GENUSSREICH FACETTENREICH TRADITIONSREICH
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auFgetiScht | STORy<br />
storY<br />
DER GARTEN EDEN IST EIN BIERGARTEN<br />
(d-bodensee-oberschwaben) die Prise oktoberfest für<br />
jeden Sommertag: biergärten sind besondere orte. ein<br />
schattiges Plätzchen unter Kastanien, ein kühles glas, ein<br />
leichter happen – schon ist die Welt wieder in ordnung. Wo<br />
das perfekte biergarten-Feeling wartet, steht hier.<br />
Eine ganz besondere Rolle im gastronomischen Jahreszyklus<br />
nimmt die Freiluftsaison ein. Eine Sonderstellung kommt dabei<br />
den Biergärten zu. Unter dichtem Laub relativiert sich so allerhand:<br />
Die Hitze zum Beispiel verwandelt sich in angenehme<br />
Wärme, die Hektik weicht ruhiger Gelassenheit, aus einem Bier<br />
wird ein erstes und ein letztes, die Gläser dazwischen zählt niemand.<br />
Ungezwungen, fast mediterran-entspannt, geht es in<br />
deutschen Biergärten zu. Und wo sonst das Geschrei der Kinder<br />
ungeduldige Blicke hervorruft, ist es im Biergarten fast schon<br />
so etwas wie eine Grundmelodie.<br />
und wer hat’s erfunden?<br />
Auch der Biergarten gehört im Ursprung zu den Erfi ndungen,<br />
die aus der Not entstanden sind. Früher gab es kaum Kühlmöglichkeiten,<br />
die Fässer lagerten in tiefen Kellern unter den<br />
Brauereien. So richtig frisch und kalt war das Bier eigentlich nur<br />
dann, wenn es mehr oder weniger direkt aus dem Braukeller<br />
kam. Also haben die Brauer ihren frischen Gerstensaft direkt in<br />
mitgebrachte Behälter abgefüllt, ein paar Bänke vor die Keller<br />
gestellt – fertig war der Ur-Biergarten.<br />
Naturgemäß hat das die Gastwirte in<br />
der Nähe der Brauereien wenig gefreut.<br />
Die sahen ihr eigenes Geschäft in Gefahr<br />
– schließlich zwang ein eigenes Biergarten-Gesetz<br />
die Streithähne zu einem<br />
Kompromiss: Die Brauer durften das<br />
Bier weiter direkt ausschenken – darüber<br />
hinaus aber nichts. Wer also Hunger<br />
hatte, der konnte nur in einer normalen<br />
Gastwirtschaft satt werden. Dass die Leute<br />
ihre Brotzeit indes selber in die Biergärten<br />
der Brauereinen mitbrachten, konnte<br />
niemand verhindern. Dieser Brauch hat<br />
sich bis heute in einigen Gastgärten gehalten.<br />
Das Recht, die Verpfl egung selber<br />
mitzubringen, existiert entgegen anders<br />
lautenden Behauptungen schon lange<br />
nicht mehr. Es kommt ganz auf die Kulanz<br />
der Gastwirte an. Es wäre auch zu<br />
schade, denn Selbstversorgern entginge<br />
ja der Genuss der Spezialitäten, die ambitionierte<br />
Biergarten-Gastronomien zu<br />
bieten haben.<br />
2<br />
Freiluft-genuss<br />
Ein berühmter Klassiker, der sich von<br />
Bayern aus in die Gastgärten von ganz<br />
Süddeutschland, Österreich und in der<br />
Schweiz ausgebreitet hat, ist der „Obadzde“.<br />
Diese herzhaft Paste aus verschiedenen<br />
Käsesorten, Butter, Gewürzen und<br />
Zwiebeln treibt dem Esser vor Glück und<br />
deftigen Aromen die Tränen in die Augen<br />
– der Wirt hat Freude an dem köstlichen<br />
Brotaufstrich, weil seine Schärfe den<br />
Durst fördert und somit den Bierumsatz.<br />
Gute Gartenwirtschaften orientieren sich<br />
an folgendem Original-Rezept bayrischer<br />
Herkunft: Zutaten für vier Personen: 500<br />
Gramm reifer Camembert, 40 Gramm<br />
Butter, 200 Gramm Frischkäse (Doppelrahmstufe),<br />
100 Gramm fein gewürfelte<br />
Zwiebeln, Schnittlauchröllchen nach Belieben,<br />
Salz, Pfeff er, Kümmel gemahlen,<br />
Paprikapulver, etwas Bier und Zwiebelringe<br />
zum Garnieren. Zubereitung: Der<br />
Camembert ist dann perfekt, wenn sein<br />
Innerstes beim Anschneiden dazu neigt,<br />
hervorzuquellen. Man bearbeite den<br />
wohlriechenden Freund mit einer Gabel,<br />
so dass er zu einer homogenen Masse<br />
verschmelze. Dann kommen die weiche<br />
Butter und der rahmige Frischkäse dazu<br />
– Kalorienzähler können an dieser Stelle<br />
auch mit Quark panschen, das Ergebnis<br />
bleibt dann aber weit hinter dem gehaltvollen<br />
Original zurück. Die Kräuter und<br />
Gewürze werden ebenfalls per Gabel untergemengt.<br />
Mit ein paar Löff eln Bier lässt<br />
sich die Konsistenz der duftigen Masse<br />
beliebig erzeugen, von kompakt fest<br />
bis cremig weich. Der Gaumen jauchzt<br />
besonders, wenn sich der Obadzde auf<br />
einem kräftigen Bauernbrot ausbreiten<br />
darf. Das einzig passende Getränk ist<br />
– wie könnte es anders sein – frisch gezapftes<br />
Bier.<br />
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