erfüllt zu haben (aber ich<br />
hätte gern erfahren, wie mein Ergebnis war). Anschließend wurde mir von den Ausbildern fachkundig mitgeteilt, nach welchen<br />
Kriterien die Azubis danach zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden. Zunächst zählen der schulische Abschluss,<br />
dann die Ergebnisse des Eignungstestes sowie das Auftreten während des Vorstellungsgespräches. Neben fachlichen<br />
spielen soziale Kompetenzen wie z. B. Teamfähigkeit eine große Rolle. Wichtig sind auch Praktika, die der Azubi<br />
bereits absolviert hat und die entsprechenden Beurteilungen. Während der folgenden Tage erhielt ich Einblicke im Bereich<br />
der 3 ½-jährigen Berufsausbildung bei der Siemens AG. Ich erlebte die Azubis an ihren Projektarbeitsplätzen in allen Lehrjahren.<br />
Diese erklärten mir anschaulich jeden Schritt ihrer Projekte. Die Azubis des ersten Lehrjahres gestalteten einen Elternabend<br />
und stellten ihren Eltern ihre Projekte vor. Alle Anwesenden waren beeindruckt, was sie bereits nach dem Ende<br />
des ersten Lehrjahres gelernt haben.<br />
Während der Projektarbeit mussten die Jugendlichen auch Klausuren zum Thema schreiben. Gemeinsam mit den Ausbildern<br />
durfte ich diese mitkorrigieren. So vertiefte sich mein Verständnis für die praktischen Tätigkeiten der Azubis.<br />
Informativ und wegweisend war darüber hinaus meine Teilnahme an den Azubi-Tagen. Auszubildende kamen ins Gespräch<br />
über ihre Leistungen, Probleme etc. mit den Ausbildern und Verantwortlichen der Fremdbetriebe. Es wurden positive<br />
und negative Tendenzen in der gesamten Ausbildung aufgezeigt. Es kamen auch Hinweise zum Berufsschulalltag zur<br />
Sprache, wo ich Auskunft geben konnte. Ich fand diese Runde aller Beteiligten der Berufsaubildung für die weiteren Lehrjahre<br />
sehr richtungsweisend.<br />
Insofern war ich meinem Schulleiter, Herrn Graupner, dankbar, dass er mich zum Praktikum bei der Siemens AG empfohlen<br />
hat, denn ich bin Klassenlehrerin einer Klasse des zweiten Lehrjahres dieses Unternehmens. Ich sah die Azubis nicht<br />
nur als Lehrer, sondern als Partner. Auch ich wurde von ihnen gefragt, warum ich bei Siemens eine Woche anwesend bin<br />
und das in den Schulferien. Ich erklärte Ihnen, dass dieses Praktikum freiwillig ist, ich mir das Unternehmen Siemens AG<br />
selbst aussuchen konnte und ihnen über die Schulter schauen wollte.<br />
Es herrschte eine angenehme Arbeitsatmosphäre zwischen den Ausbildern und den Azubis. Ich konnte feststellen, dass<br />
die Azubis bei der praktischen Arbeit anders auftraten, als in der Schule im Klassenverband beim Lernen der Theorie,<br />
z. B. hinsichtlich Selbstständigkeit, Auftreten etc.<br />
Ich hatte sehr interessante Einblicke in die Unternehmensstrategie von Siemens und kann diese in meinem Unterricht einsetzen.<br />
Ich befürworte, solche Praktika allen Lehrern in allen Schularten anzubieten, um selbst einmal die praktische Realität<br />
kennen zu lernen, um nicht nur durch die „theoretische Brille“ des Lehrers zu schauen.<br />
Ich bedanke mich bei allen, die zum Gelingen meines Unternehmenspraktikums beigetragen haben.<br />
Eva Mundt<br />
Fachlehrerin für <strong>Wirtschaft</strong>s- und Gemeinschaftskunde am BSZ 7 Leipzig