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Beiträge zur Geschichte der Unfallchirurgie in der DDR

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Basis e<strong>in</strong>es Befehls <strong>der</strong> Sowjetischen Militäradm<strong>in</strong>istration<br />

Deutschlands (SMAD)<br />

die Umgestaltung aller Bereiche <strong>der</strong> Sozialversicherung,<br />

<strong>der</strong> Sozialfürsorge und<br />

<strong>der</strong> Vertragsversicherung (Personen- und<br />

Sachversicherung) und wurde nach Gründung<br />

<strong>der</strong> <strong>DDR</strong> fortgesetzt. Die allgeme<strong>in</strong>e<br />

Sozialversicherung lag fortan, e<strong>in</strong>schließlich<br />

<strong>der</strong> Sozialfürsorge, <strong>in</strong> den Händen <strong>der</strong><br />

Sozialversicherungskasse (SVK) des Freien<br />

Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB =<br />

E<strong>in</strong>heitsgewerkschaft). Die Sozialversicherung<br />

Selbständiger, <strong>der</strong> Bauern und Genossenschaftler<br />

erfolgte durch die Deutsche<br />

Versicherungsanstalt (DVA), später Staatliche<br />

Versicherung <strong>der</strong> <strong>DDR</strong>, welche auch<br />

die Sach- und Vertragsversicherung betrieb<br />

[11]. Insgesamt gab es also nur zwei Versicherungsträger.<br />

In diesem Rahmen erfolgte<br />

im Lauf <strong>der</strong> Jahre auch die systematische<br />

Neuregelung des Begutachtungswesens.<br />

Stationärer Bereich<br />

Die Aufgaben und die Organisation <strong>der</strong><br />

Krankenhäuser des Staatlichen Gesundheitswesens<br />

regelte die „Rahmen-Krankenhausordnung“<br />

(RKO), die 1954 [1] <strong>in</strong> Kraft<br />

trat und 1979 [10] aktualisiert wurde. Diese<br />

Ordnung legte die Aufgaben, die Grundsätze<br />

<strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Betreuung, die Gruppierungen<br />

und das Leistungsprofil sowie die<br />

Leitungsstruktur fest.<br />

Die RKO 1979 unterschied – <strong>in</strong> leichter Abwandlung<br />

<strong>zur</strong> RKO 1954 – folgende Krankenhausgruppen:<br />

A) Orts-/Stadtkrankenhäuser<br />

Unterstellt den Räten <strong>der</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>den,<br />

Städten, Kreise<br />

B) Kreiskrankenhäuser/Kreiskrankenhäuser<br />

mit erweiterter Aufgabenstellung<br />

Unterstellt den Räten <strong>der</strong> Kreise<br />

C) Bezirkskrankenhäuser<br />

Unterstellt den Räten <strong>der</strong> Kreise<br />

D) durch das M<strong>in</strong>isterium zentral geleitete<br />

Krankenhäuser und Forschungs<strong>in</strong>stitute<br />

mit kl<strong>in</strong>ischen Abteilungen<br />

Unterstellt dem M<strong>in</strong>isterium für Gesundheitswesen<br />

E) Fachkrankenhäuser<br />

Unterstellt den Räten <strong>der</strong> Kreise o<strong>der</strong> Bezirke<br />

Alle Krankenhäuser verfügten neben den<br />

stationären über ambulante und diagnostisch-therapeutische<br />

Kapazitäten<br />

Gemäß RKO 1979 wurden die Standorte,<br />

Kapazitäten, Struktur, Leistungsprofil und<br />

Betreuungsbereiche für Krankenhäuser <strong>der</strong><br />

Gruppen A, B, C und E unter Berücksichtigung<br />

allgeme<strong>in</strong>er Vorgaben des M<strong>in</strong>isteriums<br />

für Gesundheitswesen durch die Räte<br />

<strong>der</strong> Bezirke festgelegt. Die Kategorien des<br />

Leistungsprofils waren: Die Grundbetreuung,<br />

die spezialisierte mediz<strong>in</strong>ische Betreuung<br />

und die hochspezialisierte mediz<strong>in</strong>ische<br />

Betreuung.<br />

Krankenhäuser <strong>der</strong> Gruppe A, <strong>in</strong> Abteilungen<br />

und Stationen geglie<strong>der</strong>t, gewährleisteten<br />

die mediz<strong>in</strong>ische Grundbetreuung<br />

auf 1 bis 3 Fachgebieten, darunter <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel<br />

