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Homo oeconomicus (methodologischer Individualismus) und von einem vollkommenen Markt. 12 Der<br />

Haushalt ist als Konsumeinheit (als Nachfrage) theoretisiert, entsprechend spielt die Hausarbeit keine<br />

Rolle. Der Arbeitsmarkt ist ein Markt wie jeder andere. Auch hier handeln die AkteurInnen<br />

(ArbeitgeberInnen und ArbeitnehmerInnen) rational, sprich nutzenmaximierend. Erweiterungen erfuhr<br />

die neoklassische Theorie durch die Diskriminierungstheorie und die Humankapitaltheorie (Becker<br />

1993) sowie die ökonomische Arbeitsmarkttheorie durch Segmentationsansätze und<br />

institutionalistische Ansätze (Doeringer/Piore 1971; Sengenberger 1978). Diese sollten Erklärungen<br />

für die Arbeitsmarktsegregation und die Unterbewertung von Frauenarbeit liefern. Feministische<br />

TheoretikerInnen kritisierten, ökonomische Modelle würden lediglich um institutionelle Faktoren, die<br />

in das Rationalitätskalkül der Neoklassik eingebaut würden, erweitert. Strukturelle Faktoren, wie die<br />

geschlechterhierarchische Arbeitsteilung, blieben unberücksichtigt oder würden als typisch weibliches<br />

Verhalten als altruistisch und im Gegensatz zum rationalen, nutzenmaximierenden Handeln des<br />

(männlichen) Homo oeconomicus stehend – also irrationales Verhalten - theoretisiert (Becker 1993,<br />

282f; Maier 1994, 18f; Cyba 1998, 39f; Ott/Rinne 1994, 142f). Feministische<br />

ArbeitsmarkttheoretikerInnen wiesen außerdem auf die Zirkularität der Ökonomietheorie hin. Die<br />

Diskriminierung auf den Arbeitsmärkten werde aufgrund der Rationalität der geschlechtsspezifischen<br />

Arbeitsteilung begründet: Da Frauen geringere Löhne erwirtschaften, besteht die innerfamiliäre<br />

Arbeitsteilung und diese besteht, weil Frauen geringere Löhne erhalten (Ott/Rinne 1994, 158). Die<br />

Benachteiligung von Frauen auf den Arbeitsmärkten sei jedoch ein fundamentaler und immanenter<br />

Bestandteil des Marktsystems und der Institutionen (Maier 2004, 29). Es müssten daher institutionelle<br />

Rahmenbedingungen in Interdependenz mit individuellen Handlungen und kulturellen Faktoren in die<br />

Analyse einfließen (Humphries/Rubery 1994; Pfau-Effinger 2000; Quack 1992, 21).<br />

Nach marxistischer Definition ist Reproduktionsarbeit nicht kapitalistisch, weil sie lediglich<br />

Gebrauchswerte, nicht aber Tauschwerte produziert, also nicht warenförmig ist. Der Kapitalist oder<br />

Unternehmer profitiert nicht (direkt) von der Arbeit. Die Reproduktion der Arbeitskräfte - der<br />

männlichen Lohnarbeiter und neuer Generationen von Lohnarbeitern - ist zwar eine Vorbedingung der<br />

Reproduktion des Kapitals, der Unternehmer braucht sich aber um die Erbringung der<br />

Reproduktionsarbeit nicht zu kümmern. „Der Kapitalist kann ihre Erfüllung getrost dem<br />

Selbsterhaltungs- und Fortpflanzungstrieb der Arbeiter überlassen.“ (MEW 23, 597f) In den 1970er<br />

Jahren wurde von marxistischen FeministInnen die Frage aufgeworfen, in welcher Beziehung die<br />

kapitalistische und die patriarchale Produktionsweise zueinander stünden und inwieweit die<br />

Ausbeutung von Frauen die Voraussetzung der kapitalistischen Wirtschaftsweise sei und also<br />

kapitalistische Ausbeutung sei oder aber unabhängig von der kapitalistischen Wirtschaftsweise<br />

patriarchale Ausbeutung darstelle (Debatte um Haupt- und Nebenwiderspruch, Dual Economy<br />

Debate).<br />

Das Ausbeutungsverhältnis zwischen Ehefrau und Ehemann ist dem Dual System Ansatz zufolge ein<br />

feudales, nichtkapitalistisches, da Gebrauchswerte - die der Ehemann sich aneignet - nicht aber<br />

Tauschwerte produziert werden, die Arbeit der Frauen geht nicht in die Kapitalbildung ein (vgl. dazu<br />

12 Dem Marktideal zufolge ist ein Markt vollkommen hinsichtlich der Konkurrenz (es gibt keine Monopole), der<br />

Informiertheit der MarktteilnehmerInnen usw., die Preise bilden sich aufgrund der Marktgesetze, durch das Zusammentreffen<br />

von Angebot und Nachfrage, es gibt keine externen Effekte (Externalitäten).<br />

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