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grüner frauenbericht 2015

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<strong>frauenbericht</strong> <strong>2015</strong><br />

60<br />

Der Weg<br />

aus der Gewaltspirale<br />

Die Auswirkungen von Gewalt betreffen nicht nur die Frauen,<br />

die Opfer von Gewalt werden, sondern auch ihre Familien,<br />

FreundInnen und die Gesellschaft insgesamt. Nur wenn sich<br />

Frauen sicher fühlen, können sie selbstbestimmt leben.<br />

Die 2011 veröffentlichte „Österreichische Prävalenzstudie<br />

zur Gewalt an Frauen und Männern“ des<br />

Österreichischen Instituts für Familienforschung<br />

(ÖIF) liefert folgende Zahlen: Drei Viertel aller<br />

Frauen haben sexuelle Belästigung erlebt (74,2 %),<br />

nahezu ein Drittel aller Frauen hat sexuelle Gewalt<br />

erfahren (29,5 %). 90,3 % der von sexueller Gewalt<br />

betroffenen Frauen erlebten diese ausschließlich von<br />

Männern, weitere 8,6 % überwiegend von Männern.<br />

In ihrer Kindheit – also bis zum Alter von 16 Jahren<br />

– haben etwa drei Viertel der befragten Personen<br />

psychische und/oder körperliche Gewalterfahrungen<br />

gemacht. Dabei zeigen sich kaum Unterschiede<br />

zwischen Frauen und Männern. Frauen waren in ihrer<br />

Kindheit zu 74,8 % von psychischer und zu 72,6 %<br />

von körperlicher Gewalt betroffen. Bei der sexuellen<br />

Gewalt existieren klare geschlechterspezifische<br />

Unterschiede: Mit 27,7 % Nennungen waren mehr als<br />

doppelt so viele Frauen in ihrer Kindheit sexuellen<br />

Übergriffen ausgesetzt wie Männer (12 %).<br />

Die altersspezifische Betrachtung zeigt, dass die<br />

ältere Generation in ihrer Kindheit signifikant<br />

häufiger Gewalt erlebt hat als die Jüngeren. Ein<br />

ebenso signifikanter Rückgang an in der Kindheit<br />

erlebten Gewalthandlungen ist bei der sexuellen<br />

Gewalt zu beobachten – und zwar sowohl bei Frauen<br />

als auch bei Männern. So geben 40,8 % der 51- bis<br />

60-jährigen Frauen und 19,9 % der Männer in dieser<br />

Altersgruppe an, in ihrer Kindheit sexuellen Übergriffen<br />

ausgesetzt gewesen zu sein, wohingegen die<br />

Nennungen in der Altersgruppe der heutigen 16- bis<br />

20-jährigen Frauen bei 19,6% und die der Männer in<br />

dieser Altersgruppe bei 6,4 % liegen, was eine Halbierung<br />

der Übergriffe bzw. sogar einen Rückgang<br />

um zwei Drittel bedeutet.<br />

Die sexuelle Belästigung ist jene Gewaltform, die<br />

am häufigsten an öffentlichen Orten erfahren wird<br />

(Frauen: 51,3 %, Männer: 12,5 %).<br />

Gewalt gegen Frauen – darunter fallen sexuelle<br />

Übergriffe, Vergewaltigung und „häusliche Gewalt“ –<br />

ist ein Verstoß gegen die Grundrechte von Frauen in<br />

Bezug auf Würde, Gleichheit und Zugang zur Justiz.<br />

78 Millionen Euro betragen die Kosten, die pro Jahr<br />

in Österreich durch familiäre Gewalt entstehen –<br />

sowohl durch Gewalt von Männern gegen Frauen<br />

als auch durch häusliche Gewalt gegen Kinder und<br />

Jugendliche.<br />

prävention<br />

und täterarbeit<br />

Da personale und strukturelle Gewalt eng miteinander<br />

verschränkt sind und einander oft ergänzen,<br />

setzt eine wirksame Bekämpfung von Gewalt<br />

Maßnahmen voraus, die sowohl bei den TäterInnen<br />

ansetzen und das Opfer unterstützen, als auch die<br />

Veränderungen der gesellschaftlichen Ungleichheiten<br />

zwischen den Geschlechtern zum Ziel haben.<br />

Es muss auf allen Ebenen angesetzt werden: Justiz,<br />

Medizin, Kinder, familiäres Umfeld und Männer- bzw.<br />

TäterInnenarbeit. Viele Erhebungen weisen darauf<br />

hin, dass Gewalt gegen Frauen eines der weltweit<br />

größten Gesundheitsrisiken darstellt. Interessante

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