Hausen statt Wohnen – Von der Hart - KOBRA - Universität Kassel
Hausen statt Wohnen – Von der Hart - KOBRA - Universität Kassel
Hausen statt Wohnen – Von der Hart - KOBRA - Universität Kassel
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
aber für mehr als Kochen Platz haben. So ist die Küche gerade in Familien zumeist auch<br />
Treffpunkt und Aufenthaltsort. Wie soll man sonst Neuigkeiten austauschen, wenn eine<br />
kochen muss. Hier werden neben dem Kochen alltägliche Geschichten, Erlebnisse erzählt,<br />
Tratsch ausgetauscht, Hausaufgaben geschrieben, wird gegessen. Sie muss also<br />
groß genug sein, um all diese Tätigkeiten zuzulassen. Zusätzlich zur Küche sind Abstell-<br />
und Lagerräume notwendig. Sie sind die Vorraussetzung dafür, dass Sachen und Lebensmittel<br />
aufgehoben, Vorräte angelegt werden können. Die Zimmer müssen einzeln<br />
betretbar sein, damit sie unabhängig von einan<strong>der</strong> und damit auch von verschiedenen<br />
Personen in Ruhe genutzt werden können. Zugleich sollen sie auch von ihrer Größe und<br />
ihrem Zuschnitt her variabel nutzbar sein. Eine Erschließung ist notwendig, die die Räume<br />
verbindet und getrennt zugänglich macht. Der Flur ist daher als Verbindungs- und<br />
Zwischenraum wichtig. Er bietet zugleich Platz zum Ankommen und Weggehen, zum Abstellen,<br />
und nicht zuletzt zum Spielen.<br />
Räume wie <strong>der</strong> Keller und <strong>der</strong> Dachboden erweitern den Platz um Lager- aber auch um<br />
Aufenthaltsorte.<br />
Doch <strong>der</strong> Platz im Haus/in <strong>der</strong> Wohnung reicht alleine nicht aus.<br />
"Und die kleinste Einheit in <strong>der</strong> Hierarchie <strong>der</strong> Weiterungen des sozial verstandenen Lebensraumes,<br />
dem die materielle Aus<strong>statt</strong>ung und Verfügung nur Grundlage ist, beschränkt sich<br />
nicht auf das Innenhaus. Wie sonst sollte man hinaus kommen, Kontakte und Konflikte eingehen<br />
und auch Hilfe, Ergänzung, Information einholen können? Die Verfügung über Innenhaus<br />
und Außenhaus ist eine <strong>der</strong> minimalen Voraussetzungen zur verbindlichen Eroberung<br />
des Quartiers."(Hülbusch, I.M. 1981:7)<br />
So gibt es Tätigkeiten wie z.B. Wäsche aufhängen, Spielen, Garten machen, die eben nur<br />
draußen gemacht werden können. Dazu ist ein naher und sicher verfügbarer Platz notwendig.<br />
Hierhin kann die tägliche Arbeit verlagert werden. Zugleich gibt er die Möglichkeit<br />
und die Legitimation, sich draußen aufzuhalten, und draußen tätig zu sein. Dies beinhaltet<br />
zugleich die Gelegenheit, z.B. mit <strong>der</strong> Nachbarin zu tratschen - also Informationen<br />
auszutauschen, einen Rat zu erhalten o<strong>der</strong> einfach die Gesellschaft zu genießen.<br />
Zusätzlich zu diesem privat verfügbaren Platz braucht es einen gesicherten privaten Zugang<br />
zur Straße und Anteil an <strong>der</strong> Straße. Er beinhaltet die Möglichkeit, unkompliziert auf<br />
die Straße zu gelangen. Damit besteht auch die Option, von einem gesicherten Bereich<br />
aus an <strong>der</strong> Straßenöffentlichkeit teilzunehmen, bzw. die Straße vom Haus aus zu beobachten<br />
und damit zu beaufsichtigen (vgl. Jacobs 1963:32).<br />
Damit die verschiedenen Arbeitsorte in <strong>der</strong> Alltagsarbeit praktisch verknüpft werden<br />
können, dürfen die Wegestrecken nicht zu groß sein.<br />
"Je entfernter eine Gelegenheit, desto geringer <strong>der</strong>en Benutzungsintensität." (Hülbusch,<br />
I.M./Läsker-Bauer, U. 1978:13)<br />
Die Arbeitsorte müssen also am Haus/am Gebäude liegen und die Häuser/Gebäude dürfen<br />
nicht zu hoch sein.<br />
"Mit zunehmen<strong>der</strong> Geschoßzahl ab 3. Obergeschoß noch vom "Außenhaus" sprechen zu wollen,<br />
wird zur Farce." (Böse, H. 1989a:58)<br />
158