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Beiträge zur Geschichte der Unfallchirurgie in der DDR

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Aufgaben und den Menschen, die daran<br />

beteiligt o<strong>der</strong> davon betroffen waren. Man<br />

suchte und fand Gleichges<strong>in</strong>nte, traf sich <strong>in</strong><br />

Arbeitsgruppen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Freizeit und im privat<br />

– persönlichen Bereich, grenzte sich ansonsten<br />

weitgehend ab und mied, wo immer<br />

möglich, offizielle und politische Anlässe,<br />

Diskussionen o<strong>der</strong> Me<strong>in</strong>ungsäußerungen,<br />

beschränkte die beruflichen Aktivitäten auf<br />

re<strong>in</strong> wissenschaftliche und praktische Arbeit<br />

und Erfahrungsaustausch.<br />

E<strong>in</strong>ige Angehörige <strong>der</strong> Intelligenz und <strong>der</strong><br />

Ärzteschaft waren nach späterem eigenem<br />

Bekunden <strong>in</strong> die SED e<strong>in</strong>getreten, um diese<br />

von <strong>in</strong>nen her zu reformieren. Davon war allerd<strong>in</strong>gs<br />

bis <strong>zur</strong> Wende im Jahr 1989 wenig<br />

o<strong>der</strong> nichts zu spüren.<br />

Das Leben <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>DDR</strong> war durchgehend von<br />

„Engpässen“, Mangel an Geld, Waren des<br />

täglichen Bedarfs, Versorgungsgütern, Arbeitsmaterialien<br />

und daraus resultierenden<br />

Sparzwängen bestimmt. Das war auch und<br />

beson<strong>der</strong>s im Gesundheitswesen deutlich<br />

zu spüren. Beson<strong>der</strong>e Zuwendungen <strong>der</strong><br />

Staats­ und Parteiführung konnten immer<br />

nur für begrenzte Zeit an bestimmte Wirtschaftszweige,<br />

Wissenschaftsdiszipl<strong>in</strong>en<br />

o<strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ische Fachrichtungen erfolgen<br />

und waren immer politisch o<strong>der</strong> devisenwirtschaftlich<br />

motiviert. So kann es als e<strong>in</strong>e<br />

Gunst <strong>der</strong> Zeit betrachtet werden, dass die<br />

mediz<strong>in</strong>isch­ärztlichen Bemühungen um<br />

e<strong>in</strong>e entscheidende Verbesserung <strong>der</strong> unfallchirurgischen<br />

Versorgung <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

durch E<strong>in</strong>führung mo<strong>der</strong>ner Methoden,<br />

Techniken, Implantate und Instrumentensätze<br />

bis h<strong>in</strong> <strong>zur</strong> Gründung e<strong>in</strong>er <strong>DDR</strong>­Sektion<br />

e<strong>in</strong>er von <strong>der</strong> Schweiz ausgehenden<br />

<strong>in</strong>ternationalen Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft (AO­<br />

International) <strong>in</strong> den späten 60er und den<br />

70er Jahren zusammentrafen mit dem politischen<br />

Willen <strong>der</strong> Regierenden, auf diesem<br />

Gebiet e<strong>in</strong>e grundlegende Verän<strong>der</strong>ung im<br />

positiven S<strong>in</strong>n herbei zu führen. Lei<strong>der</strong> blieb<br />

diese För<strong>der</strong>ung auf den o. g. Zeitraum begrenzt.<br />

Danach fiel das politische Interesse<br />

auf an<strong>der</strong>e prestigeträchtige Diszipl<strong>in</strong>en,<br />

und die positive Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Unfallchirurgie</strong><br />

musste nun durch persönliche Initiative,<br />

E<strong>in</strong>fallsreichtum, Improvisation und<br />

gezielte Fortbildung stabilisiert und fortgeführt<br />

werden.<br />

Für die dazu unabd<strong>in</strong>gbar notwendigen<br />

Auslandsbeziehungen <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Mediz<strong>in</strong>ischen Gesellschaften <strong>der</strong> <strong>DDR</strong>,<br />

<strong>der</strong>en Genehmigung und Kontrolle war offiziell<br />

zuständig das „Generalsekretariat<br />

<strong>der</strong> Mediz<strong>in</strong>isch­Wissenschaftlichen Gesellschaften<br />

<strong>der</strong> <strong>DDR</strong>“. Hier wurde auf e<strong>in</strong>e Ideologie­konforme<br />

Entwicklung und Gestaltung<br />

aller <strong>in</strong>­ und ausländischen Aktivitäten<br />

geachtet und gedrungen und die jeweils<br />

notwendige Genehmigung erteilt o<strong>der</strong><br />

verweigert. Der wissenschaftlich­fachliche<br />

Sachverstand bzw. die Sachdienlichkeit von<br />

Aktivitäten und ihrer Initiatoren wurde <strong>in</strong><br />

aller Regel h<strong>in</strong>ter die politisch­ideologische<br />

Bewertung gestellt. Gelegentlich bedurfte<br />

es <strong>der</strong> Fürsprache l<strong>in</strong>ientreuer, renommierter<br />

und damit e<strong>in</strong>flussreicher Kollegen,<br />

die Entscheidungsgremien zu positiven Urteilen<br />

zu bewegen, auch wenn diese For<strong>der</strong>ungen<br />

an den jeweiligen Kandidaten nicht<br />

immer vor<strong>der</strong>gründig erfüllt waren.<br />

Prof. Dr. W. Otto<br />

Am Park 5<br />

06184 Kabelsketal<br />

OT Dieskau<br />

DGU Mitteilungen und Nachrichten | Supplement 1/2008 5

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