grüner frauenbericht 2015
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53 frauen und körper<br />
bild verbunden, während sich Burschen meist eine<br />
eher positive Einstellung zu ihrem Körper bewahren<br />
können.<br />
Ein positives Selbstbild, eine wertschätzende<br />
Umwelt, gesunde Ernährung und ausreichend<br />
Bewegung sind die Schlüssel zu einem gesunden<br />
Körpergewicht und Essverhalten. Die Schule hat die<br />
Aufgabe, ein Ort zu sein, an dem alle Kinder und<br />
Jugendliche geschätzt und in ihrem Selbstbild gestärkt<br />
werden. Darüber hinaus kann die Schule auch<br />
zur gesunden Ernährung beitragen. Die Einführung<br />
eines Unterrichtsfachs „Gesunde Ernährung“ ist nicht<br />
sinnvoll. Wichtig ist das täglich gelebte gesunde Essen.<br />
Dazu gehören ein gemeinsames abwechslungsreiches<br />
Frühstück, eine gesunde Zwischenmahlzeit<br />
und eine warme Mahlzeit, bei deren Zubereitung<br />
die SchülerInnen regelmäßig eingebunden werden.<br />
Zudem müssen LehrerInnen und SchulärztInnen<br />
geschult werden, problematisches Essverhalten<br />
frühzeitig zu erkennen. Der Kontakt zu den Eltern<br />
der betroffenen SchülerInnen muss gesucht werden,<br />
um die Ursachen und mögliche Auswege rasch<br />
zu finden. Vielleicht benötigen die Eltern nur eine<br />
Ernährungsberatung, damit zu Hause gesunde<br />
Nahrung angeboten wird. Möglicherweise muss<br />
eine Psychotherapie ins Auge gefasst werden. p<br />
5 Fragen an …<br />
Elisabeth Löffler, Performancekünstlerin und Lebensund<br />
Sozialberaterin mit Schwerpunkt Sexualität<br />
Frau Löffler, wie definieren Sie für sich den<br />
Begriff „Frauengesundheit“?<br />
Elisabeth Löffler: Ich denke dabei an Aufklärung<br />
in Schulen und Kindergärten – auch für Mädchen<br />
mit Behinderung. Die Zugänglichkeit zu Ärzten<br />
muss gegeben sein, und in Gesundheitseinrichtungen<br />
sollte es zur Normalität gehören, dass auch<br />
Frauen mit Behinderung als Patientinnen<br />
kommen können. Ich denke dabei<br />
aber auch an Schutz für Frauen<br />
mit Behinderung von Gewalt und<br />
die Rahmenbedingungen, die<br />
es braucht, damit dieser Schutz<br />
gegeben ist. Frauengesundheit<br />
bedeutet für mich auch, dass<br />
ich mich nicht fürchten muss vor<br />
Übergriffen und vor struktureller<br />
Gewalt, die Frauen mit Behinderung ja<br />
sehr stark erleben.<br />
Menschen mit Behinderung beobachten oft, dass<br />
die Behinderung als entscheidendes Merkmal<br />
von außen wahrgenommen wird, während die<br />
Geschlechtsidentität in den Hintergrund rückt.<br />
Was bedeutet das für den Lebensalltag einer<br />
behinderten Frau?<br />
Die Antwortmöglichkeiten auf diese Fragen sind<br />
so unterschiedlich wie die Frauen selbst. Aber allgemein<br />
bedeutet es, dass man sehr lange als Kind<br />
wahrgenommen und behandelt wird – und man<br />
sich selbst auch so sieht. All die Erfahrungen, die<br />
man als Jugendliche/r macht, erleben<br />
Frauen mit Behinderung oft erst 10<br />
bis 15 Jahre später.<br />
In welchen Bereichen brauchen<br />
Frauen mit Behinderung mehr<br />
Unterstützung?<br />
Das Thema Körpergefühl ist wichtig.<br />
Frauen mit Behinderung kennen<br />
Berührung oft als etwas, das sie<br />
über sich ergehen lassen müssen, etwa<br />
im Spital oder von Therapeuten. Wann und<br />
wie lernt man dann, dass eine Berührung gut und<br />
eine andere Berührung nicht gut ist? Auch beim<br />
Thema Schwangerschaft fehlt noch vieles. Wenn<br />
eine Frau mit Behinderung ein Kind bekommt,<br />
wird sie oft psychologisiert. Willst du wirklich ein