22.11.2012 Aufrufe

Hausen statt Wohnen – Von der Hart - KOBRA - Universität Kassel

Hausen statt Wohnen – Von der Hart - KOBRA - Universität Kassel

Hausen statt Wohnen – Von der Hart - KOBRA - Universität Kassel

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

solche Siedlungen nicht an unterschiedliche Ansprüche <strong>der</strong> Bewohner angepasst werden<br />

und sich daher auch nach vielen Jahrzehnten nicht zu Stadtquartieren entwickeln.<br />

3.3.5.1 Weite Wege durch Funktionale Vorgaben<br />

Entgegen dem Versprechen kurzer Fußwege führen die Vorgaben von Bebauung, Erschließung<br />

und Freiflächengestaltung vor allem für Fußgänger zu Umwegen und damit zu<br />

weiten Wegen. Die zentrale Anlage von Gemeinschaftseinrichtungen und Versorgung<br />

zwingt alle Bewohner, die Entfernungen ins Zentrum zurückzulegen. Da die Auswahl an<br />

Läden und Infrastruktur hier aufgrund geringer Wohndichten gering ist, muss <strong>der</strong> weitergehende<br />

Bedarf außerhalb <strong>der</strong> Siedlung erledigt werden. Da auch die Erwerbsarbeitsplätze<br />

und die Erholungsgebiete außerhalb liegen, ist in diesen Siedlungen <strong>der</strong> PKW ein<br />

erzwungenes Transportmittel (vgl. Holz-Rau, C. / Kutter, E. 1995).<br />

3.3.5.2 Interne Erschließungssysteme - kein "Öffentliches Leben"<br />

Durch die introvertierte Erschließung wird ein "öffentliches Leben", das neben den Anwohnern<br />

auch zufällige vorbeigehende, fremde Passanten einschließt, verhin<strong>der</strong>t. Ringstraßen<br />

und Sackgassen sowie Wohnwege halten Nicht-Anwohner fern, denn für diese<br />

gibt es außer Besuchen keinen Anlass, sich in <strong>der</strong> Siedlung aufzuhalten. Die "Trennung<br />

<strong>der</strong> Verkehrsarten" führt so zum Verlust <strong>der</strong> Kommunikationsmöglichkeiten in <strong>der</strong> Straße.<br />

Die Autofahrer benutzen ihre separaten Verkehrsbän<strong>der</strong> und die zahlreich verästelten<br />

Wohnwege und Sackgassen sind so verwirrend und undurchlässig, dass sie nur von direkten<br />

AnwohnerInnen benutzt werden.<br />

"Ein öffentliches Leben in großstädtischem Sinne existiert nicht, es existiert nur erweitertes<br />

Privatleben in verschiedenen Graden." (Jacobs, J. 1963: 52)<br />

<strong>Von</strong> BewohnerInnen wie PassantInnen<br />

und Durchgangsverkehr werden hauptsächlich<br />

die Hauptstraßen genutzt. Dies<br />

sind häufig Fernverbindungen und<br />

Schnellstraßen in die Stadt, die die<br />

Hauptlast des PKW-Verkehrs und des<br />

ÖPNV tragen.<br />

Die Anordnung <strong>der</strong> Geschäfte, sozialen<br />

Einrichtungen etc. entlang dieser Straßen<br />

zentriert die Nutzer zusätzlich an<br />

diesen Stellen und gibt keinen Anlass,<br />

in Nebenstraßen auszuweichen. Das<br />

Abb. 18: Sackgassen und Wohnwege <strong>–</strong> eine unübersichtliche<br />

und undurchlässige Erschließung.<br />

"ruhige" und "abgeschlossene" <strong>Wohnen</strong> behin<strong>der</strong>t also öffentliches Leben in den Siedlungen<br />

und zentralisiert es an an<strong>der</strong>er Stelle <strong>–</strong> in den Einkaufszentren <strong>der</strong> Siedlungen, an<br />

den Hauptstraßen und in den angrenzenden Stadtquartieren, <strong>der</strong>en Anwohner schließ-<br />

56

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!