Jahresbericht 2012 - Caritas Wohn
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WOHNEN<br />
27<br />
Wenn Selbstbestimmung Wirklichkeit wird<br />
Wie der Geschäftsbereich <strong>Wohn</strong>en Menschen mit Behinderung<br />
unterstützt, eigenständig zu wohnen und zu leben<br />
Einmal eine eigene kleine <strong>Wohn</strong>ung mitten in der Stadt zu<br />
haben. Davon träumen viele Menschen mit Behinderung. Laut<br />
der UN-Menschenrechtskonvention von 2006 sollte dieser<br />
Wunsch Selbstverständlichkeit sein. Sie legt fest, dass jeder<br />
Bürger das Recht darauf hat, seinen <strong>Wohn</strong>ort dort zu wählen,<br />
wo er möchte. Doch was auf dem Papier geschrieben steht, ist<br />
für viele Menschen mit geistiger, körperlicher oder psychischer<br />
Behinderung kaum vorstellbar. Oft sind die Ängste und Bedenken,<br />
ein selbstbestimmtes Leben in der eigenen <strong>Wohn</strong>ung zu<br />
führen, groß. Komme ich allein zurecht? Wie wird mein Umfeld<br />
darauf reagieren?<br />
In den Kreisen Paderborn und Höxter können bei solchen Fragen<br />
die Ambulanten <strong>Wohn</strong>- und Betreuungsformen (AWB) des<br />
Geschäftsbereichs <strong>Wohn</strong>en weiterhelfen. Sie stehen mit Rat<br />
und Tat zur Seite und haben sich zum Ziel gesetzt, Menschen<br />
mit Behinderung und ihren Angehörigen mit einem Netz ambulanter<br />
Dienste individuell zu unterstützen. Die Leiterin dieses<br />
Fachdienstes, Britta Gallner und ihr Team, gewähren Einblicke<br />
und zeigen, dass Träume manchmal wahr werden können.<br />
Erste Anlaufstelle für Menschen mit Behinderung und deren Angehörige,<br />
die die Dienste der Ambulanten <strong>Wohn</strong>- und Betreuungsformen<br />
in Anspruch nehmen wollen, sind die Kontakt- und Beratungsstellen.<br />
Diese sind selbstverständlich auch online oder telefonisch<br />
erreichbar. Die Bandbreite der Themen, zu denen das fachlich<br />
geschulte Personal Auskunft gibt, ist groß. Sie reicht von der<br />
Hilfestellung beim Ausfüllen eines Grundsicherungsantrags, über<br />
das Einlegen von Widersprüchen bei Behördenangelegenheiten<br />
bis hin zu Fragen rund um das Kindergeld. Häufig geht es um die<br />
Klärung von Leistungsansprüchen und Finanzierungsfragen. „Das<br />
Hauptanliegen, mit dem wir zu tun haben, ist aber der Wunsch nach<br />
Beratung in <strong>Wohn</strong>angelegenheiten“, weiß Svenja Palasdies aus den<br />
täglichen Gesprächen zu berichten. „Wir zeigen mögliche Wege und<br />
Lösungen auf, und stellen Kontakte zu den Diensten und Einrichtungen<br />
her.“ Dass solche Beratungsleistungen stark gefragt sind,<br />
zeigen die Zahlen. Allein in <strong>2012</strong> wurden 153 Menschen beraten.<br />
Die eigenen Wünsche und Bedürfnisse erkennen<br />
Wenn sich ein Mensch mit Behinderung entschließt, aus dem<br />
Elternhaus auszuziehen, um eigenständig zu wohnen, ist dies ein<br />
großer Schritt. Britta Gallner kennt diese Situation gut: „Besonders<br />
Eltern tun sich oft schwer mit dem Gedanken, dass ihr behindertes<br />
Kind plötzlich auf eigenen Beinen stehen und selbst zurechtkommen<br />
will. Sie möchten nur das Allerbeste, wissen aber manchmal<br />
gar nicht, zu welchen Leistungen ihr Kind fähig ist und was es noch<br />
lernen kann, wenn man es lässt.“<br />
Nachdem der Hilfebedarf ermittelt wurde, steht fest, welche Betreuungsleistungen<br />
der Klient in Anspruch nehmen kann. Bei den AWB<br />
liegen diese durchschnittlich zwischen drei bis fünf Fachleistungsstunden<br />
in der Woche. Mit diesem Zeitpensum können die Betreuer<br />
und Fachkräfte verschiedene Aktivitäten außerhalb der Arbeitswelt<br />
begleiten, denn in der Regel wird die Hilfe erst dann in Anspruch<br />
genommen, wenn der Klient seinen Arbeitstag beendet hat.<br />
Das Team des Ambulant Betreuten <strong>Wohn</strong>ens nimmt sich viel Zeit für<br />
Gespräche, in denen die Wünsche und Bedürfnisse des Menschen<br />
mit Behinderung ermittelt werden. „Für viele Klienten, die wir im<br />
Ambulant Betreuten <strong>Wohn</strong>en begleiten und unterstützen, ist es nicht<br />
einfach, eigene Wünsche und Bedürfnisse zu erkennen und diese<br />
zu formulieren. Wenn das bisherige Leben der Menschen weniger<br />
selbstbestimmt war, ist die Frage nach den persönlichen Vorstellungen<br />
oft schwer zu beantworten“, so Britta Gallner.<br />
Selbstständigkeit und Selbstbestimmung in den AWB<br />
Sind die Wünsche und Bedürfnisse klar formuliert, erfolgt der<br />
nächste Schritt. In einem gemeinsamen Gespräch versuchen Britta<br />
Gallner und ihr Team die unterschiedlichen Ziele schriftlich festzuhalten,<br />
die der Mensch mit Behinderung mit Unterstützung der AWB<br />
erreichen will.