Hausen statt Wohnen – Von der Hart - KOBRA - Universität Kassel
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Einen hohen Stellenwert haben vor allem die Erdgeschosse <strong>der</strong> Häuser an den Hauptstraßen,<br />
aber auch vieler Eckhäuser, die zumeist für Handel, Gewerbe, Dienstleistungen<br />
o<strong>der</strong> Kneipen genutzt werden. Damit sind in solchen Quartieren die meisten alltäglich<br />
notwendigen Geschäfte und Dienstleistungen vorhanden und gut zu Fuß erreichbar. Sie<br />
liegen praktisch "um die Ecke" und können schnell aufgesucht werden. Zugleich sind<br />
dies auch Arbeitsplätze im Quartier. Durch die relativ hohe Bewohnerdichte <strong>der</strong> Quartiere<br />
erhalten sowohl die verschiedenen Geschäfte und Betriebe als auch <strong>der</strong> Öffentliche Personennahverkehr<br />
eine ökonomische Basis. Das Nebeneinan<strong>der</strong> von Fußwegen, Fahrrad,<br />
Straßenbahn, Bus und PKW ermöglicht auch eine Wahl <strong>der</strong> Transportmittel und schafft<br />
damit zugleich Gelegenheiten zum Verzicht auf den PKW (vgl. Holzapfel, H. 1997)<br />
6.1.3 Privat verfügbarer Freiraum<br />
Parzellierung und Grenzen sowie die straßenorientierte Bebauung ordnen jedem Haus<br />
eine Vorgarten und Hof zu. Dadurch besteht ein privater bzw. hausbezogener Freiraum,<br />
<strong>der</strong> im Alltag genutzt werden kann. Dieser ermöglicht den Wechsel zwischen drinnen und<br />
draußen, die Auslagerung verschiedener Tätigkeiten aus dem Haus. Haus o<strong>der</strong> Wohnung<br />
können entlastet werden, indem z. B. Kin<strong>der</strong> zum Spielen hinausgeschickt, Wäsche<br />
draußen aufgehängt o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Arbeiten im Hof erledigt werden.<br />
"Wie sonst sollte man hinaus kommen, Kontakte<br />
und Konflikte eingehen und auch Hilfe, Ergänzung,<br />
Information einholen können? Die Verfügung<br />
über Innenhaus und Außenhaus ist eine<br />
<strong>der</strong> minimalen Voraussetzungen zur verbindlichen<br />
Eroberung des Quartiers. (...) Das Außenhaus<br />
- Vorgarten, Eingang (Haustür), Hof und<br />
Garten sind solch ergänzende Orte und gleichzeitig<br />
verknüpfende Orte zwischen privater Verfügung<br />
und öffentlichem Kontakt, kontrolliert<br />
zwar, eingeschränkt, aber verfügbar." (Hülbusch,<br />
I. M. 1981: 7)<br />
Zugleich sind Vorgarten und Hof Freiräume,<br />
die es ermöglichen, draußen tätig zu werden.<br />
Sie geben Gelegenheiten, in <strong>der</strong> Straße an-<br />
wesend zu sein und erleichtern dadurch Kontakte zu Nachbarn und an<strong>der</strong>en Straßenbewohnern.<br />
Die Organisation des Quartiers bilden so eine Voraussetzung für die soziale<br />
Aneignung eines Stadtteils und für die Ausbildung von Konventionen, also sozialer Orientierung<br />
im Sinne von Verhaltenssicherheit über das, was von allen an<strong>der</strong>en akzeptiert<br />
und toleriert ist.<br />
6.1.4 Anlässe und Gelegenheiten<br />
Weil private Freiräume verfügbar wie nutzbar und Versorgungs- wie Ergänzungseinrichtungen<br />
im Quartier vorhanden sind, können die täglichen Wege gut zu Fuß bzw. mit dem<br />
125<br />
Abb. 70: Vorgarten und Treppe - gesicherte<br />
private Verfügung