Jahresbericht 2012 - Caritas Wohn
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WOHNEN<br />
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“Oberstes Ziel ist die Förderung der Selbstständigkeit, um ein eigenes<br />
Leben zu führen. Selbstbestimmung heißt bei uns das Schlüsselwort.<br />
Im Geschäftsbereich <strong>Wohn</strong>en haben wir uns dazu Gedanken<br />
gemacht und eine verbindliche Definition festgelegt“, so Britta<br />
Gallner. So bedeutet „selbstbestimmt leben“, das eigene Leben auf<br />
Grundlage echter Wahlmöglichkeiten soweit zu gestalten und zu<br />
kontrollieren, wie es die eigenen Fähigkeiten ermöglichen, um die<br />
Abhängigkeit von anderen Personen im Alltag auf ein Minimum zu<br />
reduzieren. Das Recht auf uneingeschränkte Teilhabe am Leben<br />
in der Gesellschaft ist darin eingeschlossen. Selbstbestimmtes<br />
Leben zu unterstützen, bedeutet für die AWB anzuerkennen, dass<br />
der Mensch mit Behinderung selbst Experte für das eigene Leben<br />
ist. Dies bedeutet aber auch, den Entwicklungsstand einer Person<br />
ernst zu nehmen, um ihr die Assistenz und Begleitung zukommen<br />
zu lassen, die sie benötigt, um ein größtmögliches Maß an Selbstbestimmung<br />
zu erreichen.<br />
Was für andere alltäglich ist<br />
Die Ziele, die mit den AWB-Beratern festgelegt werden, klingen auf<br />
den ersten Blick einfach, sind aber für viele Menschen mit Behinderung<br />
nur mit Training zu erreichen. Sehr häufig wird eine Strukturierung<br />
des Tagesablaufs vereinbart. Dabei können Berater und<br />
Klient gemeinsam einen Stundenplan mit Piktogrammen zumeist in<br />
leichter Sprache erarbeiten. Wann muss ich aufstehen? Wie stelle<br />
ich den Wecker? Wie sieht die tägliche Körperhygiene aus und<br />
was ziehe ich heute an? Das sind nur einige Fragen, die aufzeigen,<br />
welch komplexe Aufgabenstellung ein Mensch mit Behinderung<br />
zu bewältigen hat, bevor er das Haus verlässt und seiner Arbeit<br />
nachgeht.<br />
Eine eigene <strong>Wohn</strong>ung stellt einen Menschen mit Behinderung aber<br />
auch noch vor weiteren Herausforderungen: der Haushalt muss<br />
selbstständig geführt sein. Um dieses Ziel zu erreichen, stellen<br />
der Berater und der Klient zunächst einen Haushaltsplan auf, in<br />
welchem die notwendigen Hausarbeiten festgehalten werden. „Einkaufen,<br />
Wäsche waschen, Bügeln und Putzen - das sind die Dinge,<br />
bei denen wir begleitend unterstützen oder Hilfestellung leisten.<br />
Beim Einkaufen übt der Klient gleichzeitig den verantwortungsvollen<br />
Umgang mit Geld und Lebensmitteln. Er darf frei entscheiden, ob<br />
er heute Abend gerne Pizza oder den vitaminreichen Salat essen<br />
möchte“, so Betreuerin Johanna Müller, die bereits seit mehreren<br />
Jahren Menschen mit Behinderung erfolgreich in den AWB betreut.<br />
Da sein, wenn der Mensch um Hilfe bittet<br />
Jeder der einmal umgezogen ist, kennt die Situation, dass man sich<br />
erst neu orientieren muss. Das fängt schon in der eigenen <strong>Wohn</strong>ung<br />
an. Es fällt nicht leicht, sich zu erinnern, wo beispielsweise<br />
die Gläser verstaut sind und in welcher Schublade das Besteck zu<br />
finden ist. Hinzu kommt die neu zu entdeckende Infrastruktur, die<br />
die Umgebung bei einem <strong>Wohn</strong>ungswechsel mit sich bringt. Der<br />
Weg zum Bäcker, zur Bank oder zur etwas weiter entfernten Bushaltestelle<br />
- das alles will entdeckt werden. „Wir erkunden Schritt<br />
für Schritt das neue Umfeld und üben so die Orientierungsfähigkeit<br />
der Klienten, damit sie sich zurechtfinden. Eine grundlegende Regel<br />
ist dabei die, dass wir immer dann da sind oder unterstützen, wenn<br />
der zu betreuende Mensch um Hilfe bittet. Wir drängen unsere Hilfe<br />
nicht auf!“, so Johanna Müller.<br />
Ist der Umzug geschafft, beginnt das Einleben in der neuen Umgebung.<br />
Der Sozialraum wird Stück für Stück erschlossen. Die AWB<br />
helfen ihren Klienten dabei, soziale Beziehungen aufzubauen und<br />
neue Freunde kennenzulernen. Unter anderem können die Klienten<br />
hierzu auch die Freizeitangebote der AWB nutzen. Neben Festen zu<br />
verschiedenen Anlässen wie Weihnachtsfeier oder Sommerfeste,<br />
wird den Klienten auch bei Stammtischen und Spieleabenden die<br />
Möglichkeit geboten, soziales Miteinander zu erleben. Zudem finden<br />
regelmäßig Kochkurse in kleinen Gruppen statt, in denen einerseits<br />
Kochwissen erlernt und andererseits ein Abend in geselliger Runde<br />
verbracht werden kann.<br />
Freizeit gemeinsam gestalten im „Offenen Treff“<br />
Damit Kontakte von Menschen mit und ohne Behinderung auf eine<br />
unkomplizierte Art und Weise gefördert werden, gibt es den sogenannten<br />
„Offenen Treff“, den der Familienunterstützende Dienst der<br />
<strong>Caritas</strong> <strong>Wohn</strong>en gem. GmbH und das Ambulant Betreute <strong>Wohn</strong>en in<br />
den Kreisen Paderborn und Höxter gemeinsam anbieten.