Europa: Das unentdeckte Land - BdP Landesverband Schleswig ...
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Bereits heute sind achtzig Prozent aller deutschen Gesetze<br />
direkt oder indirekt von der Europäischen Union beeinflusst.<br />
Trotzdem liest und hört man viel zu wenig über diese Ge-<br />
setze, wie sie zu Stande kommen, wem sie nützen, wem sie<br />
möglicherweise schaden. <strong>Das</strong> politische <strong>Europa</strong>, die Gremien<br />
der Europäische Union, sind weit weg, wirken unnahbar und<br />
undurchsichtig. Im Internet können zwar alle Reden, Be-<br />
schlüsse und Gesetze nachgelesen werden, doch wer hat dazu<br />
schon Lust und Zeit?<br />
Seit dem 1. Mai bilden 25 Länder mit insgesamt 455 Mil-<br />
lionen Bürgerinnen und Bürgern die Europäische Union.<br />
Am 13. Juni haben 342 Millionen von ihnen das achtzehnte<br />
Lebensjahr vollendet und wählen das Europäische Parla-<br />
ment. 732 Sitze stehen in direkter Wahl zur Verfügung, wir<br />
Deutsche schicken 99 Parlamentarier für die nächsten fünf<br />
Jahre ins Europäische Parlament nach Straßburg. Aber was<br />
machen die da? Machen die <strong>Europa</strong>?<br />
Die Europäische Union hat drei zentrale Organe: den<br />
Ministerrat, das Parlament und die Kommission. Daneben<br />
und darüber stehen der Rat der Staats- und Regierungschefs<br />
sowie der Europäische Gerichtshof und die Zentralbank.<br />
Virtuelle Entdeckungsreise<br />
Jan-Phillip Schlüter, ein junger Journalist aus Berlin, hat die<br />
neuen EU-Länder mit dem Flugzeug in Rekordzeit abgeklappert.<br />
Zu lesen gibt es seine Eindrücke aus den Hauptstädten<br />
und kurze Portraits von Jugendlichen. Dazu jede Menge Fotos<br />
und Links auf Radiobeiträge. àdieneuen10.de<br />
Ministerrat der Europäischen Union<br />
Es gibt verschiedene Zusammensetzungen, in denen der<br />
Ministerrat der Europäischen Union tagt, je nach Thema<br />
schicken die Mitgliedsstaaten ihre Fachminister. So treffen<br />
sich zum Beispiel alle 25 Außenminister oder alle 25 Um-<br />
weltminister. Zusammen mit dem Europäischen Parlament<br />
entscheidet der Ministerrat über die Gesetze, die die Europä-<br />
ische Kommission vorschlägt. Bisher konnte das Parlament<br />
mit seinen gewählten Abgeordneten bei der Gesetzgebung<br />
zwar mitreden, der Ministerrat jedoch, in dem jedes <strong>Land</strong><br />
LRB 2’04<br />
seine nationalen Interessen vertritt, trifft die letzte Entschei-<br />
dung. Erst allmählich bekommt das Parlament mehr Einfluss<br />
auf die Gesetzgebung.<br />
Die Länder haben im Ministerrat eine feste Anzahl von<br />
Stimmen, je nach Einwohnerzahl zwischen 4 und 29. Bei<br />
einer Abstimmung müssen derzeit mindestens 232 Stimmen<br />
für ein Vorhaben zusammenkommen, die außerdem 62% der<br />
EU-Bevölkerung repräsentieren.<br />
Europäisches Parlament<br />
<strong>Das</strong> Europäische Parlament ist das einzige direkt gewählte<br />
Gremium der EU. Normalerweise setzt ein Parlament die Re-<br />
gierung ein – das Europäische Parlament in Straßburg darf<br />
das nicht. Von Anfang an waren die Rechte des Parlaments<br />
stark eingeschränkt. Mittlerweile jedoch spielen Entschei-<br />
dungen der EU in alle Lebensreiche der Bürger hinein, daher<br />
muss die gesetzgebende Gewalt demokratisch legitimiert,<br />
sprich: von den Bürgern gewählt sein. <strong>Das</strong> Europäische Par-<br />
lament erstreitet sich eine immer stärkere Rolle neben dem<br />
Rat und der Kommission. Es hat inzwischen Mitspracherecht<br />
bei Gesetzesentwürfen, in einigen Politikfeldern (z. B. Kul-<br />
tur, Bildung, Umwelt) ist es schon gleichberechtigt neben<br />
dem Ministerrat. Außerdem kontrolliert das Parlament den<br />
Haushalt und die Europäische Kommission und kann letz-<br />
tere durch ein Misstrauensvotum absetzen. Gesetze selbst<br />
vorschlagen kann das Parlament allerdings nicht.<br />
Europäische Kommission<br />
Die Europäische Kommission in Brüssel ist der Macher<br />
der Europäischen Union. Die Mitgliedsländer entscheiden<br />
einvernehmlich über die Kommissare, die unabhängig für<br />
fünf Jahre ihre Arbeit machen sollen. Zur Zeit stehen drei-<br />
ßig Kommissare im Dienst der Kommission, im November<br />
wird sich diese Zahl aber auf 25 verringern. Die hohe Zahl<br />
ist eine Übergangslösung im Zuge der EU-Osterweiterung,<br />
ursprünglich gab es nur zwanzig Kommissare. In Brüssel<br />
untersteht den Kommissaren ein Verwaltungsapparat mit<br />
20 000 Mitarbeitern. Die Kommissare betreuen bestimmte<br />
Fachbereiche und sind vergleichbar mit den Fachministern<br />
in den einzelnen Ländern. Neben neuen Ideen und Impulsen<br />
für <strong>Europa</strong> wacht die Kommission über die Einhaltung der<br />
zahlreichen Verträge, die die Union zusammenschweißen. Im<br />
Rahmen der Verträge kann die Kommission verbindliche An-<br />
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