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Beiträge zur Geschichte der Unfallchirurgie in der DDR

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<strong>der</strong> Universitäten und Akademien sowie an<strong>der</strong>er<br />

wissenschaftlicher E<strong>in</strong>richtungen, die<br />

immer zentral festgelegten Studien<strong>in</strong>halte,<br />

ka<strong>der</strong>politische Entscheidungen und die<br />

Integration aller Hochschule<strong>in</strong>richtungen<br />

<strong>in</strong> das politische Konzept von Partei und Regierung.<br />

Weitere übergeordnete E<strong>in</strong>richtungen waren:<br />

– Die Gesundheitskommission beim Zentralkomitee<br />

<strong>der</strong> SED<br />

– Das Generalsekretariat <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>isch-<br />

Wissenschaftlichen Gesellschaften<br />

– Der Koord<strong>in</strong>ierungsrat <strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>isch-<br />

Wissenschaftlichen Gesellschaften<br />

Universitätsleitung<br />

Jede Universität wurde von e<strong>in</strong>em Rektor<br />

repräsentiert, <strong>der</strong> an den Mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Akademien immer Mediz<strong>in</strong>er, an den Universitäten<br />

auch e<strong>in</strong> Hochschullehrer aus e<strong>in</strong>er<br />

beliebigen an<strong>der</strong>en Fakultät se<strong>in</strong> konnte<br />

und se<strong>in</strong>e Aufgabe nebenamtlich versah.<br />

Der 1. Prorektor war verantwortlich für alle<br />

Verwaltungsgeschäfte sowie für Fragen <strong>der</strong><br />

Zivilverteidigung und <strong>der</strong> Kampfgruppen.<br />

Es existierten Prorektoren für Forschung sowie<br />

Erziehung und Ausbildung. Neben dem<br />

Verwaltungsdirektor gab es e<strong>in</strong>en Ka<strong>der</strong>direktor<br />

und e<strong>in</strong>en Personalleiter, <strong>der</strong> u.a. Ansprechpartner<br />

für die Staatssicherheit war.<br />

Die grundsätzlichen Entscheidungen oblagen<br />

<strong>der</strong> Universitätsparteileitung (UPL) <strong>der</strong><br />

SED mit ihrem 1. Sekretär o<strong>der</strong> wurden von<br />

ihm streng kontrolliert.<br />

Die Universitätsgewerkschaftsleitung (UGL)<br />

hatte e<strong>in</strong>ige Untergruppen, so für Soziales,<br />

Wohnen, K<strong>in</strong><strong>der</strong>gärten, Ferienheime, ideologische<br />

Bildung, sozialistischen Wettbewerb<br />

u. a.<br />

Schließlich existierte e<strong>in</strong>e Hochschulgruppenleitung<br />

<strong>der</strong> (e<strong>in</strong>zigen) Jugendorganisation<br />

„Freie Deutsche Jugend“ (FDJ).<br />

Leitung <strong>der</strong> Fakultäten und <strong>der</strong> später<br />

gebildeten Bereiche Mediz<strong>in</strong><br />

An <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> Fakultät standen zunächst<br />

traditionsgemäß <strong>der</strong> Dekan mit letzter Entscheidungsbefugnis,<br />

die Prodekane und <strong>der</strong><br />

Verwaltungsleiter. In <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> 60er Jahre<br />

wurden als neue Organisations- und Leitungsstrukturen<br />

die „Fachbereiche“ <strong>der</strong> Universitäten<br />

geschaffen. Die Mediz<strong>in</strong>ische Fakultät<br />

war damit nur noch Teil des „Bereichs<br />

Mediz<strong>in</strong>“ und <strong>der</strong> Dekan und die Prodekane<br />

waren nur noch für die akademischen Belange<br />

zuständig. Wichtigste Entscheidungsperson<br />

war <strong>der</strong> „Bereichsdirektor.“ Dieser<br />

hatte 3 Stellvertreter: für mediz<strong>in</strong>ische Betreuung,<br />

für Erziehung und Ausbildung und<br />

für Forschung. Die Repräsentanten waren<br />

Ärzte und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel Hochschullehrer. Für<br />

alle Verwaltungs- und Verfahrensfragen war<br />

e<strong>in</strong> Verwaltungsdirektor zuständig. Für das<br />

„Mittlere Mediz<strong>in</strong>ische Personal“ war e<strong>in</strong>e<br />