Innere Mediz<strong>in</strong> und Chirurgie. Sie durften<br />

mit Zustimmung des Bezirksarztes die<br />

Bezeichnung „Kreiskrankenhaus“ führen.<br />

Krankenhäuser <strong>der</strong> Gruppe B, unterteilt<br />

<strong>in</strong> Abteilungen und Stationen, gewährleisteten<br />

die Grundbetreuung auf 4 und<br />

mehr Fachgebieten, vertreten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel<br />

die Fachgebiete Innere Mediz<strong>in</strong>, Chirurgie,<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>heilkunde, Gynäkologie/Geburtshilfe,<br />

die anästhesiologische Betreuung war<br />

Bed<strong>in</strong>gung. Vorhanden waren weiterh<strong>in</strong> Abteilungen<br />

für Röntgendiagnostik, Labordiagnostik,<br />

Physiotherapie. Die Räte <strong>der</strong> Bezirke<br />

konnten Häusern <strong>der</strong> Gruppe B Aufgaben<br />

<strong>der</strong> spezialisierten mediz<strong>in</strong>ischen Betreuung<br />

übertragen. So erfüllten „Kreiskrankenhäuser<br />

mit erweiterter Aufgabestellung“<br />

überkreisliche Aufgaben und verfügten<br />

über weitere Fachgebiete wie Intensivtherapie,<br />

<strong>Unfallchirurgie</strong>, Urologie, Neurologie/<br />

Psychiatrie u. a..<br />

Krankenhäuser <strong>der</strong> Gruppe C gewährleisteten<br />

die spezialisierte Betreuung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

größeren Betreuungsbereich, erfüllten die<br />

Aufgaben e<strong>in</strong>es Notfallzentrums und hatten<br />

außerdem die mediz<strong>in</strong>ische Grundbetreuung<br />

im engeren Bereich zu sichern. Vertreten<br />

waren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel folgende Leistungsbereiche:<br />

Innere Mediz<strong>in</strong> (e<strong>in</strong>schließlich<br />

Dialyse, Infektionskrankheiten), Chirurgie<br />

(e<strong>in</strong>schließlich Abteilung Traumatologie),<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>chirurgie, K<strong>in</strong><strong>der</strong>heilkunde, Gynäkologie/Geburtshilfe,<br />

Urologie, Orthopädie,<br />

Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Augenheilkunde,<br />

Haut- und Geschlechtskrankheiten,<br />

Kiefer- und Gesichtschirurgie, Neurologie/<br />

Psychiatrie, Intensivtherapie/Anästhesiologie,<br />

Labordiagnostik, Röntgendiagnostik,<br />

Nuklearmediz<strong>in</strong>, Pathologie (ggf. Gerichtsmediz<strong>in</strong>),<br />

Physiotherapie, Arbeitstherapie,<br />

Kl<strong>in</strong>ische Pharmakologie, Zentrale Operationsabteilung,<br />

Rettungsstelle. Bei beson<strong>der</strong>en<br />

territorialen Erfor<strong>der</strong>nissen konnten<br />

weitere Leistungsbereiche vorhanden se<strong>in</strong>.<br />

Krankenhäuser <strong>der</strong> Gruppe C waren <strong>in</strong> Kl<strong>in</strong>iken,<br />

