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Beiträge zur Geschichte der Unfallchirurgie in der DDR

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und wurden von spezialisierten Kl<strong>in</strong>ikärzten<br />

durchgeführt.<br />

Zur ambulanten Behandlung unfallchirurgischer<br />

Patienten<br />

Für die stationären Unfallchirurgen war es<br />

unproblematisch, Verletzte nach <strong>der</strong> Entlassung<br />

aus stationärer Behandlung <strong>in</strong> den<br />

Kl<strong>in</strong>ikambulanzen des Krankenhauses weiter<br />

zu behandeln und zu kontrollieren. Das<br />

erfolgte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel dann, wenn aus fachlichen<br />

Gründen die direkte Nachsorge vorteilhaft<br />

erschien.<br />

In zahlreichen größeren Polikl<strong>in</strong>iken mit chirurgischen<br />

Abteilungen hatte sich e<strong>in</strong> Arzt<br />

auf dem Gebiete <strong>der</strong> <strong>Unfallchirurgie</strong> spezialisiert,<br />

<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik kooperierte, teilweise<br />

dort operativ tätig wurde und an den<br />

Kl<strong>in</strong>ikfortbildungen teilnahm. E<strong>in</strong>e weitere<br />

Möglichkeit war e<strong>in</strong>e vertraglich geregelte,<br />

honorierte Nebentätigkeit (Z-Stelle) von Kl<strong>in</strong>ikärzten<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Ambulanz. E<strong>in</strong> stationärer<br />

Unfallchirurg konnte auf dieser Honorarbasis<br />

sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ikambulanz als auch <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Polikl<strong>in</strong>ik tätig werden.<br />

Kur­ und Bä<strong>der</strong>wesen, Rehabilitation<br />

(unter Mitarbeit von R. Lang*)<br />

Das Kur- und Bä<strong>der</strong>wesen war neben den<br />

stationären und ambulanten E<strong>in</strong>richtungen<br />

e<strong>in</strong>e 3. Säule im Gesundheits- und Sozialwesen<br />

<strong>der</strong> <strong>DDR</strong>. Dieses genoss die beson<strong>der</strong>e<br />

fachliche und wissenschaftliche Aufmerksamkeit<br />

und Unterstützung <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

für Physiotherapie.<br />

Je<strong>der</strong> Facharzt konnte unter Beachtung <strong>der</strong><br />

Fragen<br />

– Ist die Kur notwendig?<br />

– Ist <strong>der</strong> Patient kurfähig?<br />

– Liegt e<strong>in</strong>e Kureignung vor?<br />

– Hat <strong>der</strong> Patient die richtige E<strong>in</strong>stellung <strong>zur</strong><br />

Kur?<br />

beim zuständigen Kreisarzt e<strong>in</strong>e Kur beantragen.<br />

Dieser legte den Antrag e<strong>in</strong>er<br />

Fachkommission <strong>zur</strong> Prüfung vor und traf<br />

im positiven Falle die Genehmigung unter<br />

Beachtung se<strong>in</strong>es Kont<strong>in</strong>gents, das ihm aufgeschlüsselt<br />

nach E<strong>in</strong>wohnerzahl und <strong>in</strong>dustrieller<br />

Ballung über se<strong>in</strong>en Bezirksarzt<br />

vom M<strong>in</strong>isterium für Gesundheitswesen<br />

und dem Bundesvorstand des FDGB (Freier<br />

Deutscher Gewerkschaftsbund) als Kostenträger<br />

zugeteilt worden war.<br />

1978 wurde vom M<strong>in</strong>isterium für Gesundheitswesen<br />

e<strong>in</strong> Verzeichnis über die Bä<strong>der</strong><br />

und Sanatorien und <strong>der</strong>en Leistungsprofil<br />

herausgegeben. Dabei wurde auf die Kon-<br />

* Dr. med. R. Lang, vorm. Ärztlicher Direktor des Kl<strong>in</strong>iksana<br />

