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Hausarbeit an Frauen immer mehr an Plausibilität. Die wachsende Inanspruchnahme von externen<br />

Haushaltsdienstleistungen breche die tradierten Grenzen zwischen Erwerbsarbeit und privater Arbeit<br />

auf und sei eine bewusste Überschreitung der Grenze öffentlich – privat. Private Arbeit werde<br />

entemotionalisiert, distanziert und monetarisiert. Welche Anteile der Haushaltsarbeit das betreffe, sei<br />

nach sozialen Milieus und den Bereichen von Haushaltsarbeit unterschiedlich. So könne die<br />

Akzeptanz Putzarbeit abzugeben größer sein als jene, Kinderbetreuung zu externalisieren. Die<br />

Transformation der Grenzziehungen ist schließlich auch Gegenstand von Aushandlung und<br />

gegenseitigen Ansprüchen, die nicht immer übereinstimmen und interpretiert und kontextualisiert<br />

werden (Geissler 2002, 40f).<br />

Die Akzeptanz Haushalts- und Sorgearbeiten extern zu vergeben, nimmt aber zu, ein Wandel der<br />

kulturellen und sozialen Leitbilder ist zu beobachten. Der wachsende Bedarf an<br />

Haushaltsdienstleistungen ist auf soziale, ökonomische und demographische Faktoren zurückzuführen.<br />

Abgesehen von „biographischer Zeitknappheit“ (Oechsle/Geissler 1993 zitiert in Geissler 2002, 35)<br />

durch die Zunahme, Flexibilisierung und Intensivierung der Erwerbstätigkeit ist die Inanspruchnahme<br />

bezahlter Haushaltsdienstleistungen nicht nur eine Bewältigungsstrategie fehlende partnerschaftliche<br />

oder öffentliche Unterstützung zu kompensieren. Die Einstellung von HaushaltsarbeiterInnen ist<br />

überdies eine Konfliktvermeidungsstrategie, um ein harmonisches Familienleben aufrecht zu erhalten<br />

(vgl. Anderson 2006, 40; Geissler 2002). Der Konflikt um die Verteilung von Haus- und Sorgearbeit<br />

zwischen den Geschlechtern und den Generationen wird durch Verlagerung an DienstleisterInnen<br />

vermieden, zugleich kann die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung weiter bestehen.<br />

Reproduktionsarbeit geht über die Erhaltung und Regeneration von Arbeitskraft hinaus (Anderson,<br />

2006, 31f). Vor allem in den reichen Ländern bedeutet Reproduktion nicht lediglich Lebenserhaltung<br />

im engsten Sinne, also Beschaffung von Lebensmitteln, sondern vielmehr Konsum und Reproduktion<br />

von gesellschaftlichem Status. Die reproduktive Arbeit wird bei steigendem Wohlstand und<br />

Bildungsniveau immer komplexer, die Konsumarbeit (das Managen von Konsum: informieren,<br />

selektieren, kontrollieren usw.) nimmt zu und die Ansprüche wachsen. „Wohlstand macht Arbeit –<br />

und zwar vor allem in den eigenen vier Wänden“, fasst Geissler zusammen (Geissler 2002, 30). Dazu<br />

sind Aspekte von Prestige und Habitus eines „life-style-orientierten Dienstleistungsbedarfs“ zu<br />

bedenken. Bedürfnisse des Haushaltes sind „kontext- und akteursabhängige soziale Konstruktionen“,<br />

d.h., Bedürfnisse sind nicht objektiv vorhanden, sondern von Lebensentwürfen und -stilen,<br />

Deutungsmustern, Beziehungsformen, Wissen und Kompetenzen sowie Gelegenheitsstrukturen<br />

abhängig (Geissler 2002, 32, 42).<br />

GefühlsarbeiterInnen<br />

Im Gegensatz zu sozialen Deutungsmustern und Zuschreibungen sowie den normativen Annahmen<br />

des Caring Labour Konzeptes von Folbre steht der Ansatz von Arlie Russel Hochschild, dass<br />

Gefühlsarbeit (emotionale Arbeit) sehr wohl verkauft werden kann (vgl. Hardt/Negri 2003). Sie<br />

verweist darauf, dass sich Frauen auch in Unternehmen als „emotionale Arbeitskraft“ zur Verfügung<br />

stellen und überproportional häufig im „menschlichen Bereich“ (Öffentlichkeitsarbeit, Marketing,<br />

Personalabteilung) beschäftigt seien (Hochschild 2001, 170). Hochschild stellt ausführlich dar, wie<br />

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