dissertation
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Arbeitslosengeld oder Sozialhilfe (Stichwort Workfare statt Welfare). Die Nachfrage nach<br />
HaushaltsarbeiterInnen soll bedient oder sogar gesteigert werden und Vereinbarkeitsinteressen von<br />
berufstätigen Frauen im ersten Arbeitsmarkt nachgekommen werden (vgl. dazu Dienel 2005; Geissler<br />
2002; Klenner/Stolz-Wilig 1997; Meyer 1997; Weinkopf 1997; Lutz 2003, 20f). Die<br />
Hauptproblematik dabei ist, dass die Zahlungsbereitschaft bei haushaltsnahen Dienstleistungen gering<br />
ist und der größte Teil der bezahlten Caring Labour durch illegalisierte MigrantInnen geleistet wird, an<br />
denen Legalisierungsmaßnahmen, die sich nur an InländerInnen bzw. Personen mit<br />
Arbeitsbewilligung richten, vorbeigehen. Klenner/Stolz-Willig kritisieren, dass über den Details um<br />
die Beschäftigung im Privathaushalt grundsätzliche Fragen völlig ausgeblendet blieben, die Debatte<br />
verrate jedoch einiges über die gesellschaftspolitischen Leitbilder der politischen AkteurInnen: Nicht<br />
mehr die Emanzipation von der Haushaltsarbeit 24 und eine geschlechtergerechte Umverteilung und<br />
Umgestaltung der Haus- und Erwerbsarbeit würden angestrebt, sondern es finde eine Differenzierung<br />
der Emanzipationsansprüche für Frauen statt (ein Teil der Frauen emanzipiert sich von der Hausarbeit,<br />
ein anderer durch die Hausarbeit). Diese Differenzierung hänge mit der veränderten Arbeitsmarktlage<br />
zusammen (Klenner/Stolz-Willig 1997, 155f). Entgegen der Dienstleistungstheorie von Fourastié, der<br />
annahm, dass aufgrund der Arbeitskraftintensität und des geringen Rationalisierungspotentials der<br />
Dienstleistungssektor überzählige Beschäftigte aufnehmen werde (Fourastié 1954, 133f), wuchs der<br />
Dienstleistungssektor nicht in dem Ausmaß, wie Fourastié erhofft hatte, denn zum einen investierten<br />
die privaten Haushalte mehr in technologische Innovationen, zum anderen blieb die Bereitschaft<br />
gering, Geld für Haushaltsdienstleistungen auszugeben (Ausnahmen sind die Gastronomie und die<br />
Kinderbetreuung). Vielmehr entwickelte sich eine Selbstbedienungsökonomie, die Dienstleistungen<br />
einsparte, aber die Konsumarbeit noch vermehrte. Es blieb also ein beträchtlicher Teil Eigenarbeit<br />
erhalten (vgl. Geissler/Meyer 1997, 197f). Andererseits finden im ersten Arbeitsmarkt geringer<br />
Qualifizierte nicht mehr ausreichend Arbeitsplätze. Hier setzen beschäftigungspolitische Argumente<br />
im Bereich der Haushaltsdienstleistungen an: während es Frauen gibt, die für den ersten Arbeitsmarkt<br />
qualifiziert sind, aber keine Zeit für die Haus- und Sorgearbeit haben, gibt es Frauen, die für den ersten<br />
Arbeitsmarkt nicht mehr qualifizierbar und daher geeignet sind, bezahlte Arbeit im Haushalt zu<br />
leisten, für die ohnehin keine berufliche Qualifikation, sondern lediglich eine qua Geschlecht,<br />
erforderlich ist (vgl. Odierna 2000, 71f).<br />
Die Entwicklung der Beschäftigung im Bereich der haushaltsnahen und personenbezogenen<br />
Dienstleistungen ist – insbesondere wenn sie rein marktlich (regulär aber auch irregulär) organisiert ist<br />
- in hohem Maße von der Stratifizierung der Einkommen abhängig, d.h., es muss eine gewisse<br />
Einkommensdifferenz zwischen ArbeitgeberIn und Beschäftigter gegeben sein. Einen interessanten<br />
Aspekt führt Odierna bzw. Hatzold an: die Abnahme der legalen Beschäftigung sei auf die<br />
Verringerung der Einkommensdisparität aufgrund der Verteuerung der Arbeitskraft zurückzuführen.<br />
Während ein Regierungsrat mit einer nicht erwerbstätigen Frau und einem Kind in den 1920er Jahren<br />
für ein Dienstmädchen kaum mehr als 10% seines Einkommens bezahlte, müsste derselbe<br />
Regierungsrat 1997 die Hälfte seines Nettogehaltes für eine Haushaltshilfe aufwenden (Odierna 2000,<br />
69f). Neben der Einkommensdifferenz spielen bei regulärer Beschäftigung die Lohnnebenkosten<br />
24 Dem sozialistischen Ideal zufolge sollte die Hausarbeit der Hausfrau durch Rationalisierung und Vergesellschaftung<br />
abgeschafft werden.<br />
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