grüner frauenbericht 2015
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>frauenbericht</strong> <strong>2015</strong><br />
56<br />
durch die Kassen, wie es in einigen europäischen<br />
Ländern der Fall ist, würde viele unerwünschte<br />
Schwangerschaften und damit viel Not verhindern.<br />
Ein Grüner Erfolg: Mit der Rezeptfreistellung der<br />
„Pille danach“ wurde 2009 eine unserer langjährigen<br />
Forderungen umgesetzt, die Niederschlag in der<br />
parlamentarischen Arbeit fand. Das war eine wichtige<br />
Maßnahme, mit der Frauen einen barrierefreien<br />
Zugang zu einem Notfallsverhütungsmittel erhalten<br />
haben.<br />
meine entscheidung,<br />
meine kosten<br />
Europaweit verglichene Zahlen über vorgenommene<br />
Schwangerschaftsabbrüche lassen laut ExpertInnen<br />
einen Schluss auf die Versorgung mit schwangerschaftsverhütenden<br />
Mitteln zu. Soll heißen: In den<br />
Ländern, in denen weniger Abtreibungen vorgenommen<br />
werden, ist der Zugang zur Verhütung besser,<br />
leistbar und gesellschaftlich akzeptiert. Ein Schwangerschaftsabbruch<br />
wird in Österreich nicht wie in<br />
fast allen anderen westeuropäischen Ländern von<br />
der Krankenkasse bezahlt, d.h. in Österreich müssen<br />
Frauen den Abbruch selbst bezahlen, außer es<br />
gibt einen medizinischen Grund für einen Abbruch<br />
(Indikation).<br />
Europa-Panorama<br />
schwangerschaftsabbruch<br />
und strafrecht<br />
Der Schwangerschaftsabbruch war, ist und bleibt<br />
ein heiß umkämpftes Thema: In den USA, in Europa,<br />
derzeit aktuell in Spanien – überall herrscht der<br />
Glaubenskrieg zwischen BefürworterInnen – Pro-<br />
Choice – und GegnerInnen – Pro-Life. In Österreich<br />
gibt es nach wie vor den vor 40 Jahren erzielten<br />
Kompromiss der Fristenlösung, also das strafrechtliche<br />
Verbot des Abbruchs, in Verbindung mit<br />
der Straffreiheit innerhalb der ersten drei Monate.<br />
Frauen, die sich dafür entscheiden, ihr Kind nicht zu<br />
bekommen, machen sich also, wie oben erwähnt,<br />
nicht strafbar, wenn „der Schwangerschaftsabbruch<br />
innerhalb der ersten drei Monate nach Beginn der<br />
Schwangerschaft nach vorhergehender ärztlicher<br />
Beratung von einem Arzt vorgenommen wird“ (§ 97<br />
StGB). Die Rahmenbedingungen im Vorfeld eines<br />
Schwangerschaftsabbruchs sowie bei der Durchführung<br />
sind jedoch kaum bis gar nicht an den Bedürfnissen<br />
der betroffenen Frauen ausgerichtet, dabei<br />
belegen viele Studien, dass die Kostenübernahme<br />
von Verhütung und Schwangerschaftsabbruch ein<br />
Kennzeichen und eine Basis für den hohen Stellenwert<br />
der sexuellen und reproduktiven Gesundheit<br />
in der Gesellschaft ist. p<br />
Das EU-Parlament stimmte Mitte März <strong>2015</strong> über<br />
den sogenannten Tarabella-Bericht ab. In dem<br />
Papier zur Gleichstellung von Frauen und Männern<br />
geht es u.a. darum, dass Frauen insbesondere durch<br />
den einfachen Zugang zu Empfängnisverhütung und<br />
Abtreibung die Kontrolle über ihre sexuellen und<br />
reproduktiven Rechte haben müssen. Unterstützt<br />
werden daher Maßnahmen und Strategien zur Verbesserung<br />
des Zugangs von Frauen zu Dienstleistungen<br />
der sexuellen und reproduktiven Gesundheit<br />
und zu besserer Information über ihre Rechte und<br />
über die verfügbaren Dienstleistungen.<br />
Die gesetzlichen Regelungen zum Schwangerschaftsabbruch<br />
in Europa divergieren derzeit erheblich<br />
und reichen vom Totalverbot (z. B. in Malta)<br />
bis zur relativ autonomen Entscheidungsfreiheit.<br />
Auch die Kosten für einen Schwangerschaftsabbruch<br />
variieren innerhalb Europas und bewegen sich<br />
zwischen 0 und 517 Euro, wobei die meisten Länder<br />
in Westeuropa die teilweise oder vollständige Kostenübernahme<br />
unterstützen.<br />
Die Grüne Fraktion im Europaparlament spricht sich<br />
mit Nachdruck für das Selbstbestimmungsrecht<br />
von Frauen und ihre sexuellen sowie reproduktiven<br />
Rechte aus und hat sich dafür eingesetzt, diese auch<br />
im Tarabella-Bericht zu verankern. Die Unterstützung<br />
sexueller und reproduktiver Gesundheit und