Jahresbericht 2012 - Caritas Wohn
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WERKSTÄTTEN<br />
25<br />
Im Gespräch mit Kevin Grube<br />
Kevin Grube hat es geschafft! Der 23-jährige hat seit Mai <strong>2012</strong><br />
einen Job als Greenkeeper bei der Haxterpark gem. GmbH<br />
in Paderborn. Und darauf ist er stolz, denn es ist sein erstes<br />
sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis.<br />
Kevin Grube hat in seinem Leben viele Herausforderungen meistern<br />
müssen. Schon als Kind wird bei ihm eine ADHS- und Hyperaktivitätsstörung<br />
sowie eine Lernbehinderung festgestellt. Nachdem<br />
Kevin die Schule für Lernbehinderte beendet hat, darf er einen<br />
Berufsvorbereitungskurs bei der Agentur für Arbeit mitmachen. Die<br />
Ausbildungsreife schaffte er leider nicht. In der Hoffnung auf eine<br />
andere Arbeit sucht er die Agentur erneut auf. Es wird ihm mitgeteilt,<br />
dass er sich bei der Werkstatt für geistig behinderte Menschen melden<br />
soll. Dort würde ihm sicherlich das maßgeschneiderte Angebot<br />
für seine Qualifikationen angeboten werden.<br />
So arbeitet Kevin Grube zwei Jahre lang in der <strong>Caritas</strong> Werkstatt<br />
St. Nikolaus in Warburg. Er ist zuständig für die Glasmontage und<br />
arbeitet auch noch in der Kabelabteilung. Doch so richtig glücklich<br />
ist er nicht. Er fühlt sich in der Werkstatt für geistig behinderte Menschen<br />
unterfordert. Die vielen Pausen empfindet er als langweilig,<br />
auf engstem Raum mit mehreren Personen zusammenzuarbeiten<br />
als beengend. Eigentlich wollte er ja eine Gartenausbildung<br />
machen. Doch das hat auf dem ersten Arbeitsmarkt leider nicht<br />
geklappt. Aber er hat ein Praktikum in einer Gärtnerei absolviert.<br />
Das hat ihm gut gefallen und Spaß gemacht. Als dann schließlich<br />
seine Integrationsassistentin das neue Golfplatzprojekt vorstellt, bei<br />
dem Leute für die Pflege der Grüns gesucht werden, überlegt Kevin<br />
Grube nicht lange. Er meldet sich freiwillig.<br />
Der Tag beginnt nun für den 23-jährigen um 6 Uhr morgens. Er<br />
wohnt in einer <strong>Wohn</strong>gruppe in Paderborn und hat sein eigenes<br />
Zimmer in der WG mit sechs Leuten. Mit dem Rad fährt er zum<br />
Golfplatz – egal ob die Sonne scheint, es stürmt oder schneit. Um<br />
7.30 Uhr schließlich treffen sich alle Mitarbeiter mit dem Chef, um<br />
den Tagesablauf miteinander zu besprechen und die anstehenden<br />
Arbeiten zu verteilen. Golfbälle einsammeln, Bunker harken, Rasen<br />
mähen – das sind mittlerweile Routinearbeiten, die Kevin Grube<br />
bestens beherrscht. Das Rasenmähen macht ihm am meisten<br />
Spaß. Es gibt viele verschiedene Rasenmäher-Typen und ganz<br />
so einfach wie es scheint, ist es nicht, die Geräte zu bedienen.<br />
Konzentration ist gefragt, der Lenker muss gerade sein, die Spur<br />
gehalten werden. Nach der Mittagspause, im gemeinsamen Aufenthaltsraum,<br />
geht es dann weiter mit der Arbeit. Da kann es dann<br />
schon mal vorkommen, dass er als „Stellvertreter seines Kollegen“<br />
die Esel des zukünftigen Streichelzoos versorgt, den Grasschnitt<br />
abholt oder die Fahnenlöcher für ein Turnier umsteckt. Um 16.00<br />
Uhr ist schließlich Feierabend. Dann geht der Sportbegeisterte seinem<br />
Hobby nach und trifft sich mit seiner Mannschaft zum Fußballspielen<br />
oder „chillt“ einfach nur.<br />
An seine Einarbeitungszeit kann sich Kevin Grube noch gut<br />
erinnern. Am Anfang empfindet er alles als sehr anstrengend, ist<br />
oft müde und erschöpft durch die frische Luft. Das legt sich aber<br />
schnell. Besonders beeindruckt ist Kevin von dem Golfunterricht,<br />
den er sogar während der Arbeitszeit habe nehmen dürfen. Dadurch<br />
merkt er, wie wichtig es ist, einen akkurat geschnittenen Rasen<br />
vorzufinden. Auch die Kommunikation mit den Golfern, denen er<br />
auf dem Platz begegnet, ist kein Problem mehr, schließlich weiß er,<br />
wovon er jetzt spricht. Seine Erfahrungen aus dem Praktikum in der<br />
Gärtnerei kommen ihm zugute. Er will es dann immer genau wissen<br />
und fragt nach, mit was der Rasen gedüngt wird oder was man gegen<br />
den Schneeschimmel im Winter tun kann. Fragen, die zeigen,<br />
dass sich Kevin Grube mit seinem Job voll identifiziert.<br />
Kevin Grube hat mit dem Arbeitsplatz bei der Haxterpark gem.<br />
GmbH das gefunden, was er gesucht hat. Er hat für sich entdeckt,<br />
dass er die körperliche Anstrengung im Beruf braucht, um ausgeglichen<br />
zu sein. Sein Bewegungsdrang ist ihm in der Werkstatt zum<br />
Problem geworden, ständig sollte er still sitzen. Am Golfplatz ist er<br />
immer in Bewegung und macht gleichzeitig seine Arbeit. Eine ideale<br />
Kombination, die auch noch sein Selbstbewusstsein steigert.