toriums für Unfall­ und Sportverletzte „Raupennest“,<br />

Altenberg/Erzgebirge.<br />

zentration bestimmter Indikationen und<br />

Krankheitsgruppen auf beson<strong>der</strong>s geeignete,<br />

h<strong>in</strong>sichtlich ihrer speziellen diagnostischen<br />

und therapeutischen Möglichkeiten<br />

profilierte Kur- und Rehabilitationse<strong>in</strong>richtungen<br />

geachtet.<br />

Die zahlreichen traditionellen Kure<strong>in</strong>richtungen<br />

aus <strong>der</strong> Vorkriegszeit wurden zum<br />

Teil weiter ausgebaut. Die Kapazität für Genesungskuren,<br />

auch nach leichteren Unfällen,<br />

war ausreichend.<br />

Problematisch war die Frührehabilitation<br />

bzw. die spezielle Rehabilitation schwerer<br />

und beson<strong>der</strong>er Unfallfolgen. Diese wurde<br />

zumeist von den erstbehandelnden stationären<br />

E<strong>in</strong>richtungen übernommen. Die<br />

heutigen optimalen Voraussetzungen wie<br />

Bewegungsbad, Ergotherapie und <strong>der</strong>gleichen<br />

waren allerd<strong>in</strong>gs selten und zuletzt<br />

nur <strong>in</strong> den neu erbauten Bezirkskrankenhäusern<br />

gegeben.<br />

Das „Raupennest“ <strong>in</strong> Altenberg (Osterzgebirge),<br />

allgeme<strong>in</strong> als Sanatorium für Unfall-<br />

und Sportverletzungen bezeichnet, war e<strong>in</strong>e<br />

Ausnahme. Es war die e<strong>in</strong>zige E<strong>in</strong>richtung<br />

für die spezielle Rehabilitation nach Unfällen<br />

bzw. orthopädischen Operationen, abgesehen<br />

vom Sanatorium <strong>in</strong> Kreischa bei Dresden,<br />

das aber nur den Leistungssportlern<br />

vorbehalten blieb. Das Haus war im Jahre<br />

1926 von <strong>der</strong> Aktiengesellschaft „Sächsische<br />

Werke“ als imposantes Hotel „Berghof Raupennest“<br />

erbaut worden. Der 2. Weltkrieg<br />

h<strong>in</strong>terließ nur e<strong>in</strong>e Ru<strong>in</strong>e. Nach dem Wie<strong>der</strong>aufbau<br />

1951 wurde es als Rehabilitationsstätte<br />

genutzt. Ab 1. Januar 1989 erhielt<br />

Raupennest den Status „Kl<strong>in</strong>iksanatorium“.<br />

Jährlich wurden im „Raupennest“ mit etwa<br />

150 Betten etwa 1200 Patienten von 90<br />

Mitarbeitern, darunter 4 Ärzten, behandelt.<br />

Rehabilitationsziel war die Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung<br />

<strong>in</strong> den Arbeitsprozess sowie <strong>in</strong> das<br />

private und gesellschaftliche Leben. Als<br />

Therapieformen kamen neben <strong>der</strong> Physiotherapie<br />

(E<strong>in</strong>zel- und Gruppengymnastik,<br />

Gehschule, Schl<strong>in</strong>genkäfig, Schwimmübungen,<br />

Fußübungsgerät) die Ergotherapie<br />

(Weben, Knüpfen, Drucken, Emaillieren) und<br />

<strong>der</strong> Heilsport (Konditionierung, gezielter<br />

Muskelaufbau) zum E<strong>in</strong>satz. In <strong>der</strong> Freizeit<br />

standen den Rehabilitanden e<strong>in</strong>e umfangreiche<br />

Bibliothek, wie auch Klub-, Schach-<br />

und Billardräume <strong>zur</strong> Verfügung. Kulturelle<br />

Veranstaltungen und Arztvorträge dienten<br />

<strong>der</strong> Unterstützung des Rehabilitationsprozesses.<br />

Jährlich wurden „Raupennestsportspiele“<br />

veranstaltet, um dauergeschädigte<br />

Menschen für den Versehrtensport des<br />

DTSB (Deutschen Turn- und Sportbund) <strong>der</strong><br />

<strong>DDR</strong> zu <strong>in</strong>teressieren.<br />

Der reguläre Aufenthalt von 4 Wochen<br />

reichte für die schwersten Unfallfolgen<br />

nicht aus. Die für e<strong>in</strong>en 10-Jahreszeitraum<br />

errechnete durchschnittliche Verweildauer<br />

betrug 41,6 Tage. Der E<strong>in</strong>weisungsmodus<br />

war <strong>der</strong> speziellen Indikation angepasst. 10<br />

größere Kl<strong>in</strong>iken (Universitäten, Akademien,<br />

e<strong>in</strong>zelne BKH) hatten e<strong>in</strong> Kont<strong>in</strong>gent für Direkte<strong>in</strong>weisungen<br />