Abteilungen und Stationen geglie<strong>der</strong>t.<br />

E<strong>in</strong> Institutsstatus (<strong>der</strong> Radiologie,<br />

Pathologie, Laboratoriumsdiagnostik u. a.)<br />

war möglich. Kl<strong>in</strong>iken und Institute durften<br />

aus mehreren fachlich selbständigen Abteilungen<br />

<strong>in</strong> wissenschaftlich begründeter<br />

Größenordnung bestehen.<br />

Krankenhäuser <strong>der</strong> Gruppe D erfüllten Aufgaben<br />

<strong>der</strong> spezialisierten und hochspezialisierten<br />

mediz<strong>in</strong>ischen Betreuung.<br />

Krankenhäuser <strong>der</strong> Gruppe E waren überregionale<br />

Fachkrankenhäuser für Neurologie<br />

und Psychiatrie, für Lungenkrankheiten<br />

und Tuberkulose, für Orthopädie sowie Rehabilitation.<br />

Krankenhäuser <strong>der</strong> Gruppen C und D hatten<br />

mediz<strong>in</strong>ischen Zentralbibliotheken, alle<br />

an<strong>der</strong>en Häuser mediz<strong>in</strong>ische Fachbibliotheken.<br />

Soweit Auszüge aus <strong>der</strong> RKO 1979. Dieser<br />

gesetzlich mögliche Zustand konnte häufig<br />

nicht realisiert werden, teils aus objektiven,<br />

teils aus personellen Gründen.<br />

E<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Kategorie <strong>der</strong> stationären<br />

E<strong>in</strong>richtungen, die Regierungskrankenhäuser,<br />

übernahmen ke<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>en Versorgungsaufgaben.<br />

Sie standen nur den Mitarbeitern<br />

höherer Leitungsebenen von Partei,<br />

Regierung und Wirtschaft, auch Botschaftsangehörigen,<br />

<strong>zur</strong> Verfügung.<br />

Die Krankenhäuser <strong>der</strong> evangelischen und<br />

katholischen Kirche waren <strong>in</strong> <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Region fest <strong>in</strong> das System des Gesundheitswesens<br />

e<strong>in</strong>bezogen und leisteten e<strong>in</strong>en<br />

stabilen Beitrag <strong>in</strong> <strong>der</strong> Grund- und spezialisierten<br />

Betreuung (s. Beitrag S. Grafe: “Konfessionelle<br />

Häuser“ <strong>in</strong> diesem Kapitel). Die<br />

diesbezüglichen Abstimmungen erfolgten<br />

mit den Bezirksärzten und Kreisärzten. Ihre<br />

Kosten rechneten sie mit den Versicherungsträgern<br />

nach Tageskostensätzen ab,<br />

die jährlich neu festgelegt wurden. Wegen<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel besseren apparativen Ausrüstung<br />

(Geräte und/o<strong>der</strong> Devisen aus <strong>der</strong><br />

BRD), vor allem aber wegen <strong>der</strong> vorbildlichen<br />

ärztlichen und pflegerischen Betreuung,<br />

genossen die konfessionellen Häuser<br />

e<strong>in</strong> großes Vertrauen <strong>der</strong> Bevölkerung.<br />

Es fehlte e<strong>in</strong>e zentrale und entsprechend<br />

ausgerüstete Kl<strong>in</strong>ik für thermische Verletzungen.<br />

Ausgewählte E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong><br />

Hochschulen und des kommunalen Gesundheitswesens<br />

(z.B. das Bezirkskrankenhaus<br />

St. Georg Leipzig) übernahmen überregionale<br />

Aufgaben bei <strong>der</strong> Behandlung<br />

Verbrennungsverletzter, die aber sowohl <strong>in</strong><br />

räumlicher als auch personeller H<strong>in</strong>sicht die<br />

Normen e<strong>in</strong>er „burn unit“ nicht erreichten.<br />

Anmerkung Anlässlich des IV. Unfallchirurgenkongresses<br />

<strong>der</strong> Sektion Traumatologie<br />

1973 referierten Röd<strong>in</strong>g (Potsdam), Sauer u. a.<br />

(Leipzig), Simko (Kosiče), Dietz (Berl<strong>in</strong>), Zellner<br />

(Ludwigshafen zum „Stand <strong>der</strong> Vorarbeiten<br />

<strong>zur</strong> Gründung von Verbrennungszentren <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>DDR</strong>“. [8]<br />

DGU Mitteilungen und Nachrichten | Supplement 1/2008 9

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