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Beiträge zur Geschichte der Unfallchirurgie in der DDR

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Fort- und Weiterbildung<br />

K. Welz<br />

Grundlagen und Ziele<br />

Mitte <strong>der</strong> 50er und während <strong>der</strong> 60er Jahre<br />

des vergangenen Jahrhun<strong>der</strong>ts erlebte e<strong>in</strong>e<br />

Reihe bis dah<strong>in</strong> von den Auswirkungen des<br />

2. Weltkrieges geprägten Staaten im zentralen<br />

Europa nicht nur e<strong>in</strong> nachhaltiges Erstarken<br />

ihrer Wirtschaft, darüber h<strong>in</strong>aus trugen<br />

auch mediz<strong>in</strong>technischer Aufschwung und<br />

e<strong>in</strong> <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äres Zusammenwirken<br />

zahlreicher Wissenschaftszweige spürbare<br />

Früchte. Sie spiegelten sich <strong>in</strong> recht bedeutsamen<br />

Fortschritten <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Praxis<br />

wie<strong>der</strong>. Sie wurden – wie auch <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en<br />

mediz<strong>in</strong>ischen Fachgebieten – gerade <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Chirurgie von e<strong>in</strong>er rasanten Entwicklung<br />

zahlreicher Spezialdiszipl<strong>in</strong>en, wie Thorax-,<br />

Herz- und Gefäß-, Transplantations- und<br />

schließlich gerade auch <strong>der</strong> <strong>Unfallchirurgie</strong><br />

begleitet. Gerade letztere konnte sich an<br />

beachtenswerten Forschritten <strong>in</strong> Diagnostik,<br />

Therapie und Rehabilitation orientieren,<br />

wenngleich Niveauunterschiede <strong>in</strong> <strong>der</strong> materiellen<br />

Basis zwischen westlich ausgerichteten<br />

und Ostblockstaaten unübersehbar<br />

waren.<br />

Alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Unfallchirurgie</strong> bedeuteten<br />

die für die Knochenbruchbehandlung revolutionierenden<br />

Behandlungskonzepte <strong>der</strong><br />

Schweizer AO – durch neue Erkenntnisse<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Grundlagenforschung und e<strong>in</strong>e bisher<br />

beispiellose technische Basis – e<strong>in</strong>e<br />

beachtliche Erweiterung des Behandlungsspektrums<br />

und e<strong>in</strong>e glänzende fachliche<br />

Perspektive. Sie hatte <strong>in</strong> Deutschland zu<br />

Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> 40er Jahre des vorigen Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

durch Gerhard Küntschers bahnbrechendes<br />

Konzept <strong>der</strong> Markraumnagelung<br />

e<strong>in</strong>en nicht zu unterschätzenden Vorlauf<br />

erfahren.<br />

In entsprechenden Fachgremien Ostdeutschlands<br />

wuchs mit Ende <strong>der</strong> 60er Jahre<br />

die Erkenntnis, dass <strong>der</strong> objektive Prozess<br />

mediz<strong>in</strong>isch-wissenschaftlicher und technischer<br />

Fortschritte sowie die offensichtlichen<br />

Trends e<strong>in</strong>er Spezialisierung mit Arbeitsteilung<br />

auf zahlreichen mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Fachgebieten nicht nur Vorteile für die<br />

mediz<strong>in</strong>ische Patientenbetreuung, son<strong>der</strong>n<br />

zwangsläufig Auswirkungen auf e<strong>in</strong>e postgraduale<br />

Weiterbildung <strong>der</strong> Fachärzte nach<br />

sich ziehen musste, um die Vorteile für die<br />

mediz<strong>in</strong>ische Patientenbetreuung <strong>in</strong> dem<br />

nun gebotenen Umfang zu sichern.<br />

Wie zunächst <strong>in</strong> <strong>der</strong> postgradualen Weiterbildung<br />

von Internisten, Frauen- und<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>ärzten waren den verantwortlichen<br />

zentralen Gremien des M<strong>in</strong>isteriums für<br />

Gesundheitswesen <strong>der</strong> <strong>DDR</strong> und <strong>der</strong> dazu<br />

beauftragten Akademie für ärztliche Fortbildung,<br />

die bereits im Dezember 1954<br />

statutengemäß den Hochschulen gleichgestellt<br />

worden war, die Spezialisierung<br />

von <strong>in</strong>teressierten Fachärzten für Chirurgie<br />

zu hochqualifizierten Unfallchirurgen e<strong>in</strong><br />

notwendiges gesellschaftliches Anliegen.<br />

Es wurde von <strong>der</strong> Überzeugung bestimmt,<br />

dass e<strong>in</strong>e schwerpunktmäßige und spezialisierte<br />

fachärztliche Betätigung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Unfallchirurgie</strong><br />

e<strong>in</strong>e unabd<strong>in</strong>gbare Voraussetzung<br />

für e<strong>in</strong>e Optimierung <strong>der</strong> Behandlung<br />

Verletzter darstellte. Die wissenschaftlich<br />

technische Entwicklung hatte bereits Ende<br />

<strong>der</strong> 60er Jahre und Anfang <strong>der</strong> 70er Jahre<br />

e<strong>in</strong>e zunehmende Arbeitsteilung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Fachrichtung Chirurgie erkennen lassen. Daraus<br />

resultierte u. a. auch e<strong>in</strong>e Profilierung<br />

von unfallchirurgischen Abteilungen an<br />

chirurgischen Universitätskl<strong>in</strong>iken und an<br />

den damaligen Bezirkskrankenhäusern <strong>der</strong><br />

16 Bezirke <strong>der</strong> ehemaligen <strong>DDR</strong>. Mit Beg<strong>in</strong>n<br />

<strong>der</strong> 70er Jahre existierten darüber h<strong>in</strong>aus<br />

e<strong>in</strong>e Reihe organisatorisch eigenständiger<br />

unfallchirurgischer Kl<strong>in</strong>iken am Städtischen<br />

Kl<strong>in</strong>ikum Berl<strong>in</strong>-Friedrichsha<strong>in</strong>, Berl<strong>in</strong>-Köpenick<br />

sowie den Bezirkskrankenhäusern<br />

Cottbus, Dessau und Karl-Marx-Stadt.<br />

Um generell territorial flächendeckend die<br />

Qualität <strong>der</strong> unfallmediz<strong>in</strong>ischen Betreuung<br />