mit <strong>der</strong> Möglichkeit e<strong>in</strong>er<br />

Frührehabilitation. Beim regulären E<strong>in</strong>weisungsverfahren<br />

wurde auf e<strong>in</strong>e strenge Indikationsstellung<br />

geachtet.<br />

E<strong>in</strong> großes Defizit im <strong>in</strong>ternationalen Vergleich<br />

bestand bis <strong>zur</strong> Wende bei <strong>der</strong> Rehabilitation<br />

Querschnittsgelähmter. E<strong>in</strong>ige<br />

Fortschritte gab es durch die zentral angeordnete<br />

Regelung <strong>in</strong> den 80er Jahren:<br />

Die Primärversorgung hatte regional <strong>in</strong><br />

ausgewählten BKH mit entsprechen<strong>der</strong><br />

technischer Ausrüstung und qualifiziertem<br />

Personal zu erfolgen; daran schloss sich<br />

– regional aufgeteilt – die mediz<strong>in</strong>ische Rehabilitation<br />

<strong>in</strong> den Zentren Sülzha<strong>in</strong>-Harz<br />

o<strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>-Buch an; für die soziale Rehabilitation<br />

und Integration waren die Kommunen<br />

zuständig.<br />

E<strong>in</strong> weiterer Missstand war die un<strong>zur</strong>eichende<br />

und zum Teil primitive Ausstattung<br />

mit technischen Hilfsmitteln für körperlich<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te: Es mangelte an Rollstühlen mit<br />

e<strong>in</strong>em höheren technischen Niveau, aber<br />

auch an kle<strong>in</strong>en Hilfen für die Belange des<br />

täglichen Lebens wie spezielle Essbestecke<br />

und <strong>der</strong>gleichen. Diese mussten entwe<strong>der</strong><br />

durch Eigenhilfe hergestellt o<strong>der</strong> irgendwie<br />

beschafft werden.<br />

Militärmediz<strong>in</strong>ische E<strong>in</strong>richtungen<br />

Die mediz<strong>in</strong>ischen E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> Nationalen<br />

Volksarmee (NVA) schalteten sich <strong>in</strong><br />

die Betreuung <strong>der</strong> Bevölkerung e<strong>in</strong>, sofern<br />

die übergeordneten militärmediz<strong>in</strong>ischen<br />

Belange dies zuließen. In Notfällen bestand<br />

jedoch für die ärztlichen Notfalldienste <strong>in</strong><br />

Kl<strong>in</strong>iken und Lazaretten <strong>der</strong> NVA die Pflicht,<br />

sowohl <strong>in</strong>ländische als auch ausländische<br />

Bürger zu versorgen.<br />

Die geregelte Ausbildung von Militärärzten<br />

begann 1951 [2, 4]. Dem Krankenhaus <strong>der</strong><br />

Kasernierten Volkspolizei (KVP) <strong>in</strong> Leipzig-<br />

Wie<strong>der</strong>itzsch war e<strong>in</strong>e Studentenkompanie<br />

angeglie<strong>der</strong>t, <strong>der</strong>en Mitglie<strong>der</strong> an <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Fakultät <strong>der</strong> Leipziger Universität<br />

studierten. Im Jahre 1955 wurde mit <strong>der</strong><br />

Gründung e<strong>in</strong>er Militärmediz<strong>in</strong>ischen Sektion<br />

(MMS) die Ernst-Moritz-Arndt-Universität<br />

Greifswald für die militärmediz<strong>in</strong>ische<br />

Ausbildung ausgewählt. Die MMS <strong>in</strong> Greifswald<br />

war zugleich Ausbildungsstätte für<br />

DGU Mitteilungen und Nachrichten | Supplement 1/2008 11

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