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Jahresbericht 2012 - Caritas Wohn

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ALTENHILFE<br />

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Im Gespräch mit Gisela Rudat<br />

Ihre Augen strahlen Herzlichkeit und Güte aus, für jeden hat sie<br />

ein freundliches Wort und in Gesellschaft fühlt sie sich wohl.<br />

Gisela Rudat ist 84 Jahre alt und wohnt im Seniorencentrum<br />

St. Antonius in Soest. Sie lebt gerne hier, erinnert sich aber<br />

auch oft an die Zeit zurück, als sie noch selbstständig war und<br />

ein eigenes Haus hatte.<br />

Gebürtig stammt sie aus Herringsen, einer kleinen Gemeinde in der<br />

Nähe von Soest. Nach der Schule wird Gisela Rudat zur Hauswirtschafterin<br />

ausgebildet. Dann lernt sie ihren Mann kennen. Es folgt<br />

die Heirat und im Laufe der Jahre kommen drei Kinder auf die Welt.<br />

Gisela Rudat liebt es, sich um die Erziehung, den Garten und das<br />

Haus zu kümmern. So hätte alles bleiben können, aber die Rudats<br />

verstehen sich nicht mehr, lassen sich scheiden. Die Kinder bleiben<br />

bei der Mutter. Die Scheidung hat zur Folge, dass Gisela Rudat<br />

arbeiten gehen muss. Beim Roten Kreuz macht sie eine Ausbildung<br />

in der Altenpflege und arbeitet in diesem Berufsfeld.<br />

Dann trifft sie das Schicksal hart. Sie erfährt, dass ihre geliebte<br />

Tochter Krebs hat. Kein Arzt kann helfen und die Tochter stirbt kurze<br />

Zeit später. Wenn Gisela Rudat daran zurückdenkt, steigen ihr die<br />

Tränen in die Augen. Für eine Mutter ist es wohl das Schlimmste,<br />

wenn sie ihr Kind zu Grabe tragen muss. Doch Gisela Rudat lebt ihr<br />

Leben weiter. Schließlich hat sie noch zwei weitere Kinder, um die<br />

sie sich kümmern muss. 1980 schließlich merkt sie, dass sie an ihre<br />

gesundheitlichen Grenzen stößt. Sie bekommt zwei Herzinfarkte<br />

hintereinander. An Arbeit ist da nicht mehr zu denken. Also konzentriert<br />

sich Gisela Rudat auf ihr Haus und den Garten. Die Kinder sind<br />

zwischenzeitlich groß geworden. Gisela Rudat ist nicht nur Oma,<br />

sondern bereits Uroma.<br />

Als sie eines Tages in der Küche ihres Hauses steht und in den<br />

Garten will, geht plötzlich alles ganz schnell. Im Flur fällt sie und<br />

bricht sich den Oberschenkelhals. Sofort greift sie zum Hörer und<br />

ruft ihren Sohn an. Der alarmiert den Krankenwagen, der Gisela<br />

Rudat ins Krankenhaus bringt. Sie wird zweimal operiert, verbringt<br />

drei lange Monate in der Klinik. Körperlich hat sie sich nicht mehr<br />

von dem Sturz erholen können. Sie benötigt von nun an einen<br />

Rollator. Nach der Reha stellt sich die Frage, wo Gisela Rudat<br />

zukünftig leben soll. Sie beschließt gemeinsam mit ihrer Familie,<br />

dass sie in ein Seniorenzentrum geht. Die Wahl fällt auf St. Antonius<br />

in Soest.<br />

Hier lebt sie nun schon seit zwei Jahren und genießt ihr eigenes<br />

Zimmer mit Balkon sowie die vielfältigen Angebote in der Einrichtung.<br />

Der Tag beginnt für sie, ihrem alten Rhythmus entsprechend,<br />

in der Regel ab 6.30 Uhr. Nach den morgendlichen Gymnastikübungen<br />

im Bett, nimmt Gisela Rudat gemütlich ihr Frühstück ein. Dann<br />

sieht sie sich die Nachrichten im Fernsehen an und liest die Zeitung.<br />

Mit ihrem Rollator ist die 84-jährige mobil und geht gern in der Stadt<br />

spazieren, bevor es das Mittagessen gibt. Nach der mittäglichen<br />

Ruhepause nimmt Gisela Rudat an den angebotenen Nachmittagsaktivitäten<br />

teil. Besonders gerne kocht oder singt sie oder macht die<br />

Gymnastik mit.<br />

Vorübergehend ist sie in der Umbau- und Sanierungsphase in ein<br />

Doppelzimmer umgezogen, aber das stört sie überhaupt nicht. Ihre<br />

Zimmerkollegin ist sehr angenehm, mit ihr klappt es gut, sie harmonieren.<br />

Beim Umzug in das Doppelzimmer hilft ihr ihre Tochter. Sie<br />

nimmt die Sommerkleidung, die Bilder und einen Ledersessel mit.<br />

Letztendlich muss nur die aktuelle Wäsche, der Fernseher und ein<br />

kleines Schränkchen transportiert werden. Aber darum muss sie<br />

sich nicht kümmern, denn das macht die <strong>Wohn</strong>gruppe oder der soziale<br />

Dienst der Einrichtung. Die Umzugs- und Sanierungsphase der<br />

Einrichtung findet sie nicht so schlimm. Leid tun ihr nur die Reinigungskräfte,<br />

die ständig den Dreck und Staub wegmachen müssen.<br />

Gisela Rudat fühlt sich wohl in St. Antonius in Soest. Sie genießt<br />

die Gesellschaft der anderen Menschen und nimmt am Leben der<br />

Einrichtung teil. Sie freut sich immer über den Besuch ihrer Kinder,<br />

Enkel und Urenkel. Heute hat sich eine ehemalige Nachbarin angekündigt.<br />

Auf die Frage, was sie im Seniorencentrum am allerliebsten<br />

mag, muss Gisela Rudat schmunzeln. Es sind vor allem die frischen<br />

Brötchen, die es zum Frühstück gibt. Darauf freue sie sich jeden<br />

Morgen beim Aufstehen, denn in dem Dorf, in dem sie Jahrzehnte<br />

gelebt hat, gab es keinen Bäcker.

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