Jahresbericht 2012 - Caritas Wohn
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WOHNEN<br />
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Durch seine Erfahrung als Sexualberater hat er festgestellt, dass<br />
die Vermittlungschancen wesentlich höher sind, wenn sich die<br />
Interessierten auf Menschen beziehen, die ebenfalls von einer<br />
Behinderung betroffen sind. Und das Konzept ging auf: mittlerweile<br />
gibt es über 40 Schatzkisten in ganz Deutschland, die von freien<br />
gemeinnützigen Trägern aus der regionalen Behindertenhilfe geführt<br />
werden. Für die Kreise Paderborn und Höxter ist das neu geschaffene<br />
Angebot der <strong>Caritas</strong> <strong>Wohn</strong>en gem. GmbH bislang das erste und<br />
einzige in der Region.<br />
„Menschen mit Behinderung tun sich häufig schwer, soziale Beziehungen<br />
zu gestalten. Herkömmliche Partnerbörsen überfordern<br />
sie oft. Wut, Enttäuschung und Frust sind die Folge“, weiß Svenja<br />
Palasdies aus ihren täglichen Gesprächen in der Kontakt- und<br />
Beratungsstelle zu berichten. Die Schatzkiste bietet daher einen<br />
geschützten Raum, um diese negativen Erfahrungen einzuschränken.<br />
Dabei zielt die Vermittlung nicht zwangsläufig auf den Partner<br />
fürs Leben ab. Auch Freundschaften oder gemeinsame Freizeitgestaltungen<br />
sind möglich.<br />
Die Anmeldung bei der Schatzkiste erfolgt nicht über das Internet,<br />
sondern über den persönlichen Kontakt. Nach telefonischer<br />
Terminvereinbarung führt Svenja Palasdies ein ausführliches<br />
Erstgespräch. Dabei gilt es, die wichtigsten Wünsche und Interessen<br />
sowie Vorlieben und Hobbys aufzunehmen, um ein Profil für die<br />
Datenbank zu erstellen. Ein Foto darf natürlich nicht fehlen. Wenn<br />
ein passender Partner gefunden wurde, erhält der Partnersuchende<br />
in der Regel per Post die entsprechenden Vorschläge. Wenn<br />
beide Singles einem Treffen zustimmen, begleiten die Berater der<br />
Schatzkiste das erste Kennenlernen. Bei weiteren Verabredungen<br />
ist dann Zweisamkeit angesagt. Die Kosten für die Partnervermittlung<br />
betragen einmalig zehn Euro. Doch die Dienstleistung der<br />
Schatzkiste ist mit der Profilerstellung nicht zu Ende. „Wir planen<br />
für unsere Partnersuchenden Gesprächskreise und Themenabende<br />
und wollen mit einer Schwatzkiste oder Partys den Mitgliedern die<br />
Möglichkeit bieten, sich ganz ungezwungen treffen und kennenlernen<br />
zu können“, so Svenja Palasdies.<br />
Wer jetzt schon Lust hat, auf einer Party nach dem passenden<br />
Partner zu suchen, kann die „Topf sucht Deckel“ Party besuchen.<br />
Der Fachbereich Ambulante <strong>Wohn</strong>- und Betreuungsformen organisiert<br />
diese Singleparty für Menschen mit und ohne Behinderung<br />
regelmäßig mit anderen Trägern der Behindertenhilfe aus dem Kreis<br />
Paderborn.<br />
Mit der Resonanz der Schatzkiste sind Britta Gallner und Svenja<br />
Palasdies zufrieden. Durch Plakate, Handzettel und Zeitungsartikel<br />
haben sie auf ihr Angebot aufmerksam gemacht. „Die Schatzkiste<br />
hat sich schnell rumgesprochen. Die Mund-zu-Mund-Propaganda<br />
bei unseren Klienten in den AWB, deren Freunden und in den zum<br />
Träger gehörenden Werkstätten für behinderte Menschen hat funktioniert.<br />
„Von Oktober bis zum Ende des Jahres haben wir bereits 20<br />
Personen in unserer Kartei aufgenommen“, freut sich Gallner über<br />
den regen Zulauf.<br />
<strong>Wohn</strong>en in Gastfamilien<br />
Der Geschäftsbereich <strong>Wohn</strong>en bietet neben den stationären <strong>Wohn</strong>häusern<br />
und dem Ambulant Betreuten <strong>Wohn</strong>en noch eine weitere<br />
Angebotsform an: das Betreute <strong>Wohn</strong>en in Gastfamilien. Es richtet<br />
sich einerseits speziell an erwachsene Menschen mit Behinderung,<br />
die aufgrund ihres hohen Hilfebedarfes nicht ganz alleine leben<br />
können. Andererseits stellt die <strong>Wohn</strong>form aber auch ein Angebot<br />
für den Personenkreis dar, für den der Wunsch in einem familiären<br />
Umfeld zu wohnen von zentraler Bedeutung ist: „Das Betreute<br />
<strong>Wohn</strong>en in Gastfamilien schafft eine ganz besondere Möglichkeit<br />
des zuhause seins. Auch hier wird der Mensch mit Behinderung<br />
unterstützt, selbstständig und selbstbestimmt zu leben und am<br />
gesellschaftlichen Leben teilzunehmen“, so Britta Gallner. „In einer<br />
positiven familiären Atmosphäre gelingt die Integration am besten.“<br />
Gastfamilien, die Interesse haben, ihr zu Hause mit einem Menschen<br />
mit Behinderung zu teilen, wenden sich zunächst einmal an<br />
die AWB. „Wir freuen uns sehr über neue Familien, die sich bei uns<br />
melden. Wir nehmen uns viel Zeit, um ein ausführliches Gespräch<br />
zu führen, um die Familie kennenzulernen und die Räumlichkeiten<br />
zu besichtigen. Am meisten interessieren uns aber die Beweggründe<br />
für die Aufnahme. Diese können vielfältig sein. Oft sind die<br />
Kinder der Familien außer Haus und der Wunsch nach einer neuen<br />
Lebensaufgabe ist deutlich spürbar.