grüner frauenbericht 2015
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<strong>frauenbericht</strong> <strong>2015</strong><br />
28<br />
Europa-Panorama<br />
Teilzeit, prekäre Beschäftigungssituationen, Armut<br />
trotz Arbeit, im Niedriglohnsektor überdurchschnittlich<br />
und in Führungspositionen unterdurchschnittlich<br />
repräsentiert – das ist die Realität für Frauen am<br />
Arbeitsmarkt in Europa. Die brutale Sparpolitik der<br />
EU-Troika der letzten Jahre hat die Situation noch<br />
verschlimmert. Der Grundsatz, wonach Männer<br />
und Frauen für gleichwertige Arbeit Anspruch auf<br />
gleiches Entgelt haben, ist in den EU-Verträgen<br />
verankert. Doch Papier ist geduldig: Mit 23 % ist der<br />
Gender Pay Gap in Österreich über dem EU-Schnitt<br />
von 16 %. Auch die Teilzeitrate von Frauen ist weit<br />
überdurchschnittlich: 46 % im Vergleich zu EUweiten<br />
30 %.<br />
her mit dem<br />
mindestlohn<br />
Wir Grüne fordern europaweit verbindliche soziale<br />
Mindeststandards, gleichen Lohn für gleichwertige<br />
Arbeit, eine Mutterschutz-Richtlinie und den Ausbau<br />
europaweiter ArbeitnehmerInnenrechte, u. a. Mindeststandards<br />
bei Löhnen und Arbeitslosenversicherung.<br />
Derzeit gibt es in 22 EU-Staaten Mindestlöhne,<br />
in Österreich branchenabhängige Kollektivverträge<br />
(von denen allerdings nicht alle Berufe erfasst sind).<br />
Die Mindestlöhne rangieren von 11,12 Euro in Luxemburg<br />
bis 1,06 Euro in Bulgarien. Laut einer Eurofound-Studie<br />
würden bei einem EU-weiten Mindestlohn,<br />
der mindestens 60 % des länderspezifischen<br />
mittleren Lohns beträgt, ein Fünftel der Frauen und<br />
ein Zehntel der Männer profitieren. Besonders hohe<br />
Effekte gäbe es bei Teilzeit, wo EU-weit jede/r Dritte<br />
betroffen wäre. Es ist klar zu sehen: Frauen profitieren<br />
in doppelter Hinsicht von einem europäischen<br />
Mindestlohn! Die nachhaltige Einkommensdiskriminierung<br />
von Frauen ist eine Schande für das<br />
21. Jahrhundert.<br />
gender budgeting<br />
In einem Punkt hat Österreich gegenüber der EU zumindest<br />
in der Theorie die Nase vorn: beim Gender<br />
Budgeting. Die Berücksichtigung der Geschlechterperspektive<br />
bei der Erstellung öffentlicher Haushalte<br />
ist in Österreich in der Verfassung verankert (von<br />
der Umsetzung fehlt allerdings jede Spur). Für das<br />
EU-Budget fehlt eine entsprechende Regelung<br />
bislang. Nichtsdestotrotz gibt es auf europäischer<br />
Ebene Bestrebungen, das Budget als Werkzeug für<br />
die Gleichstellung der Geschlechter einzusetzen. So<br />
haben das Europäische Parlament, der Rat sowie die<br />
Kommission schon im Jahr 2013 in einer gemeinsamen<br />
Erklärung verkündet, dass bei der Erstellung<br />
des Mehrjährigen Finanzrahmens (MFR) in Zukunft<br />
Gleichstellungsaspekte einbezogen werden sollen.<br />
Dies ist allerdings erst ein Anfang. Wir Grüne fordern<br />
die sofortige Einführung von Gender Budgeting<br />
in allen Stadien der Erstellung des EU-Budgets,<br />
insbesonders auch bei Investitionsentscheidungen.<br />
Zahlreiche Best-Practice-Beispiele auf lokaler Ebene<br />
in der ganzen EU zeigen, wie es gehen kann. p<br />
> Monika Vana, Grüne EU-Abgeordnete