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überflüssigen, inländischen Arbeitskräfte, die prekäre Arbeitsbedingungen annehmen müssen, die also<br />

aus dem Rahmen der Normalität der formellen Arbeit herausfallen oder soziale Sicherheit nur im<br />

Rahmen von Workfare erhalten. Im Zusammenhang mit sozialer Arbeit ist außerdem der Aspekt zu<br />

betrachten, dass sozialstaatliche Aufgaben informalisiert und privatisiert werden und auch die<br />

LeistungsempfängerInnen in die Zonen der Vulnerabilität geraten können (vgl. auch<br />

Altvater/Mahnkopf 2002; Folbre 2005; siehe dazu S. 38).<br />

Soll Hausarbeit bezahlte Arbeit sein?<br />

Nancy Folbre, eine der prominentesten VertreterInnen des Ansatzes der Care Economy (Caring<br />

Labour Debatte), betont die qualitative Differenz zwischen Sorge- und Erwerbsarbeit. Caring Labour<br />

könne aufgrund dieses qualitativen Unterschiedes nicht auf die Logik von Tauschbeziehungen<br />

(Marktlogik) oder zentrale Planungen und bürokratische Administrationen (z.B. durch den Sozialstaat)<br />

reduziert werden. Es müsse ein alternatives Wirtschaftssystem geschaffen werden, in dem Sorgearbeit<br />

anerkannt und ermöglicht wird. Folbre verweist auf das Paradoxon der Preisbildung von Caring<br />

Labour: Durch die Schwächung der patriarchalen Kontrolle seien Frauen weniger durch traditionelle<br />

Konzepte von Weiblichkeit eingeschränkt, daher werde der Druck Sorgearbeit bereitzustellen geringer<br />

und es kommt zu einer Reduktion der bereitgestellten Arbeit sowohl in der Familie als auch auf dem<br />

Markt. Nach konventioneller Ökonomietheorie regelt der Marktmechanismus den Preis, wenn sich das<br />

Angebot an Caring Labour verringert, müsste der Preis steigen. Dem ist aber nicht so. Caring Labour<br />

bleibt weiterhin unterbewertet, weil Frauenarbeit generell niedriger bewertet ist und immer noch<br />

angenommen wird, dass die Arbeit in traditioneller Weise von Frauen zu niedrigen Kosten außerhalb<br />

des Marktes angeboten wird. Ein zusätzlicher wichtiger Faktor für die Unterbewertung von<br />

Sorgearbeit ist die persönliche Betroffenheit:<br />

„Beschäftigte in diesem Bereich werden zu einer Art Sklaven ihrer eigenen Verpflichtungen und<br />

Zuneigung zu den Mitmenschen, für die sie sorgen.“ (Folbre 2005, 21)<br />

Zugleich sind Menschen, die der Fürsorge am dringendsten bedürften, jene, die am wenigsten dafür<br />

bezahlen können. Werden Sozialleistungen gekürzt, verschärft sich die Lage von Hilfsbedürftigen und<br />

der Druck auf die Sorgenden steigt weiter. Ein weiterer Grund für die Unterbewertung ist die<br />

Schwierigkeit der Messung der Qualität von Sorgearbeit. Die Qualität der Arbeit steigt mit der<br />

Motivation und dem Engagement der sorgenden oder arbeitenden Person (Folbre 2005, 22f).<br />

„Caring Labor impliziert immer eine ihr innewohnende Form der Motivation, die Menschen dazu<br />

bringt, diese Arbeit aufgrund ihrer Gefühle, Verpflichtungen und Engagement zu verrichten. Diese<br />

Tatsache wird zu einer natürlichen Ressource, zu einer natürlichen Energie, die gute Pflege<br />

bestimmt, die aber auch respektiert und geehrt werden muss, damit sie weiter fließen kann.“<br />

(Folbre 2005, 23)<br />

Um Sorgearbeit in entsprechender Qualität zu sichern, sei ein alternatives Wirtschaftssystem, das<br />

Raum und Zeit für Pflege und Sorge schafft, notwendig. In einer Marktwirtschaft, die vom Prinzip der<br />

Konkurrenz und Effizienz geleitet ist, werde dazu kaum Raum und Zeit sein. Sorgearbeit könne daher<br />

nicht über Märkte organisiert werden (Folbre 2005, 24f). Folbre schlägt vor, eine Art Arbeitsaustausch<br />

zu schaffen, um kollektiv ein höheres Angebot an Sorgearbeit in derselben Qualität wie sie bislang<br />

durch Angehörige geleistet wurde, zu erreichen. Dazu müsste Solidarität, Liebe, Zuneigung, Hilfe<br />

generalisiert und auf die Ebene der Gesellschaft als Ganzes gehoben werden und Gesellschaft als<br />

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