grüner frauenbericht 2015
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<strong>frauenbericht</strong> <strong>2015</strong><br />
62<br />
Frauen, obwohl nur 42 % aller Arbeitslosen Frauen<br />
sind. Besonders dramatisch zeigt sich die strukturelle<br />
Benachteiligung von Frauen in den Fällen, in<br />
denen aufgrund eines PartnerInneneinkommens die<br />
gesamte Notstandshilfe gestrichen wird: 82% aller<br />
Streichungen betreffen Frauen.<br />
frauen als ware<br />
Frauenhandel ist jede Art von Geschäftemacherei,<br />
mit der in der Regel die Migrationsbestrebungen<br />
von Frauen ausgenutzt und missbraucht werden.<br />
Gemeinsam mit Drogen- und Waffenhandel gehört<br />
Menschen- bzw. Frauenhandel zu den drei „ertragreichsten<br />
Geschäften“ des organisierten Verbrechens.<br />
Herkunftsländer sind vor allem lateinamerikanische,<br />
asiatische und afrikanische Staaten, aber<br />
auch osteuropäische Länder. Betroffen sind neben<br />
Sexarbeiterinnen vor allem Hausangestellte und<br />
Frauen, die „per Katalog“ verheiratet werden.<br />
Österreich ist zwar auch Transitland für gehandelte<br />
Frauen, in erster Linie aber Zielland. In Österreich,<br />
wie in den anderen Industrieländern, werden Frauen<br />
für reproduktive Tätigkeiten wie Hausarbeit, für Heirat<br />
und Sexarbeit nachgefragt. Damit ist Österreich<br />
am Handel mit Menschen mitbeteiligt. Die restriktiven<br />
Fremdengesetze in Österreich begünstigen<br />
diese Menschenrechtsverletzung von Frauen, wie<br />
auch UNO-Menschenhandelsberichte hervorheben.<br />
Strafen haben nämlich anstatt der Täter die Opfer zu<br />
befürchten: Verwaltungsstrafen wegen illegaler Prostitution,<br />
vor allem aber die Abschiebung. Damit wird<br />
wiederum die Verfolgung der Frauenhändler verunmöglicht,<br />
da die gehandelten Frauen zum Zeitpunkt<br />
eines Prozesses häufig bereits abgeschoben wurden<br />
und daher nicht mehr aussagen können. Generell<br />
fehlt es in Österreich an ausreichenden Opferschutzmaßnahmen.<br />
Auch gibt es hierzulande derzeit nur<br />
eine einzige Opferschutzeinrichtung, die ausdrücklich<br />
für Opfer von Frauenhandel zuständig ist – die<br />
Interventionsstelle für Betroffene des Frauenhandels<br />
(IBF) in Wien; notwendig wäre eine verbesserte<br />
Zusammenarbeit von NGOs und Behörden in Fragen<br />
der Opferidentifizierung.<br />
Die Grünen treten – neben einer verstärkten internationalen<br />
Zusammenarbeit zur Bekämpfung von<br />
Frauenhandel bereits im Vorfeld – insbesondere<br />
für eine Verbesserung des Schutzes für Opfer von<br />
Frauenhandel ein. p<br />
Selbstbestimmt<br />
und selbstbewusst<br />
Frauen mit Behinderung sind in weit höherem Ausmaß<br />
von sexualisierter Gewalt betroffen als nicht behinderte Frauen.<br />
Der Schutz vor Gewalt weist allerdings große Lücken auf.<br />
Frauen mit Behinderungen sind in Belangen der<br />
Ausbildung, am Arbeitsmarkt sowie im Privatbereich,<br />
wie zum Beispiel bei der Führung eines<br />
selbstbestimmten Sexual- und Familienlebens oder<br />
der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, besonders<br />
benachteiligt. Ein Leben mit Behinderung bedeutet<br />
auch heutzutage größtenteils ein Leben in institutionellen<br />
Abläufen. Je isolierter, größer und je stärker<br />
eine Einrichtung von institutionellen Abläufen abhängig<br />
ist, desto gewaltanfälliger ist sie.<br />
Frauen und Mädchen mit Behinderungen sind besonders<br />
gefährdet, Opfer von Gewalt und sexuellem