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In den letzten Jahren beschäftigten sich ForscherInnen mit den Arbeits- und Lebensbedingungen<br />

migrantischer HausarbeiterInnen aus mittelosteuropäischen Ländern. Eine der ersten Untersuchungen<br />

zum Thema Pendelmigration stammt von Malgorzata Irek. Sie führte Gespräche mit dreihundert<br />

Putzfrauen aus Polen, die im informellen Berliner Arbeitsmarkt beschäftigt waren. Sie weist darauf<br />

hin, dass die Frauen sich keineswegs nur den schlechten Lebensbedingungen beugten, sondern dass sie<br />

auch häufig aus informellen Netzwerken Kleinunternehmen entwickelten. Irek betont im Sinne der<br />

Transmigrationsforschung die Handlungsfähigkeit der MigrantInnen und die Tragfähigkeit von<br />

Netzwerken (Irek 1998; Lutz 2003). Helma Lutz relativiert das optimistische Bild, sie schätzt die<br />

Situation polnischer PendelmigrantInnen in der irregulären Altenpflege wesentlich kritischer ein und<br />

weist auch auf die Ausbeutung der irregulären CareworkerInnen hin (Lutz 2003; Lutz 2007a). Maria<br />

S. Rerrich beschreibt in ihrem jüngsten Buch ausführlich die Lebens- und Arbeitsumstände von<br />

„cosmobilen Putzfrauen in privaten Haushalten“ (Rerrich 2006). Sie analysiert die Motive zur<br />

Migration, die Lebenslagen und den Alltag von Putzfrauen und gibt einen Einblick in die Netzwerke,<br />

die den Frauen zur Arbeitsplatzbeschaffung und zur Bewältigung des Alltags dienen und in Krisen<br />

helfen. Sabine Hess bezeichnet ihre Forschung als „mitgehende“ und „mehr-ortige Feldforschung“.<br />

Sie untersucht Au-Pair-Arbeit als Migrationsstrategie von osteuropäischen Frauen (Hess 2004, Hess<br />

2005). Für Österreich sind eine Studie von maiz (Autonomes Integrationszentrum von & für<br />

MigrantInnen) aus dem Jahr 2004 (Caixeta et al. 2004) und eine Diplomarbeit von Sandra Gendera zur<br />

irregulären Pflege zu nennen (Gendera 2007). Die Arbeits- und Lebensbedingungen wurden von den<br />

AutorInnen durchwegs kritisch eingeschätzt. Der Großteil der Forschungsarbeiten ist in der<br />

Transmigrationsforschung zu verorten. Um die Arbeits- und Lebensbedingungen, die Motive sowie<br />

die Netzwerke zu analysieren, wird vielfach Biographie- und Feldforschung betrieben. Die Ansätze<br />

der Transmigrationsforschung haben den Anspruch, die Komplexität der Migrationsbedingungen und<br />

-hintergründe zu erfassen. Dazu werden auch die sozialstaatlichen und rechtlichen Bedingungen des<br />

Aufenthaltes und der Arbeit für die MigrantInnen untersucht (vgl. Gendera 2007; Hess 2004; Hess<br />

2005).<br />

Speziell mit den rechtlichen Bedingungen von migrantischer Arbeit befassen sich Manfred Krenn und<br />

Bettina Haidinger, wobei sie Irregularität als soziale Konstruktion und als Ergebnis von staatlicher<br />

Regulierung konzeptualisieren (Krenn/Haidinger 2009). Schierup et al. weisen auf die Funktionalität<br />

der Illegalisierung von Arbeitsmigration als der systematischen Nutzung von irregulärer Arbeit<br />

(undocumented labour) als extremer Form von differenzierter Exklusion (differential exclusion) hin<br />

(Schierup et al. 2006, 41). Auch sogenannte Amnestie-Programme verweisen ArbeitsmigrantInnen<br />

zumeist wieder in einen äußerst prekären Status (Bettio et al. 2004, 8; Schierup et al. 2006, 41f, 104).<br />

Eine derartige systematische Nutzung von irregulärer Arbeit ist in Österreich in der Altenpflege zu<br />

beobachten. Nachdem die 24-Stunden-Pflege über 20 Jahre hinweg stillschweigend geduldet wurde,<br />

bekam sie im Zuge des Nationalratswahlkampfes 2006 ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit. Die darauf<br />

folgende gesetzliche Regulierung hatte vor allem das Ziel, die BeschäftigerInnen vor Illegalität und<br />

Anzeigen zu schützen, weniger die Verbesserung des Status der ArbeitsmigrantInnen. Während in<br />

anderen europäischen Ländern Legalisierungsprogramme für undokumentierte MigrantInnen deren<br />

Integration zumindest in den Arbeitsmarkt zum Ziel hatten (Bettio et al. 2004), wurde in Österreich<br />

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