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AUS DEM SCHAUSPIELHAUS<br />
„Ausschließlich ökonomische Gründe“<br />
Intendant Anselm Weber wechselt 2016 ans Schauspiel Frankfurt<br />
Als Anselm Weber 2010<br />
nach Bochum kam, da<br />
sprach er selbstbewusst<br />
von der Championsleague.<br />
Heute hat ihn die Realität<br />
eingeholt. <strong>Der</strong> Intendant<br />
des Schauspielhauses sieht<br />
keine Zukunft mehr in Bochum.<br />
Über seinen Wechsel<br />
2016 ans Schauspiel Frankfurt<br />
sagt er: „Es sind ausschließlich<br />
ökonomische<br />
Gründe.“<br />
Gerade erst hatte er in den<br />
vergangenen Jahren mit einer<br />
strengen Sparpolitik ein Riesendefizit<br />
ausgeglichen und<br />
das Haus wirtschaftlich auf<br />
einen guten Weg gebracht.<br />
Die Verlängerung seines Vertrags<br />
bis 2020 war vor zwei<br />
Jahren die logische Konsequenz.<br />
Doch jetzt steht fest,<br />
dass die Tariferhöhungen in<br />
Zukunft nicht mehr von der<br />
Stadt übernommen werden.<br />
Mit Personalabbau sollen<br />
die Ämter diese zusätzlichen<br />
Kosten auffangen. Doch 22<br />
Stellen, so Weber, wurden in<br />
Anselm Weber verlässt 2016 das Bochumer<br />
Schauspielhaus.<br />
Foto: Diana Küster<br />
vier Jahren schon abgebaut.<br />
Mehr geht jetzt nicht. Und jedes<br />
Prozent Erhöhung bedeutet<br />
für das Schauspielhaus<br />
170.000 Euro Mehrkosten.<br />
Preiserhöhungen sind für Weber<br />
keine Lösung. Auch wenn<br />
die Eintrittskarten beispielsweise<br />
in Düsseldorf ein ganzes<br />
Stück teurer sind „Wir machen<br />
Theater für diese Stadt,<br />
Und wir sind auch gebunden<br />
an die Kaufkraft in dieser<br />
Stadt.“ Er betont<br />
außerdem:<br />
„Es ist nicht die<br />
Aufgabe einer<br />
künstlerischen<br />
Leitung, durch<br />
Einnahmen und<br />
die Aktivierung<br />
von Sponsoring<br />
Tariferhöhungen<br />
auszugleichen.“<br />
Personal abgebaut,<br />
Überstunden<br />
abgebaut,<br />
die Anzahl der<br />
Vorstellungen<br />
reduziert, trotzdem dank mehr<br />
Zuschauern auch mehr Einnahmen<br />
– das Haus ist am<br />
Rande der Leistungsfähigkeit.<br />
Alle weitere Kürzungen wären<br />
nur im künstlerischen Bereich<br />
möglich.<br />
Eine erste Konsequenz hat<br />
Anselm Weber schon für die<br />
kommende Spielzeit gezogen.<br />
Vor zwei Jahren hat er<br />
ein Stück bei Dirk Laucke in<br />
Auftrag gegeben. Die Uraufführung<br />
sollte im kommenden<br />
Jahr sein. „Ich habe diese Aufführung<br />
jetzt abgesagt,weil<br />
ich sparen muss“, so Weber.<br />
Für die Spielzeit <strong>2015</strong>/16 hat<br />
er trotz allem ein anspruchsvolles,<br />
vielseitiges Programm<br />
entwickelt.<br />
Zugleich kann er eine gute<br />
Bilanz ziehen. Die Zuschauerzahlen,<br />
im Mai schon über<br />
160.000, haben den viertbesten<br />
Wert der letzten 27 Jahre.<br />
3,6 Millionen Euro konnte das<br />
Haus selbst erwirtschaften.<br />
Weber: „Mit diesen ökonomischen<br />
Erfolgen schaffe ich<br />
Freiräume auch für schwierigere<br />
Produktionen.“ Nur wie<br />
lange noch...<br />
<strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>⎮<strong>Der</strong> <strong>Ehrenfelder</strong>⎮<br />
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