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Arbeitskräfte (vgl. EU Debatte um die Blue-Card 2008; Cerna 2008). Dabei stellte selbst der letzte<br />

OECD International Migration Outlook fest, dass der Bedarf an niedrig qualifizierten Arbeitskräften in<br />

den OECD Ländern aufgrund der Alterung steige 30 (OECD 2008). Saskia Sassen verweist auf die<br />

Angewiesenheit der Global Cities - der Zentren der Organisation und Steuerung der globalen<br />

Ökonomie - auf gering qualifizierte Arbeit, die zu einem großen Teil zugewanderte Arbeitskräfte aus<br />

den Ländern der Peripherien leisten. Der dominante Narrativ der Globalisierung stellt Mobilität, die<br />

Überwindung von Distanzen und der Ortsgebundenheit des Kapitals sowie der Arbeitskräfte in den<br />

Vordergrund und lässt die örtlich gebundene, lokale Ökonomie aus dem Blick geraten, die aber als<br />

Grundlage der globalen Ökonomie unverzichtbar ist. 31 In den Gobal Cities arbeiten nicht nur die hoch<br />

qualifizierten und hoch bezahlten ManagerInnen und Fachkräfte, sondern auch eine stetig wachsende<br />

Zahl von ArbeiterInnen und DienstleisterInnen, die die Grundlagen und Infrastrukturen der Global<br />

Cities und damit der globalen Ökonomie produzieren und aufrechterhalten. Die Attraktivität der<br />

Global Cities zieht immer mehr Menschen an, sodass die lokale Ökonomie ständig wächst und einen<br />

steigenden Bedarf an billigen, gering qualifizierten Arbeitskräften produziert. Um die Löhne niedrig<br />

zu halten, werden die Tätigkeiten und Berufe in den Zentren zunehmend informalisiert und<br />

deprofessionalisiert (Sassen 2002, 254f). In den urbanen Wohngebieten der Eliten etablieren sich<br />

„professional housholds without wifes“, Haushalte ohne Hausfrauen, die hohe Ansprüche stellen und<br />

auch auf ein Familienleben nicht verzichten wollen:<br />

„Urban professionals want it all, including dogs and children, whether or not they have the time<br />

to care for them.“ (Sassen 2002, 258)<br />

Der steigende Bedarf an Haushaltsdienstleistungen und Sorgearbeit wird vor allem von informell<br />

beschäftigten MigrantInnen gedeckt (vgl. OECD 2008; Caixeta et al. 2004, 22f).<br />

Die bezahlte Haushaltsarbeit spielt nicht nur für die wirtschaftliche Entwicklung der Global Cities -<br />

der reichen Zentren - und damit für die gesamte Wirtschaftsentwicklung eine wesentliche Rolle,<br />

sondern auch für die Integration von Frauen in den formellen und informellen Arbeitsmarkt.<br />

Voraussetzung ist allerdings eine entsprechende Lohndifferenz zwischen BeschäftigerIn und<br />

HaushaltsarbeiterIn. 32 Wie die niedrig qualifizierte, ortsgebundene im Vergleich zur hoch<br />

spezialisierten, flexiblen Arbeit durch die Ausblendung zusätzlich abgewertet wird, verstärkt sich die<br />

Abwertung auch auf der Ebene der privaten Arbeit des Haushaltes und schafft eine neue<br />

intrageschlechtliche, hierarchische Arbeitsteilung. Young spricht von der Schaffung von zwei<br />

„Kategorien von Frauen“:<br />

„Auf der einen Seite steht die ‚Herrin‘ und auf der anderen Seite die ‚Magd‘, getrennt durch<br />

unterschiedliche Ethnie, Klasse und nationale Zugehörigkeit.“ (Young 1999, 2)<br />

Während die berufliche Integration von Mittelklasse-Frauen in den Arbeitsmarkt zu mehr<br />

Gleichstellung in der Geschlechterhierarchie beitrage, führe die bezahlte Reproduktionsarbeit im<br />

Haushalt zu sozialer Differenzierung, so Young (1999, 3f). Doch eine Viktimisierung der<br />

30 Bedarf an niedrig qualifizierten Arbeitskräften besteht laut OECD in den Branchen Nahrungsmittelherstellung,<br />

Landwirtschaft, Fischerei, Bauwirtschaft und Transport sowie persönlichen und Haushaltsdienstleistungen (OECD 2008).<br />

31 Auch Hardt/Negri beschreiben zwar die Dezentralisierung und Deterritorialisierung der industriellen Produktion und der<br />

Dienstleistungen, nicht aber der affektiven Arbeit, die einfach unerwähnt bleibt (Hardt/Negri 2003, 306f)<br />

32 Die Lohndifferenz bzw. Rentabilität der HaushaltsarbeiterIn ist nicht unbedingt Voraussetzung für ihre Beschäftigung.<br />

Neben dem rein ökonomischen Nutzenkalkül (Opportunitätskosten) können auch andere nichtmaterielle Gründe für eine<br />

Beschäftigung einer Careworkerin sprechen: Die Mühsal oder hohe Belastung der Putzarbeit oder auch der Sorgearbeit,<br />

insbesondere in der Pflege, Prestige, Selbstverwirklichung in der Erwerbsarbeit etc.<br />

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