26 WOHNEN IM FOKUS Britta Gallner zeigt die vielfältigen Angebote der Ambulanten <strong>Wohn</strong>- und Betreuungsformen.
WOHNEN 27 Wenn Selbstbestimmung Wirklichkeit wird Wie der Geschäftsbereich <strong>Wohn</strong>en Menschen mit Behinderung unterstützt, eigenständig zu wohnen und zu leben Einmal eine eigene kleine <strong>Wohn</strong>ung mitten in der Stadt zu haben. Davon träumen viele Menschen mit Behinderung. Laut der UN-Menschenrechtskonvention von 2006 sollte dieser Wunsch Selbstverständlichkeit sein. Sie legt fest, dass jeder Bürger das Recht darauf hat, seinen <strong>Wohn</strong>ort dort zu wählen, wo er möchte. Doch was auf dem Papier geschrieben steht, ist für viele Menschen mit geistiger, körperlicher oder psychischer Behinderung kaum vorstellbar. Oft sind die Ängste und Bedenken, ein selbstbestimmtes Leben in der eigenen <strong>Wohn</strong>ung zu führen, groß. Komme ich allein zurecht? Wie wird mein Umfeld darauf reagieren? In den Kreisen Paderborn und Höxter können bei solchen Fragen die Ambulanten <strong>Wohn</strong>- und Betreuungsformen (AWB) des Geschäftsbereichs <strong>Wohn</strong>en weiterhelfen. Sie stehen mit Rat und Tat zur Seite und haben sich zum Ziel gesetzt, Menschen mit Behinderung und ihren Angehörigen mit einem Netz ambulanter Dienste individuell zu unterstützen. Die Leiterin dieses Fachdienstes, Britta Gallner und ihr Team, gewähren Einblicke und zeigen, dass Träume manchmal wahr werden können. Erste Anlaufstelle für Menschen mit Behinderung und deren Angehörige, die die Dienste der Ambulanten <strong>Wohn</strong>- und Betreuungsformen in Anspruch nehmen wollen, sind die Kontakt- und Beratungsstellen. Diese sind selbstverständlich auch online oder telefonisch erreichbar. Die Bandbreite der Themen, zu denen das fachlich geschulte Personal Auskunft gibt, ist groß. Sie reicht von der Hilfestellung beim Ausfüllen eines Grundsicherungsantrags, über das Einlegen von Widersprüchen bei Behördenangelegenheiten bis hin zu Fragen rund um das Kindergeld. Häufig geht es um die Klärung von Leistungsansprüchen und Finanzierungsfragen. „Das Hauptanliegen, mit dem wir zu tun haben, ist aber der Wunsch nach Beratung in <strong>Wohn</strong>angelegenheiten“, weiß Svenja Palasdies aus den täglichen Gesprächen zu berichten. „Wir zeigen mögliche Wege und Lösungen auf, und stellen Kontakte zu den Diensten und Einrichtungen her.“ Dass solche Beratungsleistungen stark gefragt sind, zeigen die Zahlen. Allein in <strong>2012</strong> wurden 153 Menschen beraten. Die eigenen Wünsche und Bedürfnisse erkennen Wenn sich ein Mensch mit Behinderung entschließt, aus dem Elternhaus auszuziehen, um eigenständig zu wohnen, ist dies ein großer Schritt. Britta Gallner kennt diese Situation gut: „Besonders Eltern tun sich oft schwer mit dem Gedanken, dass ihr behindertes Kind plötzlich auf eigenen Beinen stehen und selbst zurechtkommen will. Sie möchten nur das Allerbeste, wissen aber manchmal gar nicht, zu welchen Leistungen ihr Kind fähig ist und was es noch lernen kann, wenn man es lässt.“ Nachdem der Hilfebedarf ermittelt wurde, steht fest, welche Betreuungsleistungen der Klient in Anspruch nehmen kann. Bei den AWB liegen diese durchschnittlich zwischen drei bis fünf Fachleistungsstunden in der Woche. Mit diesem Zeitpensum können die Betreuer und Fachkräfte verschiedene Aktivitäten außerhalb der Arbeitswelt begleiten, denn in der Regel wird die Hilfe erst dann in Anspruch genommen, wenn der Klient seinen Arbeitstag beendet hat. Das Team des Ambulant Betreuten <strong>Wohn</strong>ens nimmt sich viel Zeit für Gespräche, in denen die Wünsche und Bedürfnisse des Menschen mit Behinderung ermittelt werden. „Für viele Klienten, die wir im Ambulant Betreuten <strong>Wohn</strong>en begleiten und unterstützen, ist es nicht einfach, eigene Wünsche und Bedürfnisse zu erkennen und diese zu formulieren. Wenn das bisherige Leben der Menschen weniger selbstbestimmt war, ist die Frage nach den persönlichen Vorstellungen oft schwer zu beantworten“, so Britta Gallner. Selbstständigkeit und Selbstbestimmung in den AWB Sind die Wünsche und Bedürfnisse klar formuliert, erfolgt der nächste Schritt. In einem gemeinsamen Gespräch versuchen Britta Gallner und ihr Team die unterschiedlichen Ziele schriftlich festzuhalten, die der Mensch mit Behinderung mit Unterstützung der AWB erreichen will.