Ober<strong>in</strong> verantwortlich. Es gab Zusammenarbeiten<br />

mit den regionalen Fachschulen.<br />

Die grundsätzliche Verantwortung lag auch<br />

<strong>in</strong> den Bereichen Mediz<strong>in</strong> bei <strong>der</strong> Bereichsparteileitung<br />

<strong>der</strong> SED. Weitere Leitungsfunktionen<br />

hatten die Bereichsgewerkschaftsleitung,<br />

die FDJ-Leitung des Bereichs<br />

und e<strong>in</strong> Sicherheitsbevollmächtigter, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Regel wohl e<strong>in</strong> Mitarbeiter <strong>der</strong> Stasi.<br />

Als Arbeits<strong>in</strong>strumente existierten Sitzungen<br />

<strong>der</strong> Bereichsleitung (ad libitum mit<br />

Dekan, Verwaltungsdirektor und Vertretern<br />

aus den E<strong>in</strong>richtungen), <strong>der</strong> Stellvertreterbereiche<br />

für Mediz<strong>in</strong>ische Betreuung, Erziehung<br />

und Ausbildung und Forschung.<br />

Daneben gab es Bereichskonferenzen, Parteileitungssitzungen<br />

und Beteiligung von<br />

Vertretern des Bereichs an Konzilen (Universität).<br />

Struktur und Leitung <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>iken und<br />

Institute<br />

Die Leitung dieser Institutionen führten Direktoren<br />

mit Stellvertretern; für die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Glie<strong>der</strong>ungen waren Abteilungsleiter<br />

o<strong>der</strong> Oberärzte verantwortlich. Es gab Stellvertreter<br />

des Direktors für mediz<strong>in</strong>ische Betreuung,<br />

Erziehung und Ausbildung sowie<br />

Forschung. Weitere leitende Personen waren<br />

<strong>der</strong> Verwaltungsleiter, die Oberschwester,<br />

<strong>der</strong> Parteisekretär und <strong>der</strong> Gewerkschaftsleiter.<br />

Neben Angeboten <strong>zur</strong> fachlichen Fortbildung<br />

<strong>in</strong> den E<strong>in</strong>richtungen gab es regelmäßig<br />

gesellschaftspolitische Veranstaltungen,<br />

wobei die Leiter dieser Diskussionszirkel <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Regel aus den gesellschaftspolitischen<br />

E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> Universität kamen.<br />

Ferner gab es die Delegierungen von Mitarbeitern<br />

<strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>iken und Institute zu:<br />

– sozialistischen Abend(schul)kursen<br />

– Schulung von Hochschullehrern über<br />

mehrere Tage (Internat)<br />

– Hochschulpädagogische Kurse<br />

Auslandsreisen<br />

Bis zum Bau <strong>der</strong> Mauer <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> gab es<br />

e<strong>in</strong>ige <strong>in</strong>terkollegiale Kontakte zwischen<br />

Chirurgen <strong>der</strong> beiden Deutschen Staaten,<br />

wenngleich sie nicht erwünscht waren. Bis<br />

dah<strong>in</strong> bestanden noch Mitgliedschaften von<br />

Chirurgen <strong>der</strong> <strong>DDR</strong> <strong>in</strong> Fachgesellschaften<br />

<strong>der</strong> BRD, die teilweise schon vor <strong>der</strong> Nazidiktatur<br />

gegründet worden waren.<br />

Nach <strong>der</strong> endgültigen Teilung des Landes<br />

waren für Chirurgen <strong>der</strong> <strong>DDR</strong>, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

für Mitarbeiter <strong>der</strong> Hochschulen, noch folgende<br />

Kontakte möglich:<br />

– Zusatzstudium <strong>in</strong> Län<strong>der</strong>n des sozialistischen<br />