– wie übrigens auch <strong>in</strong> den schon aufgezeigten<br />

übrigen Grundfachrichtungen<br />

– steigern zu können wurde mit zunächst<br />

15 Subspezialisierungsrichtungen <strong>der</strong> rechtliche<br />

Rahmen postgradualer Weiterbildung<br />

durch die Anordnung Nr. 2 vom 23.05.1974<br />

(Gesetzblatt 1/1974/12) über die Weiterbildung<br />

<strong>der</strong> Ärzte und Zahnärzte <strong>zur</strong> Subspezialisierung<br />

abgesteckt.<br />

Die damaligen Zielstellungen geregelter<br />

Subspezialisierungen seien <strong>in</strong> folgenden<br />

Leitsätzen zusammengefasst:<br />

– Wie auch <strong>in</strong> weiteren Fachbereichen galt<br />

es, das „Mutterfach“ Chirurgie <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

E<strong>in</strong>heit zu erhalten und e<strong>in</strong>er drohenden<br />

Zersplitterung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Vielzahl expandieren<strong>der</strong><br />

chirurgischer Fachdiszipl<strong>in</strong>en<br />

durch e<strong>in</strong>e geregelte postgraduale Weiterbildung<br />

(Voraussetzung FA f. Chirurgie)<br />

E<strong>in</strong>halt zu gebieten und sie übersehbar zu<br />

regulieren.<br />

– E<strong>in</strong>er generellen Selbstständigkeit <strong>der</strong><br />

Subspezialisierungsgebiete wurde bewusst<br />

mit <strong>der</strong> sogenannten Bezeichnung<br />

„Subspezialisierung“ begegnet, um dadurch<br />

die Zugehörigkeit <strong>zur</strong> Grundfachrichtung<br />

Chirurgie zu unterstreichen.<br />

– E<strong>in</strong>e Subspezialisierung „Traumatologie“<br />

(gesetzlich festgelegte Bezeichnung für<br />

die spezialisierte <strong>Unfallchirurgie</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

damaligen <strong>DDR</strong>) wurde als Grundlage <strong>der</strong><br />

Optimierung e<strong>in</strong>er Versorgung Verletzter<br />

erachtet und damit zugleich e<strong>in</strong>e Voraussetzung<br />

für die Sicherung e<strong>in</strong>es Netzes<br />

flächendecken<strong>der</strong> personeller Kapazitäten<br />

<strong>zur</strong> qualifizierten unfallmediz<strong>in</strong>ischen Betreuung<br />

Verletzter geschaffen.<br />

– In <strong>der</strong> Subspezialisierung von Fachärzten<br />

für Chirurgie zu Subspezialisten <strong>der</strong> Traumatologie<br />

wurde e<strong>in</strong>e wesentliche Bed<strong>in</strong>gung<br />

für die Weiterentwicklung des<br />

Subspezialisierungsgebietes gesehen. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus sei nicht verschwiegen, dass<br />

sich subspezialisierte Chirurgen <strong>der</strong> Traumatologie<br />

durch die Subspezialisierung<br />

e<strong>in</strong>e vorteilhafte Entwicklung <strong>der</strong> bis dah<strong>in</strong><br />

stagnierenden materiell-technischen<br />

Basisausstattungen versprachen.<br />

Gesetzliche Bestimmungen<br />

Mit den erklärten Zielen<br />

– spezialisierte mediz<strong>in</strong>ische Betreuung <strong>der</strong><br />

Bevölkerung durch entsprechend qualifizierte<br />

Fachärzte zu sichern und,<br />

– die Fachärzte, die ständig beabsichtigen<br />

auf e<strong>in</strong>en <strong>der</strong> festgelegten Spezialisierungsgebiete<br />

tätig zu se<strong>in</strong>, <strong>zur</strong> qualifizierten<br />

spezialisierten Betätigung zu befähigen<br />

hat das M<strong>in</strong>isterium für Gesundheitswesen<br />

<strong>der</strong> <strong>DDR</strong> mit <strong>der</strong> Anweisung Nr. 1 über die<br />

Weiterbildung <strong>der</strong> Ärzte – Subspezialisierung<br />

<strong>der</strong> Fachärzte – vom 20.06.1974 (GBL<br />

1/1974/12) die weitere berufliche Qualifizierung<br />

von Fachärzten auf gesetzlicher<br />

Grundlage geregelt. Mit dieser Anordnung<br />

wurden zunächst 9 Subspezialisierungsrichtungen<br />

traditioneller Facharztdiszipl<strong>in</strong>en<br />

festgelegt, zu denen auch die <strong>Unfallchirurgie</strong><br />

(damalige Bezeichnung Traumatologie)<br />

zählte [1] (� Abb. 1).<br />

DGU Mitteilungen und Nachrichten | Supplement 1/2008 31

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