Europa: Das unentdeckte Land - BdP Landesverband Schleswig ...
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Von links nach rechts: Eine Feuerwache, Meutenführer, die Pfadfinder ziehen bei einem offiziellem Anlass durch die Stadt und präsentieren sich.<br />
Gleich nebenan<br />
Agnieszka erzählt über die Pfadfinderei in Polen: Über Widerstand gegen Besatzungsmächte,<br />
Unterdrückung im Sozialismus und was davon heute übrig ist.<br />
Der polnische Pfadfinderverband ZHP ist Mitglied in den<br />
Weltverbänden WAGGGS (für die Mädels) und WOSM (für<br />
die Jungen). Angefangen hat alles 1910, als Polen zwischen<br />
Russland, Österreich-Ungarn und dem Deutschen Reich<br />
geteilt war. Damals ging es vor allem darum, etwas für Polen<br />
zu tun, die Unabhängigkeit zu erlangen. Eine Möglichkeit bot<br />
die Organisation Eleusi. Was eigentlich von den Besatzern<br />
verboten war, konnte hier stattfinden: Der Austausch über<br />
die Geschichte Polens.<br />
Eine wichtige Rolle für die polnische Pfadfinderbewegung<br />
spielte Andrzej Małkowski, der sich als erster ganz der Pfad-<br />
finderei verschrieb. 1912 gab es dann erste Pfadfindergrup-<br />
pen in Polen, zuerst in Lwów und später auch in anderen<br />
Städten. Pfadfinderei war illegal, die Arbeit nicht gerade<br />
einfach. Der ZHP wurde 1918 gegründet, als man erkannte,<br />
dass die Pfadfinderei nur durch einen starken Verband eine<br />
Chance hatte. <strong>Das</strong> politische Klima hatte sich gewandelt, Po-<br />
len war nun wieder unabhängig.<br />
1929 schrieb Andrzej Kamiński ein Buch, in dem er die<br />
Pfadfinderei lobte und Werbung für die Wölflinge machte:<br />
Er erkannte die Arbeit der Pfadfinder an und unterstützte<br />
sie. Im Zweiten Weltkrieg wurde der ZHP aufgelöst, viele<br />
Leiter wurden inhaftiert und ermordet. Weiter ging es im<br />
Untergrund, man nannte sich Szare Szeregi (graue Reihen)<br />
und ging gegen die Besatzer vor. Kinder und Jugendliche<br />
beteiligten sich an Kampfhandlungen, mit Waffen zogen<br />
20<br />
einige sogar in den Warschauer Aufstand. Nach dem Zwei-<br />
ten Weltkrieg änderte sich wiederum viel auf der politischen<br />
Ebene, der ZHP änderte sich durch die Politik und verlor die<br />
Mitgliedschaft in den Weltverbänden. Es stand schlecht um<br />
die Pfadfinderei, die nun völlig von den Vorstellungen der<br />
Kommunisten abhängig war.<br />
Ältere Gruppenleiter, die sich an die Zeit erinnern, erzäh-<br />
len, dass sie trotzdem versucht haben, wie gute Pfadfinder<br />
zu handeln und nicht auf die Funktionäre zu hören. <strong>Das</strong> war<br />
schwierig, das System erfand viele Regeln, zum Beispiel durf-<br />
te die traditionelle Uniform nicht getragen werden, bestimm-<br />
te Symbole waren verboten. 1956 wurde der ZHP wieder<br />
aktiver. 1980 kam es zu Streiks gegen das System in Polen,<br />
danach wurden viele Leiter wegen Kritik an der russischen<br />
Politik verhaftet. 1981 wurde eine neue Organisation, die<br />
NRH gegründet. In den 80er Jahren gab es dann Gruppen,<br />
die im Untergrund ihre Vorstellung von Pfadfinderei lebten,<br />
und alte Traditionen wieder aufgriffen. 1989 wurde der ZHR<br />
gegründet, man wollte nicht länger mit dem Sozialismus in<br />
Verbindung gebracht werden. Im selben Jahr wurde eine<br />
weitere Organisation, Zawisza, gegründet. 1996 wurde der<br />
ZHP schließlich Mitglied in den beiden Weltverbänden.<br />
Heute hat die Pfadfinderei in Polen einen anderen<br />
Schwerpunkt. Wir wollen unseren Mitgliedern helfen, sich zu<br />
Persönlichkeiten zu entwickeln, die hilfsbereit, interessiert<br />
an Freundschaft und am Leben sind. Der ZHP setzt sich ab<br />
LRB 2’04