Lagers, vorwiegend <strong>in</strong> <strong>der</strong> SU, für<br />

Habilitanden mit Anwartschaft auf e<strong>in</strong>e<br />

Hochschullehrerposition.<br />

– Möglichkeiten <strong>zur</strong> <strong>in</strong>dividuellen Hospitation<br />

<strong>in</strong> Kl<strong>in</strong>iken im sozialistischen Ausland<br />

über die „Abteilungen für Internationale<br />

Beziehungen“ und letztlich auch hier wie<strong>der</strong><br />

über das M<strong>in</strong>isterium für Hoch- und<br />

Fachschulwesen.<br />

– Möglichkeiten <strong>der</strong> fachlichen Weiterbildung<br />

im „kapitalistischen Ausland“ für<br />

e<strong>in</strong>zelne Mitarbeiter nach strengen Auswahl-<br />

und Prüfverfahren und entsprechen<strong>der</strong><br />

Vermittlung. So hat die „Arbeitsunfallversicherungsanstalt“<br />

(AUVA) Österreichs<br />

<strong>in</strong> den 70er und 80er Jahren nach<br />

Vorschlag <strong>der</strong> Sektion Traumatologie <strong>der</strong><br />

Gesellschaft für Chirurgie <strong>der</strong> <strong>DDR</strong> e<strong>in</strong>igen<br />

Unfallchirurgen aus <strong>der</strong> <strong>DDR</strong> devisenfreie<br />

Hospitationen <strong>in</strong> universitären und an<strong>der</strong>en<br />

führenden Arbeitsunfallkrankenhäusern<br />

Österreichs ermöglicht.<br />

Lehre und Ausbildung an den Universitäten<br />

und Akademien<br />

Die Zulassung zum Mediz<strong>in</strong>studium hatte<br />

bestimmte Voraussetzungen, die sich im<br />

Laufe <strong>der</strong> Jahrzehnte verdeutlichten. Generell<br />

spielte die familiäre Abstammung im<br />

Arbeiter- und Bauernstaat e<strong>in</strong>e bevorzugte<br />

Rolle. K<strong>in</strong><strong>der</strong> aus Familien, die sich nicht offiziell<br />

zum Staat bekannten, o<strong>der</strong> offen ihr<br />

christliches Bekenntnis demonstrierten,<br />

hatten weniger Chancen, e<strong>in</strong>en Studienplatz<br />

zu bekommen.<br />

Die <strong>in</strong>haltliche Zielstellung <strong>der</strong> Bildungspolitik<br />

hat Kurt Hager, Leiter <strong>der</strong> Abteilung<br />

Wissenschaft und Hochschulen beim ZK<br />

(Zentralkomitee) <strong>der</strong> SED, auf <strong>der</strong> Hochschulkonferenz<br />

<strong>der</strong> SED <strong>in</strong> Leipzig am 30.<br />

Oktober 1953 zum Thema „Festigung unserer<br />

Arbeiter- und Bauern-Macht“ formuliert<br />

[3]:<br />

„Die Aufhebung des Bildungsprivilegs <strong>der</strong><br />

Reichen, die Sicherstellung des Studiums für<br />

Arbeiter- und Bauernk<strong>in</strong><strong>der</strong>, die E<strong>in</strong>führung<br />

neuer fortschrittlicher Studienmethoden und<br />

die gesellschaftswissenschaftliche marxistisch-len<strong>in</strong>istische<br />

Ausbildung <strong>der</strong> Studenten<br />

s<strong>in</strong>d feste und dauerhafte Grundlagen unseres<br />

Hochschulwesens, die wir nicht antasten<br />

lassen. An den Universitäten, Hochschulen<br />

und wissenschaftlichen Instituten<br />

werden die Ka<strong>der</strong> unseres Staates erzogen.<br />

Unsere Universitäten, Hochschulen und<br />

wissenschaftlichen Institute müssen zu Festungen<br />

unserer Arbeiter- und Bauern-Macht<br />

werden. Sie müssen Festungen des Friedens<br />

DGU Mitteilungen und Nachrichten | Supplement 1/2008 19

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