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Der Ehrenfelder 66 - Juni 2015

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AUS DEM SCHAUSPIELHAUS<br />

„Ausschließlich ökonomische Gründe“<br />

Intendant Anselm Weber wechselt 2016 ans Schauspiel Frankfurt<br />

Als Anselm Weber 2010<br />

nach Bochum kam, da<br />

sprach er selbstbewusst<br />

von der Championsleague.<br />

Heute hat ihn die Realität<br />

eingeholt. <strong>Der</strong> Intendant<br />

des Schauspielhauses sieht<br />

keine Zukunft mehr in Bochum.<br />

Über seinen Wechsel<br />

2016 ans Schauspiel Frankfurt<br />

sagt er: „Es sind ausschließlich<br />

ökonomische<br />

Gründe.“<br />

Gerade erst hatte er in den<br />

vergangenen Jahren mit einer<br />

strengen Sparpolitik ein Riesendefizit<br />

ausgeglichen und<br />

das Haus wirtschaftlich auf<br />

einen guten Weg gebracht.<br />

Die Verlängerung seines Vertrags<br />

bis 2020 war vor zwei<br />

Jahren die logische Konsequenz.<br />

Doch jetzt steht fest,<br />

dass die Tariferhöhungen in<br />

Zukunft nicht mehr von der<br />

Stadt übernommen werden.<br />

Mit Personalabbau sollen<br />

die Ämter diese zusätzlichen<br />

Kosten auffangen. Doch 22<br />

Stellen, so Weber, wurden in<br />

Anselm Weber verlässt 2016 das Bochumer<br />

Schauspielhaus.<br />

Foto: Diana Küster<br />

vier Jahren schon abgebaut.<br />

Mehr geht jetzt nicht. Und jedes<br />

Prozent Erhöhung bedeutet<br />

für das Schauspielhaus<br />

170.000 Euro Mehrkosten.<br />

Preiserhöhungen sind für Weber<br />

keine Lösung. Auch wenn<br />

die Eintrittskarten beispielsweise<br />

in Düsseldorf ein ganzes<br />

Stück teurer sind „Wir machen<br />

Theater für diese Stadt,<br />

Und wir sind auch gebunden<br />

an die Kaufkraft in dieser<br />

Stadt.“ Er betont<br />

außerdem:<br />

„Es ist nicht die<br />

Aufgabe einer<br />

künstlerischen<br />

Leitung, durch<br />

Einnahmen und<br />

die Aktivierung<br />

von Sponsoring<br />

Tariferhöhungen<br />

auszugleichen.“<br />

Personal abgebaut,<br />

Überstunden<br />

abgebaut,<br />

die Anzahl der<br />

Vorstellungen<br />

reduziert, trotzdem dank mehr<br />

Zuschauern auch mehr Einnahmen<br />

– das Haus ist am<br />

Rande der Leistungsfähigkeit.<br />

Alle weitere Kürzungen wären<br />

nur im künstlerischen Bereich<br />

möglich.<br />

Eine erste Konsequenz hat<br />

Anselm Weber schon für die<br />

kommende Spielzeit gezogen.<br />

Vor zwei Jahren hat er<br />

ein Stück bei Dirk Laucke in<br />

Auftrag gegeben. Die Uraufführung<br />

sollte im kommenden<br />

Jahr sein. „Ich habe diese Aufführung<br />

jetzt abgesagt,weil<br />

ich sparen muss“, so Weber.<br />

Für die Spielzeit <strong>2015</strong>/16 hat<br />

er trotz allem ein anspruchsvolles,<br />

vielseitiges Programm<br />

entwickelt.<br />

Zugleich kann er eine gute<br />

Bilanz ziehen. Die Zuschauerzahlen,<br />

im Mai schon über<br />

160.000, haben den viertbesten<br />

Wert der letzten 27 Jahre.<br />

3,6 Millionen Euro konnte das<br />

Haus selbst erwirtschaften.<br />

Weber: „Mit diesen ökonomischen<br />

Erfolgen schaffe ich<br />

Freiräume auch für schwierigere<br />

Produktionen.“ Nur wie<br />

lange noch...<br />

<strong>Juni</strong> <strong>2015</strong>⎮<strong>Der</strong> <strong>Ehrenfelder</strong>⎮<br />

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