Jahresbericht 2012 - Caritas Wohn
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WERKSTÄTTEN<br />
17<br />
Experten mit Handicap<br />
Wie der Geschäftsbereich Werkstätten Menschen mit<br />
Behinderung auf den ersten Arbeitsmarkt vorbereitet<br />
In Deutschland arbeiten derzeit etwa 300.000 Menschen mit<br />
Behinderung in einer der rund 700 anerkannten Werkstätten.<br />
Jährlich gelingt derzeit noch weniger als einem Prozent der<br />
Werkstattbeschäftigten der Übergang auf den allgemeinen<br />
Arbeitsmarkt. Die UN-Konvention sichert den Menschen mit<br />
Behinderung ein Recht auf Teilhabe und somit ein Recht auf<br />
freie Arbeitsplatzwahl zu. Doch den passenden Arbeitsplatz zu<br />
finden, ist in der Praxis nicht einfach.<br />
Werkstätten betrachten sich als einer von vielen Arbeitgebern<br />
der inklusiven Arbeitswelt, in der Menschen mit Behinderung<br />
ihren maßgeschneiderten Arbeitsplatz finden. Die Fähigkeiten<br />
der Beschäftigten stehen dort im Mittelpunkt. Sie werden individuell<br />
gefördert, so dass im Idealfall der Übergang auf einen<br />
ausgelagerten Arbeitsplatz oder den allgemeinen Arbeitsmarkt<br />
möglich ist.<br />
Die Schlosswerkstätten und Werkstätten St. Nikolaus konnten<br />
bei der Vermittlung ihrer Werkstattbeschäftigten auf den ersten<br />
Arbeitsmarkt überdurchschnittliche Erfolge vorweisen. Im<br />
April <strong>2012</strong> wurden zwölf Menschen mit Behinderung bei dem<br />
Integrationsunternehmen Haxterpark gem. GmbH in ein sozialversicherungspflichtiges<br />
Arbeitsverhältnis übernommen, acht<br />
davon haben zuvor in den Werkstätten des CWW Paderborn<br />
gearbeitet. Die Vorbereitungen für dieses Projekt waren aufwendig,<br />
liefen über ein Jahr, aber der Einsatz hat sich gelohnt.<br />
Als die Integrationsassistentin Birgit Doll im Mai 2010 ihren Routinebesuch<br />
der Golfakademie in Paderborn abstattet, ahnt sie nicht,<br />
dass sie genau zum richtigen Zeitpunkt kommt. Der Geschäftsführer<br />
des Golfplatzes, Helmut Böhmer, hat nämlich eine Vision. Er möchte<br />
auf dem Haxterberg einen integrativen Sport- und Freizeitpark mit<br />
einem 18-Loch-Golfplatz schaffen. Es soll eine modellhafte Anlage<br />
für die Sportarten Golf, therapeutisches Reiten, Bogenschießen,<br />
Klettern und Boule werden, mit angeschlossenem Seminar- und<br />
Gastronomiebereich. Alle Sportarten sind so ausgewählt, dass sie<br />
von Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam gut ausgeübt<br />
werden können. Für den 58 Hektar großen Golfplatz sucht Helmut<br />
Böhmer noch Personal als Greenkeeper für die Grünpflege und<br />
für den Service in der Gastronomie. Da er bereits in seiner 9-Loch-<br />
Anlage, der Golfakademie, mehrere Menschen mit Behinderung<br />
erfolgreich beschäftigt, möchte er auch bei der Haxterpark gem.<br />
GmbH diese Möglichkeit anbieten.<br />
Für Birgit Doll ist es daher ein Glückstag. Da sie als Integrationsassistentin<br />
mit der Vermittlung von Werkstattbeschäftigten auf einen<br />
Außenarbeitsplatz oder in ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis<br />
täglich zu tun hat, sieht sie das enorme Potential und<br />
macht Nägel mit Köpfen. Gemeinsam mit Helmut Böhmer entwickelt<br />
sie ein Projekt, in dem alle gesammelten Erfahrungen sowie die<br />
Besonderheiten und Anforderungen des Betriebes Berücksichtigung<br />
finden. Sie trommelt die Verantwortlichen zusammen, organisiert<br />
mehrere Treffen und reicht schließlich beim Integrationsamt ein<br />
Konzept ein. Die Mühe lohnt sich und das auf ein Jahr angelegte<br />
Projekt wird mit 86.000 Euro gefördert.<br />
Vorbereitung ist alles<br />
Um das Projekt in den Schlosswerkstätten und den Werkstätten<br />
St. Nikolaus bekannt zu machen, erklärt sich Helmut Böhmer<br />
spontan bereit, sein neues Konzept der Freizeitanlage vor Fachkräften<br />
und dem Begleitenden Dienst zu präsentieren. Und der Funke<br />
springt über. Böhmer kann seine Vision eines gemeinnützigen<br />
Haxterparks glaubhaft vermitteln, reißt die Leute mit und überzeugt,<br />
dass der Golfplatz ideal ist, um Arbeit und Freizeit miteinander zu<br />
verbinden. Es folgt eine Informationsveranstaltung an der Golfakademie,<br />
um den Fachkräften einen ersten Eindruck über den zukünftigen<br />
Arbeitsplatz der Werkstatt-Beschäftigten zu verschaffen.<br />
Durch dieses Briefing können die Fachkräfte bereits gute Überzeugungsarbeit<br />
leisten, gezielt Beschäftigte in den Werkstätten<br />
ansprechen und sie auf das Projekt aufmerksam machen.